Sprachassistenten: Google und Apple stoppen vorerst die Analyse von Dialogen durch Mitarbeiter.

Auf Druck der Hamburger Datenschutzbehörde hat sich Google verpflichtet, vorerst keine akustischen Mitschnitte des Sprachassistenten Google Assistant aus Europa von Mitarbeitern oder damit beauftragten Firmen auswerten zu lassen. Und Apple hat nach einem Enthüllungsbericht des „Guardian“ vom Wochenende sogar weltweit vorübergehend die Analyse von Siri-Dialogen durch Mitarbeiter gestoppt, wie der Konzern gegenüber The Verge bestätigt hat. Damit reagieren beide Unternehmen auf Kritik, dass die Analyse der Nutzerdialoge mit Sprachassistenten die Privatsphäre und den Datenschutz verletzen könnten.

Privat- und Intimsphäre werden verletzt

Worum geht es genau? Wie die Hamburger Datenschutzbehörde in einem Statement zur Einleitung eines Verfahrens gegen Google mitteilt, erweist sich „die Nutzung von automatischen Sprachassistenten von Anbietern wie Google, Apple und Amazon als hoch risikoreich für die Privat- und Intimsphäre von Betroffenen. Dies gilt nicht nur für Personen, die einen Sprachassistenten betreiben, sondern für alle, die damit in Kontakt kommen, etwa wenn sie in einem Haushalt leben, in dem Geräte verwendet werden, auf denen z.B. Google Assistant installiert ist.“

In Hinblick auf Apples Sprachassistenten Siri hatte der „Guardian“ berichtet, das die Mitarbeiter von Apple, die die Dialoge mit Siri auswerten, regelmäßig Aufzeichnungen von vertraulichen medizinischen Informationen, Drogendeals oder Paaren beim Sex zu hören bekommen. Was sowieso schon ungeheuerlich genug ist, ist für ein Unternehmen wie Apple, dass sich derzeit als vermeintlich bester Datenschützer auf dem Markt positionieren will, ein höchst problematisches Verhalten: Das  Unternehmen hat beispielsweise im Hamburger Hafen ein riesengroßes Werbebanner aufgehängt. Darauf steht in großen Lettern: „Das Tor zur Welt. Nicht zu deinen Informationen.“, wie Basic Thinking berichtet. Dort schreibt die Autorin weiter: „Apple als Datenschützer? Von wegen!“

Apple will bald Siri-Analysen auf freiwilliger Basis starten

Apple hat US-Medien wie Techcrunch als Reaktion auf den „Guardian“-Bericht nun mitgeteilt, dass das Unternehmen bestrebt sei, „eine großartige Siri-Erfahrung zu bieten und gleichzeitig die Privatsphäre der Benutzer zu schützen. Während wir eine gründliche Überprüfung unseres Verfahrens durchführen, setzen wir die weltweite Analyse der Siri-Dialoge vorerst aus.“ Im Rahmen eines „zukünftigen Software-Updates“ sollen Nutzer dann bald aber die Möglichkeit bekommen, wieder an der Analyse der Siri-Dialoge teilzunehmen. Mit anderen Worten: Während bislang die Siri-Dialoge sämtlicher Nutzer ausgewertet werden konnten, soll dies künftig offenbar nur noch bei Nutzern erfolgen, die dem Verfahren freiwillig zugestimmt haben.

Google Assistant im Konflikt mit der DSGVO

Unterdessen hat Google  im Rahmen des Verwaltungsverfahrens gegenüber der Hamburger Datenschutzbehörde erklärt, dass bereits gegenwärtig und für die Dauer von mindestens drei Monaten ab dem 1. August 2019 Transkriptionen von Sprachaufnahmen nicht mehr erfolgen. Diese Zusicherung bezieht sich auf die EU insgesamt. Johannes Caspar, der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, sagt dazu: „Der Einsatz von Sprachassistenzsystemen in der EU muss den Datenschutzvorgaben der DSGVO folgen. Im Fall des Google Assistant bestehen daran gegenwärtig erhebliche Zweifel. Die Nutzung von Sprachassistenzsystemen muss in einer transparenten Weise erfolgen, so dass eine informierte Einwilligung der Nutzer möglich ist. Dabei geht es insbesondere um die Bereitstellung ausreichender Informationen und um eine transparente Aufklärung Betroffener über die Verarbeitung der Sprachbefehle, aber auch über die Häufigkeit und die Risiken von Fehlaktivierungen. Schließlich muss dem Erfordernis des Schutzes Dritter, die von den Sprachaufnahmen betroffen sind, hinreichend Rechnung getragen werden. Zunächst sind nun weitere Fragen über die Funktionsweise des Sprachanalysesystems zu klären. Die Datenschutzbehörden werden dann über endgültige Maßnahmen zu entscheiden haben, die für einen datenschutzkonformen Betrieb erforderlich sind.“

Veranstaltungstipp

Was sind Erfolgsrezepte für gute Sprach-Applikationen von Händlern? Darum dreht sich unser 31. Mobilisten-Talk „Voice Commerce“ am 5. September 2019 im Telefónica BASECAMP in Berlin. Hochkarätige Vertreter u.a. von Amazon Alexa, Google, MediaMarktSaturn und Otto Group werden dort darüber diskutieren, wie Händler ihre Kunden über Sprachassistenten wie Alexa oder Google Assistant erreichen können. Alle Infos zu Programm und Rednern finden Sie hier. Für die Teilnahme ist eine kostenlose Anmeldung via Eventbrite erforderlich.

Diesen Artikel teilen

Kommentare sind geschlossen.

Mobilbranche.de Newsletter

Hiermit akzeptiere ich die Datenschutzbestimmungen.