„Beginn einer neuen Ära im App-Ökosystem“: Umfrage zur Öffnung von iOS für alternative App Stores

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Spätestens am 17. Februar 2024, dem Ende der Übergangsfrist, wird der neue Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union (EU) Apple und Google dazu zwingen, ihre mobilen Ökosysteme in Europa für andere Anbieter zu öffnen. Für Google als Android-Betreiber, der seit Anfang an alternative App Stores und Sideloading zugelassen hat, ist das nur ein kleiner Einschnitt, der Google dazu zwingt, Publisher bei In-App-Käufen nicht mehr so stark ins eigene Zahlungssystem zu drängen wie bisher. Für Apple hingegen bedeutet der DMA einen viel stärkeren Einschnitt, während App Publisher sich ab sofort auf alternative Wege für die User Acquisition vorbereiten können.

Denn durch den DMA, mit dem die EU die größten Onlineplattformen der Welt in die Schranken weisen will, werden innerhalb der EU erstmals Sideloading und alternative App Stores von Drittanbietern fürs iPhone und iPad möglich. Damit öffnen sich zwei neue Wege für die User Acquisition und den App-Download unter iOS, die Apple fast 15 Jahre lang blockiert hatte. Apple begründete dies immer wieder mit Sicherheitsgründen – und wenn das nicht reichte, auch mit der tollen User Experience in seinem perfekt orchestrierten Ökosystem. Der DMA soll in jedem Fall für mehr Wettbewerb und für fairere Bedingungen für App Publisher sorgen. Schließlich kassiert Apple bei jedem In-App-Kauf oder kostenpflichtigen App-Download eine Umsatzbeteiligung von 30 Prozent, von Entwicklern auch „Apple-Steuer“ genannt.

Für unsere große Umfrage haben wir deshalb führende Köpfe der Mobilbranche gefragt: „Welche Veränderungen erwarten Sie fürs App Business, wenn Apple spätestens im Februar 2024 in der Europäischen Union iOS für alternative App Stores und Sideloading öffnen muss?“

Laura Schwarz, Senior Director of Sales EMEA bei Airship

„Unsere neueste Airship-Studie unter 11.000 Verbrauchern weltweit ergab, dass die Suche und das Stöbern in den App Stores von Apple und Google weiterhin die beliebteste Methode ist, um neue Apps zu entdecken, und dies gilt für alle Einkommensstufen, Generationen und die meisten Länder. Vor diesem Hintergrund können App Stores von Drittanbietern den Wettbewerb und die Nutzererfahrung (zumindest für Power-User) verbessern, dennoch ist die Entwicklung mit Herausforderungen verbunden und die Messlatte liegt hoch. Denn jede App wird von Apple sorgfältig geprüft bevor sie in den App Store aufgenommen wird, um eine sichere und vertrauenswürdige Umgebung für iPhone-Nutzer zu gewährleisten. Darüber hinaus entwickelt Apple seine strikten Richtlinien ständig weiter und Apps müssen begründen, warum sie eine permanente Standortverfolgung benötigen und nicht nur während der Nutzung. Deshalb sollte jeder neue App Store eines Drittanbieters von den Verbraucherschutzmaßnahmen lernen, die sowohl der App Store als auch der Google Play Store eingeführt haben und weiter vorantreiben.“

Stefan Bielau, Managing Partner von Dynamo Partners

„Apple wird hinsichtlich Gebührenstruktur oder technischen Anpassungen nichts ändern. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Apple wieder stärker in die direkte Beziehung zu den Entwicklern investieren wird: Ansprechpartner, Review Clinics mit Experten, Support von Partnerschaften, die iOS als Plattform nutzen wollen etc. – sprich, die persönliche Komponente und Nahbarkeit von Apple als Unternehmen wird wieder stärker im Vordergrund stehen.“

Melissa Bohlsen, CMO bei AVOW

„Die jüngste Entscheidung, Apple dazu zu bringen, iOS in der Europäischen Union für alternative App Stores und Sideloading zu öffnen, markiert den Beginn einer neuen Ära im App-Ökosystem. Für App-Entwickler und Marken eröffnen sich damit weitreichende Chancen. Insbesondere erweitern sich die Vertriebskanäle und es ermöglicht mobilen OEMs, ihre eigenen App Stores in dieses wachsende Ökosystem zu integrieren.

