„Apple macht nicht mit!“: Stimmen zum iPhone 15

Die gestern vorgestellten iPhone-15-Modelle haben gegenüber der 14er-Serie deutliche Verbesserungen erhalten. Das Einstiegsmodell für 949 Euro ist jetzt ungefähr mit dem vorherigen iPhone 14 Pro zu vergleichen. Die Pro-Modelle (ab 1.199 Euro) bestechen gegenüber dem Vorgänger durch Titan- statt Edelstahl-Rahmen und schmaleren Rändern. Der ehemalige Stummschalter wird durch einen programmierbaren Action-Button ersetzt, der mit Funktionen wie Taschenlampe, Sprachaufnahme oder Wechsel zur Kamera belegt werden kann. Viel Wert wurde bei der Präsentation auf den neuen A 17 Pro Chip und seine Grafikleistung auf dem Niveau von Spielekonsolen gelegt, der das iPhone 15 Pro laut Produktwerbung von Apple zu einem„Gaming-Monster“ machen soll. Die offizielle Pressemeldung von Apple zur Präsentation finden Sie hier.

Exklusive Umfrage zur Innovationskraft von Apple

Wir haben nach der Präsentation in einer exklusiven Umfrage erste Stimmen von Experten der Mobilbranche zur Innovationskraft von Apple eingefangen. Lesen Sie hier, was „Mr. Mobile“ Mark Wächter, Ville Mikkola von AppsFlyer, Kristian Kerkhoff von Demodern, Lasse Gruner-Lüders von appmotion sowie andere Mobile-Experten für Eindrücke vom Apple Event mitgenommen haben. Die zentrale Frage von uns an die Experten lautet dabei: „Hat Apple noch die Innovationskraft früherer Jahre?“

Ville Mikkola, Regional Director DACH bei AppsFlyer

„Während alle Augen beim gestrigen Apple Event auf das iPhone 15 bis 15 Pro Max, das lang erwartete Ende des Lightning-Anschlusses zu Gunsten von USB-C, auf Titan-Material und den höheren Zoomfaktor gerichtet waren, haben mich persönlich die drei Minuten begeistert, die in der Key Note dem Thema Gaming gewidmet waren. Denn versprochen wurde „Next-Level Mobile Gaming“ mit Raytracing und KI-Upscaling, und die dazu gelieferten Bilder und Beispiele waren tatsächlich eine Augenweide: Der Grafikprozessor der Profiklasse ist bis zu 20 % schneller und soll “völlig neue Erlebnisse” ermöglichen – ein deutliches Plus an Spitzenleistung und Energieeffizienz. Mit dem hardwarebeschleunigtem Raytracing, das viermal schneller sein soll als softwarebasiertes Raytracing, können wir mit dem iPhone 15 Pro eine flüssigere Grafik sowie realistischere AR-Anwendungen und Spielerlebnisse erwarten.

Besonders spannend: Auf dem iPhone 15 Pro werden in Bälde Konsolen-Titel verfügbar sein, die es so noch nie auf einem Smartphone gab, wie Resident Evil Village, Resident Evil 4, Death Stranding und Assassin’s Creed Mirage. Und der Support für alle Konsolen-Controller lässt mich auf ein Switch-ähnliches Controller-Setup in der Zukunft hoffen – aber das ist nur mein persönlicher Wunsch! Apple erweitert also sein Ökosystem, denn in den letzten Jahren ist das Unternehmen stark in den Markt für mobile Spiele vorgedrungen – spätestens jetzt sind die Zeiten vorbei, in denen Mobile Games das ‚Stiefkind‘ waren und umso mehr wird das plattformübergreifende Marketing in den Fokus der Branche rücken.“

Matthias Steinforth, Gründer und Geschäftsführer von kernpunkt

„Apple braucht keine Innovationen für das iPhone mehr: Das Ökosystem aus Hardware, Apps und Abo-Diensten funktioniert und wächst. Der Blick geht eher in Richtung neuer Hardware-Devices und da setzt Apple mit seiner VR-Brille bereits einen Benchmark.“

Laurent Burdin, Gründer von Space and Lemon Innovations

„Innovation wird in dieser Sequenz von KI, Health Tech und Mobilität (EV/AV) gezogen. Apple macht da nicht mit. Nichts sichtbares zumindest. Nur kleine Innovationen, wie Kameras im iPhone 15. Nun: Viele kleine Innovationen wie im Vision Pro reichen aus, um Taktgeber zu sein und ‚Muskeln‘ zu zeigen.“

Kristian Kerkhoff, Co-Gründer und Managing Director Demodern

„Bei Apple arbeiten großartige Produktdesigner. Diese schaffen es immer wieder aus technischen Gadgets echte Lifestyle-Produkte zu machen und Milliarden Menschen für diese zu begeistern. Dabei geht das Unternehmen zwar mit der Zeit, macht aber nicht jeden Trend mit. Ein faltbares Handy zum Beispiel bringen andere Firmen heraus. Dennoch hat Apple immer bewiesen, dass manche Produkte erst mit dem richtigen Design gut werden. Das war beim MP3-Player so, beim Handy, der Smartwatch, Kopfhörern und auch beim Streamen von Musik. Erst Apple hat durch seinen Sinn für gutes Produktdesign aus den schon vorher existierenden Technologien ein Produkt geformt, das sich durchsetzt.

