App-Kritik: Olaf Kroll von Magine TV drückt bei Doodle zwei Augen zu.

doodle-app-kritikOlaf Kroll ist Deutschland-Chef der TV-Streaming-App Magine TV. Sein Job: Fernsehzuschauer von der Mattscheibe auf den mobilen Screen locken. Weil das in einem Fernsehland wie Deutschland eine zeitaufwändige Aufgabe ist, muss Kroll anderswo Zeit sparen – z.B. bei der Terminkoordination. Für mobilbranche.de hat der bekennende Tango-Liebhaber deshalb die Termin-App Doodle (iOS) getestet. Für die Verabredung zum gemeinsamen Mittagessen ist Doodle „die Erlösung“, für „Umfragen, die über das Niveau von Party-Einkaufslisten hinausgehen“, bietet sich Doodle aus Sicht von Olaf Kroll allerdings nur bedingt an. Auch beim Design und in Sachen Sicherheit gibt’s was zu meckern. Mit zwei zugedrückten Augen lässt’s sich aber trotzdem ganz gut doodlen.

doodle app kritik 3Terminkoordination, bevor es Doodle gab? Für mich mittlerweile so unvorstellbar wie Fernkommunikation vor der Erfindung des Telefons. Man denke nur an all die schier unendlichen Emailverläufe, die eine einfache Verabredung zum Mittagessen nach sich zog! Doodle war da nicht einfach irgendeine neue Anwendung – es war die Erlösung. Endlich konnten beliebig viele Teilnehmer in kürzester Zeit einen Lunch-Termin finden oder in Online-Umfragen eine Auswahl treffen. Als großer Fan von superschlauen und gleichzeitig simplen Ideen war ich natürlich ein Doodle-Nutzer der ersten Stunde. Und daran hat sich bis heute nichts geändert: Vor allem verwende ich es für spontane Terminabsprachen geschäftlicher und privater Natur. Neben der Zeit, die ich dadurch einspare, überzeugt mich das klare Interface: Mit einem Blick habe ich bei Doodle alles Wesentliche erfasst. Und kann ganz unkompliziert von unterwegs aus an Umfragen teilnehmen oder selber welche erstellen.

Als nettes Add-On hat sich auch die Chat-Funktion erwiesen: Damit klären sich Fragen unter den Umfrageteilnehmern schnell und problemlos. Kontakte aus dem Adressbuch lassen sich easy implementieren und durch die Verbindung mit Outlook, iCal und Google Calendar vermeide ich nervige Terminkonflikte. Noch übersichtlicher wird das Ganze durch die Verknüpfung mit Facebook und Google. Und würde ich nicht versuchen, Push-Nachrichten auf das Nötigste zu reduzieren, könnte ich mich von Doodle auch noch in Echtzeit über alle Änderungen informieren lassen.

Doch natürlich hat auch ein Alltagserleichterter wie Doodle seine Schattenseiten. Den Ästheten unter uns ist vor allem das veraltete Design ein Dorn im Auge: Die iOS- und Android-App stellt in dieser Hinsicht leider nur absolute Pragmatiker zufrieden. Grundsätzlich geht für mich Funktionalität natürlich auch vor Appearance – die Kombination aus beidem macht aber nach wie vor am meisten Spaß. Für Umfragen, die über das Niveau von Party-Einkaufslisten hinausgehen, bietet sich Doodle auch nur bedingt an. Als Tool für größer angelegte Studien wie empirische Meinungsumfragen ist es leider vollkommen ungeeignet.

Und auch beim Thema Datenschutz gibt es einiges auszusetzen – auch wenn sich da ja meist die Geister scheiden. Natürlich finde auch ich es praktisch, mehrere Apps zu verknüpfen, um bei all den verschiedenen Tools nicht den Überblick zu verlieren. In Hinblick auf geschäftliche Terminabsprachen oder Auswahlverfahren lohnt es sich jedoch, den ein oder anderen Gedanken an die Sicherheit zu verschwenden. Als Unternehmen mit Sitz außerhalb der europäischen Union ist Doodle im Hinblick auf Datenübermittlung nicht an die europäischen Richtlinien gebunden. Abstimmungseinträge von Teilnehmern ohne eigenen Account sind ungeschützt. Das bedeutet, dass jeder Benutzer, der den Link zur Abstimmung hat, mittels Parametermanipulation die Einträge jedes anderen verändern kann. Außerdem sind Doodle-Umfragen im kostenlosen Account nicht SSL-verschlüsselt, wodurch die Daten transparent übertragen werden. Aus dieser Warte ist es für mich nur verständlich, dass viele Firmen und IT-Richtlinien die Nutzung von Doodle aus datenschutzrechtlichen Gründen untersagen.

Fazit: Als kleiner Alltagserleichterter wird mich Doodle auf jeden Fall weiterhin begleiten – auch, wenn ich in Sachen Design dabei zwei Augen zukneife. Bei komplexeren Abstimmungsprozessen mit vertraulichem Inhalt sind jedoch andere Tools meine erste Wahl. Nichts für ungut, Doodle, aber im Zweifel gilt auch für ein genial simples Tool wie dich: Sicher geht vor einfach.

olaf-kroll-maginetvOlaf Kroll ist seit Juni 2015 Deutschland-Chef beim schwedischen TV-Streaming-Anbieter Magine TV. Zuvor war Kroll u.a. bei Hulu, MySpace und Sony. Während eines halbjährigen Sabbaticals in Argentinien hat sich Kroll in die Geheimnisse der Tango-Tanzkunst einführen lassen und ganz nebenbei sein Spanisch aufgefrischt. 

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