Mehr noch, App-Entwickler erhalten einen größeren Spielraum für Innovationen. Sie sind nicht mehr strikt an Apples App-Store-Richtlinien gebunden und können somit neue App-Kategorien und Monetarisierungsmodelle erkunden, die zuvor nur eingeschränkt zugänglich waren. Aus Marketingsicht entstehen auch neue Werbemöglichkeiten in verschiedenen App Stores. Deshalb ist es für Entwickler entscheidend, sich rasch an diese sich verändernde Mobile-Landschaft anzupassen, um ihr Zielgruppen-Potenzial voll auszuschöpfen. Kurz gesagt: Es sind aufregende Zeiten für alle, die im App-Bereich arbeiten. Wir, als Experten für mobile OEMs und alternative App Stores, sind optimal positioniert, um diese Veränderungen im Interesse unserer Kunden und der gesamten mobilen Community zu begleiten und zu nutzen.“

Andre Kempe, Gründer von Admiral Media

„Ich glaube, dass die Öffnung theoretisch zu mehr Wettbewerb, mehr Innovation und mehr Freiheit für Entwickler bedeuten könnten. So recht daran glauben kann ich nur nicht. Apple ist einfach zu mächtig und ist vermutlich in der Lage, diese Öffnung in einer Weise zu kontrollieren und zu steuern, dass ganz bestimmte Voraussetzungen von den Stores erfüllt werden müssen, um auf iOS-Geräten zu funktionieren. Aus Sicht der Entwickler gedacht, glaube ich auch nicht so recht daran, weil ein anderer Store weniger Reichweite haben wird, geringere Conversion Rates, etc. – das wiederum wird einen möglichen Preisvorteil (geringere Gebühren für Entwickler) schnell wieder zunichte machen.“

Peggy Anne Salz, Chief Content Officer, MMA Germany

„Die Nachricht markiert die Ankunft der App Economy 2.0, eines neuen Geschäftsökosystems, in dem App-Owner und App-Entwickler mit bestehenden Apps und Strategien, die sich alternative App Stores und Vertriebskanäle zunutze machen, um neue Zielgruppen zu erreichen, neues Wachstum erzielen können. Diese App Stores werden jedoch zu lauten und überfüllten Orten, an denen die Entdeckbarkeit der jeweiligen App (App Discovery) und nicht das dominierende App-Store-Duopol das größte Hindernis für den Erfolg darstellen wird. Glücklicherweise ist die Frage, wie man seine App bekannt macht, nicht neu, und ein Jahrzehnt der Innovation seit der Einführung der App Stores im Jahr 2007 hat neue Ansätze hervorgebracht, wie z. B. Glance, eine beliebte Plattform, die es den Verbrauchern ermöglicht, direkt auf dem Sperrbildschirm ihres Geräts auf Inhalte verschiedener Apps und Anbieter zuzugreifen und diese zu genießen. Nach den enormen Zuwächsen in der APAC-Region ist die Einführung von Glance in Europa ein Ereignis, auf das man mit Spannung warten kann.“

Lasse Gruner-Lüders, Geschäftsführer von appmotion

„Vermutlich bleibt Apples App Store für die breite Masse die Plattform der Wahl. Nach 15 Jahren ‚App-Store-Monopol‘ hat er sich durchgesetzt und wird als besonders vertrauenswürdige Plattform wahrgenommen. Das Ganze könnte sich ändern, sofern sich ein anderer Store durchsetzt oder sich Firmen von Apples App Store abwenden sollten. Die alternativen Möglichkeiten könnten sich für viele Unternehmen lohnen, selbst als Option, die parallel zu Apple genutzt wird. Der Grund sind die Kosten, denn aktuell landen davon bei jedem Kauf 30 % bei Apple. Für kleine App-Projekte und Start-ups ist das besonders attraktiv, denn damit können Projekte kostengünstiger ermöglicht werden. Daher wäre es keine Überraschung, wenn die Einführung der Vorgabe ohne großen Trommelwirbel erfolgt, anders als beim kürzlich eingeführten USB-C-Standard für iPhone & Co.“

Ville Mikkola, Regional Director DACH von AppsFlyer

„Fragt man App-Vermarkter, wie sie qualitativ hochwertige Nutzer in großem Umfang generieren, antworten sie in der Regel mit einer Handvoll von bekannten Netzwerken als ihre wichtigsten Wachstumstreiber. Aber in einer zunehmend kostspieligen und gleichzeitig datenschutzzentrierten Realität sind Vermarkter gefordert, kreativer über die Nutzerakquise nachzudenken und alternative Werbeplattformen nicht zu übersehen. Denn die Diversifizierung der Kanäle kann einen erheblichen Wettbewerbsvorteil darstellen.

Die datenschutzbedingten Einschränkungen bedeuten, dass weniger Datensignale für die Optimierung zur Verfügung stehen, was die Aufgabe, hochwertige Nutzer in großem Umfang für eine App zu gewinnen, erschwert. Bereits mit dem nächsten großen Software-Update für iPhones könnte das Sideloading von Apps erlaubt werden – dann könnten auch OEMs und alternative App-Stores im Marketing rasch an Bedeutung gewinnen. Sie bieten einen direkteren Zugang zu den Verbrauchern, und Vermarkter werden hier auf eine Reihe bisher ungenutzter Möglichkeiten für die Bewerbung von Apps und neue Zielgruppen stoßen. Bleibt abzuwarten, wie das bei den Verbrauchern ankommt – Fakt ist: Unternehmen, die den Schritt wagen und einen alternativen App Store aufbauen wollen, werden massiv in die Aufrechterhaltung von Datenschutz und Sicherheit investieren müssen – ein wesentlicher Grund für den bisherigen Widerstand durch Apple – sonst werden Verbraucher die Walled Garden von Apple und Google kaum verlassen.“

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