„An der Spitze des UA-Spiels“: Ville Mikkola von AppsFlyer im Interview

Seit Februar wird mobilbranche.de von AppsFlyer präsentiert, dem weltweiten führenden Anbieter von Mobile Measurement und Marketing Analytics. Zum Jahresende ist es nun Zeit für ein Gespräch mit Ville Mikkola, der seit Juni 2023 Regional Director DACH bei AppsFlyer ist. Er sagt rückblickend auf 2023: „Wir haben unsere Kunden mit kontinuierlichen Produkteinführungen und Verbesserungen neuer Funktionen in SSOT und SKAN an der Spitze des UA-Spiels gehalten.“ Zugleich gibt Ville Mikkola einen Ausblick auf 2024 und gibt dabei eine Einschätzung, wie künstliche Intelligenz das Business weiter verändern könnte.

mobilbranche.de: Wie ist Dein persönliches Jahresfazit?

Ville Mikkola: Seit Sommer 2023 bin ich jetzt bei AppsFlyer und freue mich, direkt ins Geschehen eingestiegen zu sein. Darüber hinaus war es auch für uns als Region Zentraleuropa ein sehr gutes Jahr.

Wir konnten einige herausfordernde und auch aufregende Entwicklungen in der Branche beobachten, die sich sicher auch 2024 fortsetzen werden. AppsFlyer ist hier in einer spannenden Position, gerade wenn man das immer schnellere Entwicklungstempo und die Veränderungen betrachtet, die durch die Einführung verschiedener KI-Tools ermöglicht werden.

mobilbranche.de: Was habt Ihr Euch für 2024 vorgenommen/welche Projekte nehmt Ihr auf dem DACH-Markt in Angriff?

Ville Mikkola: Wie bereits erwähnt, wird sich das Tempo des Wandels noch weiter beschleunigen. Gerade Marketers bewerten ihre Arbeit neu: Welche Bereiche kann ich durch den Einsatz von Bots erleichtern und automatisieren, weil sie bereits begonnen haben, sich auch in den kreativen Bereich auszudehnen? Und wo sollte ich mich dann auf das konzentrieren, was echten strategischen Wert schafft?

Auch für uns bei AppsFlyer steht im Jahr 2024 viel an – angefangen bei der Aufklärung des Marktes – und unserer Kunden – über kommende Änderungen wie Googles Privacy Sandbox und weiteren zu regulatorischen Änderungen mit dem DMA und DSA, die im ersten Quartal 2024 zu erwarten sind. Die Branche kann sich aber auch schon auf neue Tools und Funktionen aus unserem Hause freuen , die die Arbeit der User Acquisition Teams schneller und effizienter machen. Und zwar in allen Bereichen des Kampagnenmanagements, denn angesichts des weiter zunehmenden Tempos wollen wir sicherstellen, dass unsere Kunden der Zeit immer einen Schritt voraus sind.

mobilbranche.de: KI hat 2023 definitiv einen großen Stellenwert eingenommen. Was ist für euch in 2024 in Sachen KI relevant? Wo geht die Reise hin?

Ville Mikkola: Es gab definitiv einen ziemlichen Rummel um Chat GPT – aber ich glaube, dass die neue openAI Bot-API-Veränderungen in einem Tempo ermöglichen wird, das keiner von uns bisher nachvollziehen kann. Ich selbst versuche zum Beispiel gerade, einen Latein-Chatbot zu entwickeln, der meiner Tochter wöchentlich Vokabeln beibringt und auch Quizfragen zum Schulstoff stellt.

Wir bei AppsFlyer sehen kurz- bis mittelfristig eine große Chance in der Automatisierung von Aufgaben, um die Fähigkeiten der UA-Teams zu verbessern. Wir sprechen hier zwar noch nicht davon, in den Bereich der autonomen Entscheidungsfindung vorzudringen, aber so wie Facebook und Google vor zehn Jahren Vorreiter im Media Buying für das vollautomatisierte Kampagnenmanagement von heute gewesen sind, so wollen wir auf jeden Fall sicherstellen, dass wir auch hier langfristig für unsere Kunden an der Spitze stehen.

Da Apple und bald auch Google die Zuordnung von Werbeerfolgen durch eindeutige Identifier stark eingeschränkt haben, konzentriert sich das Mobile Marketing nun verstärkt auf die Anzeigenqualität. Marketing-Verantwortliche wollen genau verstehen, welche Anzeigen funktionieren und warum. Künstliche Intelligenz wird hier in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen. Große werbetreibende Unternehmen setzen oft große Teams von Spezialisten ein, um Anzeigen auf verschiedenen Plattformen zu schalten und zu aktualisieren. KI und generative Tools können hierbei helfen, die Reichweite und Kapazität enorm zu erweitern.

mobilbranche.de: Zwei Akquisitionen in einem Jahr innerhalb von 2 Monaten. Ist AppsFlyer auf Shoppingtour?

