Interview mit Tomorrow-Focus-CEO Toon Bouten: „Immer erst für Mobile entwickeln“.

Tomorrow Focus AG_Toon Bouten

„Wir haben konzernweit eine ‚Mobile First Strategie‘ ausgerufen. Das bedeutet, dass wir immer erst für Mobile entwickeln und erst im zweiten Schritt für stationäre Anwendungen“, gibt Toon Bouten, CEO der Tomorrow Focus AG die Marschrichtung des Unternehmens vor. Mit organize.me haben Mitarbeiter des Medienunternehmens kürzlich eine eigene Dokumenten-App nach Vorbild der gerade erst eingestampften Doo-App entwickelt. „Intraptreneurship“, nennt Toon Bouten das. „Der Bereich Mobile ist für alle Unternehmen unserer Gruppe hochrelevant, sodass wir unsere Mitarbeiter ermutigen, innovative Ideen voranzutreiben und kreative neue mobile Angebote mit klarem Mehrwert für unsere Kunden zu entwickeln.“ Tomorrow Focus will sich als B2C-Unternehmen positionieren. Unternehmen wie die App-Schmiede Cellular haben da keinen Platz mehr. Doch seit Bouten im Sommer den Verkauf der App-Agentur angekündigt hat, ist nicht viel passiert. Man wolle sich „Zeit nehmen“ um einen neuen Besitzer zu finden, der das Unternehmen „nachhaltig weiterentwickelt“, so Bouten im mobilbranche.de-Interview.

mobilbranche.de: Welche App haben Sie zuletzt auf ihrem Smartphone genutzt?

Bouten: Die Focus-Online-App um die Champions-League-Ergebnisse nachzuschauen.

mobilbranche.de: Tomorrow Focus hat kurz nach dem Aus von Doo mit organize.me eine eigene Dokumenten-App veröffentlicht. Sind weitere Startups unter dem Dach der Tomorrow Focus AG im Bereich Mobile in Planung? Wenn ja in welchen Bereichen konkret?

Bouten: Organize.me wurde intern von unseren Mitarbeitern entwickelt und wir haben dem Team ermöglicht, eine eigene GmbH zu gründen. Die Idee des mobilen Zugriffs auf die eigenen Dokumente sowie die Möglichkeit, Dokumente über das Mobilgerät zu digitalisieren und automatisch intelligent abzulegen, hat uns überzeugt. Wir sind sehr stolz auf die Innovationskraft unserer Mitarbeiter und werden diese auch weiter aktiv fördern. Der Bereich Mobile ist für alle Unternehmen unserer Gruppe hochrelevant, sodass wir unsere Mitarbeiter ermutigen, innovative Ideen voranzutreiben und kreative neue mobile Angebote mit klarem Mehrwert für unsere Kunden zu entwickeln. Dabei geht es aber eher um ‚Intrapreneurship‘, also Unternehmertum im Unternehmen und nicht konkret um neue Start-Ups.

mobilbranche.de: Tomorrow Focus hat zuletzt einen Rekordumsatz vorgelegt. Vor allem die Online-Portale HolidayCheck, Elitepartner und jameda waren die Wachstumstreiber. Wie wichtig ist das Mobile-Geschäft in diesem Zusammenhang und welchen Anteil haben mobile Angebote mittlerweile am Umsatz?

Bouten: Mobile hat einen großen Anteil an unserem Geschäft und unsere Kunden erwarten von uns zu recht innovative und hochwertige Angebote für die mobile Nutzung. Da sich die mobile Nutzung unserer Produkte aber oft grundsätzlich von der stationären unterscheidet, haben wir konzernweit eine „Mobile First Strategie“ ausgerufen. Das bedeutet, dass wir immer erst für Mobile entwickeln und erst im zweiten Schritt für stationäre Anwendungen. Besonders erfolgreich ist damit unser Kölner Börsenportal Finanzen100. Das Unternehmen liegt durch seine nutzerfreundlichen Apps in der mobilen Reichweite weit vor seiner Konkurrenz und macht dank innovativer Werbemöglichkeiten bereits 40 Prozent des Umsatzes über mobile Angebote.

mobilbranche.de: Sie haben im Juli letzten Jahres gegenüber der Wirtschaftswoche den Verkauf der App-Agentur Cellular angekündigt. Bislang wurde aber noch kein Käufer präsentiert. Wie ist der Stand der Dinge? Ist es so schwer einen Käufer für ein „profitables Unternehmen“ zu finden?

