Interview: Michael Mücke über die Herausforderungen des Mobile Web für Unternehmen.

„Eine 1:1-Übertragung der Desktop-Konzepte auf das Smartphone wird zu Misserfolgen führen“, sagt Michael Mücke, Managing Partner bei Mücke, Sturm & Company. Die Herausforderungen für Unternehmen durch die schnelle Ausbreitung des Mobile Webs sind immens – zumal „das mobile Gerät schrittweise zum Standard-Gerät für den Internet-Zugriff wird“, wie Michael Mücke weiter sagt. Wir haben mit ihm im Vorfeld des Mobilisten-Talk am Dom gesprochen, einer Gemeinschaftsveranstaltung von Sevenval, der Fachgruppe Mobile im BVDW und mobilbranche.de am 11. September in Köln zum Thema „Multiscreen (R)evolution im mobilen Internet“. Eine Vorankündigung dazu noch: Holger Spielberg von PayPal ist kurzfristig verhindert und wird von seinem Kollegen Markus Kröger vertreten.

mobilbranche.de: Wie wird das Verhalten der Konsumenten durch die schnelle Ausbreitung des Mobile Webs verändert?

Michael Mücke: Das mobile Gerät wird schrittweise zum Standard-Gerät für den Internet-Zugriff werden. Das Konsumentenverhalten ändert sich dadurch erheblich, denn der mobile Konsument ist spontaner, erwartet in noch höherem Maße intuitive Bedienbarkeit und vor allen Dingen ist das Gerät im wahrsten Sinne immer zur Hand. Seine Ansprüche steigen somit – er erwartet, dass ihm echter Mehrwert geboten wird, der im besten Fall auf seine Location Bezug nimmt.

mobilbranche.de: Welche Herausforderungen bedeutet das für Unternehmen, die im Desktop-Internet erfolgreich sind?

Michael Mücke: Die Herausforderungen sind immens, denn eine 1:1-Übertragung der Desktop-Konzepte auf das Smartphone wird zu Misserfolgen führen. Es gibt immer noch viele Anbieter, die nicht einmal eine mobil optimierte Webseite haben. Der kleinere Screen erfordert eine ganz andere Navigation und Bedienung. Zu dem ist die mobile Nutzung spontaner und sehr viel kürzer. Um all das zu realisieren benötigt man ein vollständiges Umdenken, das – wie die Erfahrung lehrt – sehr selten erfolgreich ist, da man sozusagen in den funktionierenden Konzepten der Vergangenheit „gefangen ist“.

mobilbranche.de: Wird es neben PC, Smartphone und Tablet bald noch weitere wichtige Geräte geben? Welche Screens werden künftig eine Bedeutung haben?

Michael Mücke: Nein, mittelfristig nicht, allerdings wird es zwischen Tablet und Smartphones Übergänge im Sinne von Zwischengrößen geben. Weitere Screens mit Bedeutung sind nicht zu erwarten (außer langfristig die screens in den Autos) – die bestehenden wie Desktop-PC oder TV werden ebenfalls in die Prozesse integriert und mit Multi-Touch und anderen Features ausgestattet werden.

mobilbranche.de: Welche Zukunftstrends innerhalb des Mobile Business halten Sie derzeit für am wichtigsten?

Michael Mücke: Der entscheidende Trend beruht darauf, dass Smartphone und Tablet nicht nur weitere Kanäle sind, sondern dass durch sie alle bestehenden Kanäle vernetzt werden können; und auch sogar der stationäre Einzelhandel in die digitale Wertschöpfungskette eingebunden wird wie die ersten Gehversuche mit LBS und Couponing verdeutlichen.

mobilbranche.de: Wie wichtig wird die Mobile Wallet werden und welche Anbieter werden sich hier durchsetzen?

Michael Mücke: Die Mobile Wallet ist ein notwendiger Enabler im mobile Commerce und schließt die „digitale Lücke zum POS“. Aktuell ist noch völlig unklar, welcher Anbieter sich durchsetzt – das Rennen ist sozusagen offen. Klar ist aber, dass es derjenige sein wird, der die Geldbörse in ihrer Funktionalität nicht bloß digitalisiert, sondern die Möglichkeiten ausnutzt, die das digitale bietet. Um ein Beispiel zu nennen: Mit einer digitalen Wallet kann es ohne Probleme möglich sein, dass ich meinen Kindern Geld transferiere, dass aber nur bei bestimmten Geschäften – z.B. Schulbedarf – eingesetzt werden kann. Diese Funktionalitäten bringen den echten Mehrwert. Eine einfache Übertragung wird nicht ausreichen.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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