Interview mit Matthias Schoen von Trademob: „Real-Time-Bidding ist das nächste große Ding“.

Trademob_Matthias Schoen

„Ich glaube, dass in Zukunft nur noch Apps eine Chance haben werden, die sehr innovativ sind und etwas bieten, was es so noch nicht gibt“, sagt Matthias Schoen von Trademob im Hinblick auf das steigende App-Angebot in den Stores. Ist eine App wirklich innovativ und marktreif sollten Entwickler und Publisher einen 360°-Ansatz über alle Medien hinweg wählen, empfiehlt Schoen. Dabei sei Facebook-Werbung besonders wirkungsvoll. Wir haben Matthias Schoen, CPO des Technologieexperten für Mobile App Marketing Trademob, am Rande der Mobile App Europe in Postdam getroffen und mit ihm darüber gesprochen, worauf es beim App-Marketing ankommt und welche Potenziale Real-Time-Bidding hat. Matthias Schoen wird übrigens am 13. November im Berliner BASE_camp den 12. Mobilisten-Talk zum Thema App-Marketing mit der Keynote „Sleeping giants: gaining value by waking your users with mobile app retargeting“ einleiten.

mobilbranche.de: Wie von dir in deinem Vortrag beschrieben, ist es relativ teuer neue App-Nutzer zu akquirieren. Welche Möglichkeiten gibt es und warum sind die Kosten je nach Plattform so unterschiedlich?

Matthias Schoen: Generell lässt sich der Install-Markt nach verschiedenen Kanälen unterteilen. Es gibt einen Kanal, den wir entweder Incentivized oder Rewarded Traffic beziehungsweise Downloads nennen. Da ist man heutzutage noch in der Lage, für den Install zwischen 0,50 und 1,00 Euro zu bezahlen. Das funktioniert im Kern so, dass Nutzer durch Goodies oder Incentives in einer anderen App zum Download einer App motiviert werden. Dieses Modell liefert oftmals noch sehr gute Ergebnisse. Das Problem daran ist, dass viele Nutzer die App nur wegen des Goodies herunterladen, die App selbst aber anschließend nicht nutzen.
Dann gibt es verschiedene andere ganz normale Display-Kanäle, über die z.B. in Form von In-App-Banner-Werbung eine App beworben wird. Das kostet dann zwischen 2,00 bis 3,00 Euro pro Installation. Außerdem gibt es Facebook, die letztes Jahr ihr App-Produkt auf den Markt gebracht haben und je nach App-Kategorie und Reichweite zwischen 1,80 und 3,50 Euro pro Install in Deutschland berechnen. Das erklärt auch die Heterogenität in Sachen Install-Preise. Wir erwarten, dass Facebook Marktanteile hinzugewinnen wird. In den USA hat Facebook bereits einen Marktanteil zwischen 50 und 60 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass Facebook es schafft mit den Daten, die sie zur Verfügung haben, sehr engagierte App-Nutzer zu generieren.

mobilbranche.de: Warum kostet es denn deutlich mehr einen iOS-Nutzer zu akquirieren als einen Android-Nutzer?

Matthias Schoen: Im Durchschnitt ist der Cost Per Install (CPI) tatsächlich höher für iOS-Apps als für Android-Apps. Das ist aber auch sehr abhängig vom Zielmarkt und der Kategorie der App. Im Grunde steht aber fest: Man bezahlt mehr für bessere Qualität. Apple-User haben einen besseren Customer Lifetime Value (CLV). Zum einen weil Apple eine sehr loyale User-Base hat, zum anderen haben Apple-User im Durchschnitt aber auch eine höhere Zahlungsbereitschaft, wenn es um den Kauf von Apps geht. Auch innerhalb einer App geben iOS-Nutzer bisher mehr Geld aus als Android-Nutzer der gleichen App. Zusammengefasst heißt das also: iOS-User sind für Developer meist die lukrativere Zielgruppe.

mobilbranche.de: Wie kann man den Nutzer am besten bei der Stange halten. Gibt es da Best-Practices?