Bouten: Wir haben im Sommer letzten Jahres eine neue Unternehmensstrategie auf den Weg gebracht, die die Fokussierung auf inhaltsbasierte B2C-Geschäfte vorsieht. Für Cellular als B2BServicedienstleister bietet diese strategische Ausrichtung nicht mehr das entsprechende Entwicklungspotential. Daher suchen wir nach einem neuen Partner für das Unternehmen. Cellular hatte 2013 das beste Geschäftsjahr seiner Unternehmensgeschichte, nicht zuletzt dank seiner hervorragenden Mitarbeiter und seiner hervorragenden Geschäftsführung. Wir möchten einen Käufer für Cellular finden der das Unternehmen nachhaltig weiterentwickelt und dafür nehmen wir uns Zeit.

mobilbranche.de: Seit dem Frühjahr vermarktet Tomorrow Focus Apples iAds. Agenturen stehen der mobilen Werbeplattform skeptisch gegenüber. Wie sind die Erfahrungen mit iAds, wie ist die Nachfrage?

Bouten: Das Produkt erfordert im Vergleich zu Standardwerbeformen mehr Kreativleistung und daher mehr Beratung beim Kunden. Das führt zu längeren Vorlaufzeiten als bei Marktstandards. Nach Einführung des Produktes im März 2013, hat unser Digitalvermarkter Tomorrow Focus Media im vierten Quartal den Durchbruch geschafft. Der Umsatz mit iAds ist gestiegen und Kunden buchen wiederholt das Produkt, z.B. Peugeot, T-Com oder die Techniker Krankenkasse.

mobilbranche.de: Die Kluft in Sachen Werbeumsätze zu den Big 4 (Apple, Amazon, Facebook, Google) wird für deutsche Medienhäuser größer. Wie kann und will Tomorrow Focus in Zukunft dagegen steuern?

Bouten: Der Traffic auf unseren Portalen im Publishing-Bereich erhöht sich Monat für Monat im zweistelligen Prozentbereich. Zudem hat Tomorrow Focus Media im letzten Jahr die Buchungsprozesse für mobile Werbeformate deutlich vereinfacht und neue crossdigitale Buchungsmöglichkeiten geschaffen. Dieser Multi-Channel-Ansatz mit reduzierter Komplexität und steigender Nettoreichweite, ist für Agenturen und Werbekunden zunehmend attraktiv. Außerdem bieten wir auf unseren Portalen individualisierte Branding-Werbeformate und -Lösungen, die die großen Vier oft nicht in dieser Form bieten können.

mobilbranche.de: Tomorrow Focus führt regelmäßig diverse Studien durch – u.a. werden die Mobile Effects erhoben. Vielen Agenturen sind solche Studien allerdings nicht aktuell genug, weshalb sie ihre eigenen internen Rankings und Listen führen. Sind dort konkrete Verbesserungen geplant?

Bouten: Hier muss man zwischen den verschiedenen Studien unterscheiden. Die Studienreihe Mobile Effects unseres Digitalvermarkters Tomorrow Focus Media beschäftigt sich nicht mit Daten wie z.B. Reichweiten, die in Rankings oder Listen wie bei AGOF oder IVW geführt werden, sondern untersucht das mobile Internet-Nutzungsverhalten. Also beispielsweise wo und wann, welche Endgeräte für was genutzt werden. Dafür werden 2-Mal im Jahr 4.000 bis 5.000 Internetnutzer auf den von Tomorrow Focus Media vermarkteten Internetportalen befragt. Wesentliche Trends und Entwicklungen im Internet-Nutzungsverhalten zeigen sich nicht kurzfristig, sondern im Vergleich der Studiendaten über einen längeren Zeitraum. Eine höhere Taktung dieser Studien bringt daher kaum neue Erkenntnisse.

mobilbranche.de: Mobile wird bei Tomorrow Focus in 5 Jahren … (Bitte vervollständigen Sie den Satz)

Bouten: Mobile wird sich in fünf Jahren unserer Überzeugung nach keineswegs auf das Smartphone beschränken. Vielmehr glauben wir daran, dass das „Internet of Things“ und die zunehmende Verbreitung von Wearables –also am Körper getragenen Geräten wie Uhren, Armbändern oder Brillen – zu einer Verschmelzung von On- und Offline führen werden, in der die dauernde mobile Vernetzung zum Normalzustand wird. Auf diese Welt wollen wir uns vorbereiten, um unseren Kunden relevante Angebote machen zu können, die die daraus erwachsenen neuen Bedürfnisse adressieren.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview.

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2 Antworten zu “Interview mit Tomorrow-Focus-CEO Toon Bouten: „Immer erst für Mobile entwickeln“.”

  1. […] Tomorrow Focus AG hat “konzernweit eine ‘Mobile First Strategie’ ausgerufen”. “Das bedeutet, dass wir immer erst für Mobile entwickeln und erst im zweiten Schritt für stationäre Anwendungen”, so Toon Bouten, CEO der Tomorrow Focus AG. Mit organize.me haben Mitarbeiter des Medienunternehmens kürzlich eine eigene Dokumenten-App nach dem Vorbild der gerade erst eingestampften Doo-App entwickelt. “Intrapreneurship”, nennt Toon Bouten das. Dass Mitarbeiter eigene Unternehmen innerhalb des Unternehmens gründen, soll keine Ausnahme bleiben. weiterlesen auf mobilbranche.de […]

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