Bezahlen im Laden: Bargeld vs. Karte vs. Mobile Payment.

Kontaktlose Zahlung mit einer Kreditkarte (Bild: Mastercard)

Es ist fast schon ein Glaubenskrieg: Seit ich im August über einige Dinge, die mich beim Bezahlen nerven schrieb, führe ich auf Twitter fast täglich Diskussionen darüber, welches Zahlungsmittel im Laden das Beste ist: Bargeld, Karte oder Mobile Payment. Die Fronten sind verhärtet. Eine Dokumentation.

Meine Haltung zum Thema: Händler sollten die Zahlungsarten anbieten, die die Kunden verlangen – und da jeder Kunde anders tickt, sollte der Händler eben möglichst viele Zahlungsarten anbieten, um Kunden nicht zu verprellen und den entsprechenden Umsatz auch wirklich zu generieren, statt einen Kaufabbruch zu riskieren. Dabei sollte im Jahr 2018 eigentlich die Kartenzahlung überall möglich sein – und soweit ein Kontaktlos-Terminal vorhanden, damit nahezu automatisch auch Mobile Payment.

Ich selbst bevorzuge kontaktlose Kartenzahlung und neuerdings auch Mobile Payment mittels Google Pay. Was ich daran schätze: Für mich sind die Kosten dadurch transparenter, schließlich kann man seine Ausgaben dann mit smarten Apps wie Finanzguru besser analysieren lassen. Doch noch hält sich das Gerücht hartnäckig, dass dieses digitale Gedöns nichts bringt und „nur Bares wahres ist:

„Der Vorteil an der Kohle im Geldbeutel: Du hast wirklich einen Überblick über deine Ausgaben und bekommst nicht irgendwann eine Kartenabrechnung, die dich umhaut.“

Die Autorin dieses Beitrags zu Google Pay beim SWR-Jugendradio Das Ding setzt sich offenbar lieber hin und schreibt händisch ein Haushaltsbuch über ihre Bargeld-Ausgaben, oder wie soll ich das verstehen?

Doch es geht noch absurder. So schrieb mir ein Nutzer namens @ranzbacke auf meine Frage, wieso ich die 3,60 Euro teure Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ in einem gutgehenden Kiosk im Leipziger Karstadt nur gegen Aufpreis mit Karte bezahlen hätte können:

„Ich hatte vor einem Jahr noch einen Spätkauf und musste diesen dann zu machen, weil Menschen wie Sie meinen, man kann 4 Euro mit Karte zahlen und wenn das nicht geht, möchte derjenige das Geld nicht. So ein bullshit. Deutschland ist nicht die USA.“

Und weiter schrieb @ranzbacke noch:

„Der Kunde macht die Läden kaputt, weil sie dumm und egoistisch sind. Selbst schuld. Dann geh deine scheiß Zeitung sonst wo kaufen, wo du anonym behandelt wirst, keine Gespräche hast und einen Kioskbesitzer, der dir die Zeitung schon hinlegt. Dann geh doch woanders hin.“

Diese Argumentation muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Ein Laden musste also schließen, weil die Kunden mit Karte bezahlen wollten. Interessant. Noch nie etwas von kundenzentriertem Denken gehört?

In anderen Ländern ist die Diskussion da heute schon viel weiter: So arbeitet Schweden daran, das Bargeld abzuschaffen. In immer mehr Geschäften, Restaurants, Tankstellen hängen Schilder: „Vi hanterar ej kontanter“ – wir akzeptieren kein Bargeld. Selbst Toilettenkabinen können teils schon per App bezahlt werden, wie Spiegel Online berichtet.

Da könnte sich Deutschland meiner Meinung nach durchaus eine Scheibe von Abschneiden: Denn selbst wenn die schwedische Argumentation, illegale Geschäfte durchs Abschaffen von Bargeld eindämmen zu wollen, für mich nicht komplett zieht: Ohne Bargeld zu zahlen ist in vielen Fällen einfach nur praktisch. So würde ich das Sanifair an der Autobahn gerne mit Karte oder Handy bezahlen, statt immer darauf achten zu müssen, genug Kleingeld dabei zu haben. Denn wenn’s pressiert, kann so eine bargeldlose Transaktion durchaus praktisch sein. Und tatsächlich hat der Sanifair-Betreiber schon vor Jahren Kontaktlos-Leser an den Autobahnraststätten installiert. Doch welches Bild zeigt sich mir, wenn ich zwischen Leipzig und Berlin an einer beliebigen Raststätte anhalte? Keine Kartenzahlung möglich:

Bei den Sanifairs an Deutschlands Autobahnraststätten ist die Kartenzahlung oft defekt

Dabei sind Kleingeld und Wechselgeld immer wieder ein Problem: An Supermarktkassen sorgt die Suche nach Kleingeld alias „Moment mal, ich hab’s passend“ mitunter für längere Schlangen. Und manche Läden werden auch nicht ausreichend mit Wechselgeld versorgt. Das erlebte ich einst immer wieder bei Schlecker, wo die Kassiererin mit einem nahezu leeren Wechselgeld-Fach hantieren musste und jeden Kunden anflehte: haben’s sie es nicht noch kleiner? Denn auch Bargeld-Handling ist eine oftmals unterschätze Disziplin, die zudem auch noch kostspielig ist.

Doch noch gibt es Hoffnung für „Cashless“-Fans wie mich: So hat die Bäckerei um die Ecke vor einigen Monaten Kartenzahlung eingeführt, nachdem immer wieder das Wechselgeld fehlte. Und ich bin dort prompt ins Fettnäpfchen getreten: Als ich neulich nach einigen Kartenzahlungen aus Gewohnheit doch mal wieder mit Bargeld zahlte, fehlte – natürlich – mal wieder das passende Wechselgeld. Leider war es im Kassensystem laut der Verkäuferin dann zu kompliziert, nachträglich auf Kartenzahlung zu wechseln – und so musste eine Mitarbeiterin mit ihrer eigenen Geldbörse das Bargeld aus der Kasse kleiner machen. So kann’s kommen.

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