Matthias Schoen: Ich glaube bevor man überhaupt über Marketing nachdenken sollte, muss man über das eigene Produkt nachdenken. Das Produkt muss exzellent sein. Es bringt nichts, für ein schlechtes Produkt Marketing zu machen. Das hat noch nie funktioniert. Wenn das Produkt gut ist, der Prototyp gut angenommen wurde, das Produkt darüber hinaus getestet und weiterentwickelt wurde und der Markt dafür da ist, sollte man zur Steigerung des User-Engagements einen 360°-Ansatz über alle Medien hinweg wählen. Im Mobile-Bereich können mit Display-Kampagnen zum Beispiel neue Nutzer gewonnen werden. Mit Retargeting- und Re-Engagement-Kampagnen haben App-Anbieter die Möglichkeit, einerseits inaktive Nutzer mit gezielten Botschaften zu reaktivieren und andererseits die Anzahl der Transaktionen innerhalb der App zu steigern.

mobilbranche.de: Du hast das eben schon erwähnt. In erster Linie ist es wichtig eine gute App zu haben. Doch während das App-Angebot zunimmt, verbringen User immer mehr Zeit mit der Nutzung immer weniger Apps. Wird es für App-Entwickler immer schwieriger ihre App im Alltag des Nutzers zu etablieren?

Matthias Schoen: Das ist eine Frage, die so einfach nicht zu beantworten ist. Fakt ist, dass die Nutzer ihre Gewohnheiten entwickeln. Da ist es für neue Apps immer schwierig, im Nutzeralltag eine Rolle zu spielen und sich durchzusetzen, wie bei allen Produkten.
Ich glaube, dass in Zukunft nur noch Apps eine Chance haben werden, die sehr innovativ sind und etwas bieten, was es so noch nicht gibt. Die 20. App mit der man seine eigenen To-Dos managen kann, hat meines Erachtens keine Aussicht auf Erfolg. Doch es gibt noch genügend Themen, wo Apps wirklich Mehrwert bieten können. Zum Beispiel in Sachen Verbindung von Offline und Online – etwa im Handel. Ich glaube in dieser Richtung werden wir zukünftig eine Reihe spannender Innovationen sehen.

mobilbranche.de: Ist Mobile Real-Time-Bidding das nächste große Ding?

Matthias Schoen: Wir glauben ja. Gemessen an den aktuellen Zahlen ist Programmatic Buying der Wachstumsmarkt schlechthin. Die Mobile-Branche ist in der Lage, einige Vermarktungskonzepte und -technologien aus dem klassischen Online-Bereich zu adaptieren. Dadurch, dass sich RTB im Desktop-Bereich schon in den letzten Jahren etabliert hat, kann die Mobile-Branche einfach einen großen Sprung machen und direkt auf die neueste Technologie setzen.
In den nächsten 5 bis 10 Jahren wird sich die gesamte Medienlandschaft (nicht nur Mobile) weiter in Richtung Programmatic entwickeln. Publisher werden ihr Inventar immer mehr programmatisch verkaufen – also durch Technologie automatisiert und weniger über manuelle Prozesse.

mobilbranche.de: Was ist der wichtigste Vorteil von Real-Time-Bidding gegenüber dem nicht programmatischen Handel? (Antwort bitte in einem Satz)

Matthias Schoen: Man findet seine Nutzer zur richtigen Zeit am richtigen Ort und im richtigen Umfeld mit dem richtigen Preis.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

Infos zum 12. Mobilisten-Talk:

Der Mobilisten-Talk ist Berlins führendes Networking-Event für Mobile-Entscheider und findet wie jedes Mal in den Räumen des BASE_camp statt. Der Einlass erfolgt am 13. November ab 18.30 Uhr. Eröffnet wird die Veranstaltung gegen 19.00 Uhr mit der Keynote „Sleeping giants: gaining value by waking your users with mobile app retargeting“ von Matthias Schoen, CPO von Trademob. Im Anschluss folgt eine einstündige Podiumsdiskussion zum Thema App Marketing. Danach besteht die Möglichkeit zu ausgiebigem Networking bei Drinks & Snacks.

Wie immer erwarten wir beim Mobilisten-Talk mindestens 100 Gäste aus Marketing, Medien und Mobile Business – und wie immer ist der Eintritt frei. Angesichts der begrenzten Zahl an Tickets ist aber eine kostenlose Vorab-Registrierung via Eventbrite zwingend erforderlich, um am 12. Mobilisten-Talk teilzunehmen – siehe Formular unten. Bitte beachten: die Registrierung schließt aus organisatorischen Gründen spätestens am Dienstag, den 11.11. um 18 Uhr, oder aber früher, soweit alle Tickets vergriffen sein sollten.

Veranstaltungsdatum: 13. November 2014, Einlass ab 18.30

Veranstaltungsort ist das BASE_camp, Mittelstr. 51-53, 10117 Berlin (Wegbeschreibung via Google Maps).

Twitter-Hashtag für das Event: #12mtalk

Keynote:

Matthias Schoen, CPO, Trademob

Panel:

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3 Antworten zu “Interview mit Matthias Schoen von Trademob: „Real-Time-Bidding ist das nächste große Ding“.”

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