Insolvenzantrag: Payment-App Cringle findet keine Investoren.

Blick in die App von Cringle, mit der sich Geld an Freunde versenden lässt

Die Angst vor GAFA ist angeblich Schuld: Potenzielle Investoren haben dem Berliner FinTech Cringle aus „Sorge um den Markteintritt von Google, Apple, Facebook und Amazon“ abgesagt, schreiben die Cringle-Gründer im Firmenblog – und liefern damit die Begründung für ihren Insolvenzantrag. Mit der angestrebten Kapitalspritze habe Cringle eigentlich versuchen wollen, die „Vision einer europaweiten Zahlungslösung zu realisieren und gegen die aufkommende internationale Konkurrenz wettbewerbsfähig zu bleiben“. Vorerst läuft der Betrieb weiter – die Cringle-Macher hoffen offenbar, durch diesen Hilferuf doch noch einen Investor oder neuen Betreiber der App zu finden.

Über die Probleme des 2014 gegründeten Spezialisten für P2P-Zahlungen hatte Gründerszene zuerst berichtet. Mit Cringle können private Nutzer Geld an Freunde und Familienmitglieder senden. Bei der Entwicklung haben die Berliner mit der Online-Bank DKB zusammengearbeitet. Die App hatte laut der letzten offiziellen Zahlen vor einem Jahr 75.000 Nutzer. Neben der DKB arbeiten die Consorsbank, das Bankhaus August Lenz und die Deutsche Vermögensberatung mit Cringle zusammen.

Kritische Worte für die Insolvenz von Cringle findet Heinz-Roger Dohms, Betreiber des Fachdienstes Finanz-Szene. Er stellt in Frage, ob P2P-Payment als Standalone-Lösung überhaupt eine Chance hat und schreibt in seinem heutigen Newsletter, dass er an den Business Case von Cringle aus wenigstens drei Gründen nicht geglaubt habe:

  1. Haben Sie jenseits von Berlin-Mitte, Berlin-Prenzlberg und Berlin-Kreuzberg-61 wirklich schon mal Menschen gesehen, die sich per Handy gegenseitig Geld zuschicken, um die Restaurant-Rechnung aufzuteilen? (okay, vielleicht wird sich das im Kwitt-Zeitalter ändern)
  2. Wer der eigenen Beobachtung nicht traut, dem sei eine Kritik des Cringle-Geschäftsmodells ans Herz gelegt, die wir vor einigen Monaten mal verlinkt hatten (worauf die Cringle-Leute übrigens damals diese Replik hier verfassten).
  3. Cringle besorgte sich gleich zweimal Geld über die Crowdplattform Companisto, was Startups, um die sich die VCs reißen, eher nicht tun würden.

(Alle drei Punkte oben stammen von Heinz-Roger Dohms und geben nicht die Meinung von mobilbranche.de wieder)

P2P-Zahlungen sind ein schickerer Begriff für Geldtransfers zwischen Privatpersonen. Dafür gibt es in Deutschland neben Cringle u.a. auch die App von Lendstar sowie die weltweit verfügbare „Geld senden“-Funktion des US-Platzhirschen Paypal. Auch die klassische Banküberweisung ist – genauso wie die private Weitergabe von Bargeld – im Grunde eine P2P-Zahlung, weshalb Heinz-Roger Dohms auch die Frage stellt, wofür es dafür überhaupt eine eigene App braucht.

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