Die Bundestagswahl 2017 ist der erste echte digitale Wahlkampf im Lande. Doch wie mobil gehen die Parteien wirklich auf Stimmenfang? Welche Kanäle nutzen sie? Und wer ist dabei erfolgreich? Wir von mobilbranche.de beleuchten die wichtigsten Aspekte des mobilen Wahlkampfs in einer Serie. Nach drei Beitragen zu Social Media, heute Teil 4: Wahlkampf-Apps.
2013 war das große App-Jahr im Wahlkampf. Heute nutzen Parteien Apps vor allem zur Mobilisierung eigener Anhänger- falls sie überhaupt eine App betreiben. Wir haben uns das Angebot angesehen und einige andere Apps gefunden, die den Wahlkampf sonst noch aufmischen.
Mobilisierung statt Information
Noch vor vier Jahren hofften viele Parteien, mit Smartphone-Apps ihre Wähler besser und direkter zu erreichen. Fast jede Partei hatte ein Angebot in den App Stores platziert. Der Erfolg hielt sich in Grenzen, was auch am mageren Angebot in den Apps lag. „Apps wurden von Parteien früher vor allem als bessere Websites genutzt“, sagt Politikberater Martin Fuchs dazu. 2017 gibt es solche Apps nicht mehr.
Statt Info-Apps ist 2017 das Jahr der Wahlkampf-Apps. Schon in den USA und Frankreich bauten Parteien und Kandidaten auf solche Anwendungen.
Am bekanntesten ist vielleicht die App „Connect17“ aus dem Lager der Union. Sie gibt Wahlkämpern die Information, in welchem Straßenzug potenzielle Anhänger der CDU leben. Mit dieser Information können Ressourcen besser eingesetzt werden. Nach einem Hausbesuch sehen andere Nutzer, bei wem die Parteifreunde bereits geklingelt haben.
Mit einem Belohnungssystem will die CDU über die App Wähler mobilisieren. Für jeden Kontakt gibt es 50 Punkte. Die zehn fleißigsten Punktesammler dürfen am Ende mit Kanzlerin Angela Merkel telefonieren. „Connect17 war für die CDU die Killer-App in den vergangenen drei Landtagswahlen“, meint Martin Fuchs. Immerhin einige tausend Male wurde die Anwendung schon heruntergeladen.
Ähnlich der CDU-App mobilisieren auch die Grünen mit einer „GreenApp“. Die noch recht neue App bietet offenbar ein ähnliches Angebot wie die Variante der Konservativen.
Doch nicht alle Parteien halten Apps im Wahlkampf für sinnvoll. Die SPD wirbt zwar mit einer eigenen Wahlkampf-App, am Ende wird der Nutzer aber nur auf ein Online-Formular weitergeleitet. Immerhin Digitalisierung, aber nicht wirklich App.
Die Linkspartei hat eine App in Planung, kündigt Sprecher Thomas Lohmeier gegenüber mobilbranche.de an. Was genau da in den nächsten Wochen noch kommt, verrät er aber noch nicht.
Die FDP verzichtet im Wahlkampf ganz auf Apps. Die Partei, die sonst auf jeden digitalen Zug aufspringt, sieht wenig Sinn in einer eigenen Anwendung. „Bei Apps wird häufig eine eierlegende Wollmilchsau erwartet, wir brauchen eher spezialisierte Tools“, erklärt Sprecher Nils Droste gegenüber mobilbranche.de.
App-Leichen der Ortsverbände
Auch wenn die Bundesparteien nicht mehr unbedingt auf Apps setzen, sind diese nicht ganz tot. Einige Orts- und Landesverbände wollen weiterhin auf diesem Weg informieren.
Viele dieser Apps sind aber eher Store-Leichen als wirkliche Renner. Die SPD Kerken schafft es mit ihrer App im Play Store auf 1 bis 5 Installationen. Die FDP Isselburg liegt immerhin bei 5 bis 10. Beide Apps wurden zuletzt im Mai aktualisiert. Ob sich solche Apps lohnen, ist mindestens fraglich. Selbst zur internen Organisation gibt es wohl einfachere Wege.
Alternative Apps im Wahlkampf
Neben den Partei-Apps gibt es zur Bundestagswahl auch ein Angebot an unabhängigen Angeboten. Die Bundeszentrale für politische Bildung präsentiert ihren bekannten Wahl-O-Mat jetzt auch als App. Seit dem 30. August können Interessierte ihre eigenen Positionen mit denen der zur Wahl stehenden Parteien abgleichen.
Einem ähnlichen Prinzip folgt der Wahlswiper. Dem Tinder-Konzept folgend swipt der Nutzer bei 30 Thesen nach links oder nach rechts. Am Ende gibt es eine Auswertung mit der passenden Partei. Die vom Berliner Startup Movact entwickelte App ist zwar relativ neu, bisher aber auch relativ erfolgreich. Andere Apps wie der Wahl-Automat setzen auf ein ähnliches Prinzip, haben aber weniger Erfolg.
Neben dem Wahl-O-Mat und dem Wahlswiper finden sich im App Store eine Menge weitere Anwendungen, die sich mit Wahlen beschäftigen. Wirklich große Downloadzahlen kann aber kaum eine aufweisen. Einige präsentieren Umfrageergebnisse. Andere Angebote lassen die Nutzer sogar eigene Umfragen erstellen.
Fazit
Zur Bundeszahl gibt es also ein Angebot von Apps für Unentschlossene, die sich über die passende Partei informieren wollen. Die Parteien nutzen Apps dagegen, wenn überhaupt, für die Mobilisierung der eigenen Anhänger. Die Info-Apps der vergangenen Bundestagswahl gehören dagegen der Vergangenheit an.
2 Antworten zu “Apps im Wahlkampf: So mobilisieren die Parteien ihre Wähler.”
[…] das Microtargeting und die Transparenz; Ingo Dachwitz; netzpolitik.org ; 2017. szeptember 1. Apps im Wahlkampf: So mobilisieren die Parteien ihre Wähler; Samuel Held; mobilbranche.de; 2017. szeptember 1. Bundestagswahl 2017: Stimmenfang durch […]
[…] Kreuz“ könnte ein Modell für die Zukunft sein. Vielleicht wählen wir ja bald ähnlich wie in der App WahlSwiper und zeigen so, welche Partei wir gut […]