Aktuell zeigt Apple Interesse am Bereich virtueller Kommunikation. Vor einigen Monaten wurde die Vision-Pro-Brille vorgestellt. Gestern kam der nächste Schritt, nun gibt es die Möglichkeit „spatial video“-Aufnahmen zu machen. Klingt zunächst nach einem kleinen Feature. Dahinter steckt jedoch die Idee, dass dank einfacher Technik nun jedermann räumliche Inhalte für virtuelle Umgebungen erstellen kann. Apple zeigt damit, dass es nach und nach ein ganzes Ökosystem für virtuelle, räumliche Kommunikation aufbaut. Das ist für mich die eigentliche Innovation. Das geht nur leider in den Diskussionen über die etwas größere Kamera oder die neuen Farben des iPhone 15 etwas unter.“

Andre Kempe, Gründer von Admiral Media

„Unbedingt! Vielleicht ist beim Smartphone gerade eine Art Entwicklungs-Spitze erreicht worden, jedoch zeigt Apple dauernd innovative Produkte und Software wie bspw. mit der Vision-Pro-Brille, die ganz neue Interaktions-Welten eröffnen und sicherlich unsere Sichtweise auf derartige Brillen verändern wird.“

Mark Wächter, Executive Chairman MMA Germany, Vorsitzender BVDW Ressort Metaverse aka Mr. Mobile

„Eindeutig ja – wie gerade erst wieder mit der Apple Vision Pro Ankündigung bewiesen. Eine über Jahre entwickelte, komplett neue Hardware-Plattform samt angeschlossenem visionOS, App Store und technischen Highlights wie Optic ID Authentifizierung oder Gestensteuerung. Aber Apple ist eben auch absoluter Meister im High-End „Aus-Engineeren“ bestehender Plattformen, deren Formsprache auserzählt ist – wie im Falle von Smartphones oder Smart Watches. Das mag langweilig erscheinen, ist aber am Ende eher eine Bestätigung der durchdachten Design-Sprache und der durchdefinierten User Experience. Die Königsdisziplin aber, die Apple wie kein zweiter versteht umzusetzen, ist die Pflege und intelligente Verzahnung des eigenen Ökosystems und damit des Lock-In-Effektes auf Kundenseite. Die neuen iPhones können dreidimensionale, sogenannte Spatial Videos aufnehmen, die ich dann in meiner Vision Pro abspielen kann. So wird jeder User ein bisschen zum Metaverse Builder.“

Lasse Gruner-Lüders, Geschäftsführer von appmotion

„Apple wird immer wieder nachgesagt, dass sie nicht mehr innovativ sind. Ich persönlich sehe das nicht so, denn die Rahmenbedingungen haben sich verändert. Mit der Einführung des iPhones kam eine radikale Innovation, die die Märkte verändert und teils sogar geschaffen hat.

Die Innovationskraft lässt sich jedoch nur erkennen, wenn man Apples komplettes Ökosystem betrachtet. Bei Apple hängen alle technischen Produkte miteinander zusammen und jedes führt abwechselnd eine Innovation ein. Wenn man nun die Vision Pro als Ablöser des iPhone betrachtet, lässt sich die Innovationsstrategie und -kraft erkennen. Sie wird sich im Markt und der Gesellschaft allerdings schleichend etablieren.

Bis dahin muss Apple weiterhin verstärkt auf das Marketing setzen und sich immer wieder große Geschichten zu kleinen Features einfallen lassen. So wird das Gefühl vermittelt, dass Apple ideenlos sei. Doch die September Keynotes bringen seitdem inkrementelle technische Innovationen. Die Weiterentwicklungen sind weiterhin extrem anspruchsvoll und teilweise technisch disruptiv.

Aber vielleicht sollten wir unsere Definition von Innovation in der heutigen Zeit auch verlagern – Weg von immer leistungsstärker werdenden Produkten und hin zum nachhaltigen Umgang mit begrenzten Ressourcen. Wie in der gestrigen Keynote gesehen, scheint Apple auch hier wieder zu beweisen, was es bedeutet Innovation nicht nur im technischen, sondern auch in der Führung zu leben.“

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