Ville Mikkola: Ja, wir haben dieses Jahr die Unternehmen devtodev und oolo gekauft. Beides zahlt auf unsere Mission ein, für unsere Kunden die Plattform zu sein, die ihnen wie ein Marktplatz die nötigen Lösungen für die täglichen Herausforderungen im Mobile Marketing bietet.

Was sich auf dem Papier wie zwei schnell nacheinander erfolgte Ereignisse liest, war natürlich ein längerer Prozess. Wir haben bereits seit einiger Zeit Gespräche geführt, um sicherzustellen, dass sie mit unserer langfristigen Strategie übereinstimmen.

mobilbranche.de: Google Privacy Sandbox und noch mehr Privacy-Veränderungen: Stimmen der Branche sprechen davon, dass Publisher und Advertiser noch „fremdeln“. Wie ist Eure Einschätzung?

Ville Mikkola: Wir nähern uns dem Jahr 2024, und die Marketing- und Technologielandschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die durch die bevorstehende Einführung der Privacy Sandbox, die voraussichtliche breite Einführung von SKAdNetwork 4/5 und die Datenschutzmanifeste auf iOS deutlich werden. In dieser sich entwickelnden Szenerie sehen sich Marketer mit einer erhöhten Komplexität bei der Verwaltung des Datenschutzes konfrontiert, während sie gleichzeitig darum bemüht sind, außergewöhnliche Kundenerlebnisse zu bieten.

Initiativen wie Sandbox und SKAD sind ein Beispiel für gelebten Datenschutz und spiegeln die wachsende Bedeutung der Datenminimierung als vorherrschenden Trend wider. Darüber hinaus gibt es im Bereich der Datenanalyse ein wachsendes Interesse an Data Clean Rooms und datenschutzfreundlichen Methoden für den Datenaustausch zwischen Unternehmen, was das Engagement der Branche für innovative und verantwortungsvolle Datenpraktiken unterstreicht.

mobilbranche.de: Wie wird sich die Omnichannel-Strategie im Einzelhandel weiterentwickeln?

Ville Mikkola: Wir können davon ausgehen, dass Fusionen und Übernahmen die Omnichannel-Landschaft im Jahr 2024 weiter verändern werden, da wachsende Einzelhandelsmarken versuchen werden, ihren Marktanteil und ihre globale Reichweite zu vergrößern. In diesem Jahr hat Shein beispielsweise die britische Modemarke Missguided von der Frasers Group übernommen und einen Anteil an dem konkurrierenden Fast-Fashion-Händler Forever 21 erworben, um eine stationäre Präsenz aufzubauen und gleichzeitig die Online-Präsenz von Forever 21 zu erweitern. Uniqlo gab im April ebenfalls Pläne bekannt, seine bestehenden Geschäfte in Nordamerika um 10 Prozent zu erweitern.

Im Rahmen dieser Expansionsstrategien werden neue E-Commerce-Apps eingesetzt, um Online- und Offline-Kundenerfahrungen zu verknüpfen und grenzüberschreitende Modelle zu fördern. Elon Musk strebt an, dass X, ehemals Twitter, die neue „Alles-App“ wird. Dies ist inspiriert von WeChat und dem wachsenden Branchentrend der Super-Apps, auf den sich die Branche letztlich zubewegt. Dieser Übergang wird zwar eine schwierige Aufgabe sein, da die Nutzergewohnheiten sehr tief verwurzelt sind, aber die Schaffung neuer Verhaltensweisen wird die Mühe wert sein. Für die Nutzer und die App-Marke selbst gibt es nichts Einfacheres, als eine einzige App zu nutzen, um alles zu erledigen, und unterbrechungsfreie, kanalübergreifende Erlebnisse werden immer wichtiger, um in einem wettbewerbsorientierten Einzelhandelsumfeld zu gewinnen.

mobilbranche.de: Mit welchen Entwicklungen hat AppsFlyer seine Kunden besonders unterstützt? Welche Erweiterungen oder ergänzenden Entwicklungen waren euch besonders wichtig?

Ville Mikkola: Wir haben eine eigene Marke (und einen eigenen Ort) für Kunden im Gaming-Bereich ins Leben gerufen: Appsflyer for games, und wir erweitern unsere Fähigkeiten mit der Meta Conversion API, um Kunden bei der PC- und Konsolen-Attribution zu helfen. Wir bauen also unsere Dienstleistungen für Kunden aus und gehen dabei über Mobile hinaus.

Wir haben unsere Kunden mit kontinuierlichen Produkteinführungen und Verbesserungen neuer Funktionen in SSOT und SKAN an der Spitze des UA-Spiels gehalten. Zum Beispiel mit Funktionen wie der organischen (SEO-)Attribution, um die Bedürfnisse von Kunden aus den Bereichen Finanzen, Reisen und E-Commerce zu erfüllen.

Und wir werden weiterhin proaktiv Produktinnovationen vorantreiben, um eine Vorreiterrolle einzunehmen: beispielsweise durch die Einführung von Enriched Engagements mit Branchenschwergewichten, die hinter dieser längst überfälligen Erneuerung für die Attribution in der Branche stehen.

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