Köpfe der Mobilbranche: Innovationsexperte Laurent Burdin von Space and Lemon.

„Firmen, Geschäftsmodelle und Arbeitsmethoden müssen sich komplett neu aufstellen, um die Geschwindigkeit der neuen Technologien und die resultierenden neuen Marktströmungen zu verstehen und für sich zu nutzen“, sagt Laurent Burdin, Gründer und CEO von Space and Lemon. Das Innovations-Lab ist spezialisiert auf digitales Trendscouting, entdeckt und verfolgt also digitale Trends für eine bestimmte Industrie, liefert die entsprechende Prognose und spricht firmenspezifische Empfehlungen aus. Außerdem erstellt Laurent mit seinem Innovations-Lab Chatbots und AI-Projekte. Seine Leidenschaft ist es, überall in der Welt gute Ideen und Technologien zu entdecken, die Massen bewegen und Geschäftsmodelle verändern. Laurent Burdin ist Franzose und lebt seit über 25 Jahren in Deutschland. Er hat an der ESCP Business School studiert. In der Vergangenheit war er Geschäftsführer bei renommierten Dienstleistern wie der Digitalagentur SinnerSchrader und der Werbeagentur Springer & Jacoby. Für mobilbranche.de hat Laurent bereits fünf Seminare gehalten. In unserem Fragebogen verrät er, für wen er „ein praktischer Systemadministrator ist“ und wer ihn täglich inspiriert.

mobilbranche.de: Was war Dein erstes Handy?

Laurent Burdin: Ein „Philips Genie“ von 1997, mit dem Mikrofon in Form eines ausschiebbaren Plastikteils unten. Click-Clack. Ich war einer der ersten, der so ein Handy besaß – und hatte immer Angst, dass das Mikrofon kaputt geht!

mobilbranche.de: Was ist aus Deiner Sicht besser: Android oder iOS und warum?

Laurent Burdin: Eindeutig iOS. Sie waren die Ersten, die das gesamte Ökosystem an Entwicklern und Applikationen aufgebaut und auch konstant verbessert haben. Und auch heute noch sind die iOS-Applikationen besser, der App Store für iOS-Apps ist besser, und die Anwendung der iOS-Apps auf dem iPhone ist unschlagbar. Da können mich auch die süßen Namen der Android-Versionen nicht umstimmen.

mobilbranche.de: Welche drei Apps willst Du auf Deinem Homescreen nicht mehr vermissen?

Laurent Burdin: 1. Radio Apps wie TuneIn oder Radio.de. Ich bin ein großer Radiofan. Es ist faszinierend, Sender aus der ganzen Welt so einfach zu hören – als Kind suchte ich noch auf kurzen Wellen Auslandssender, oft vergeblich.
2. Die Podcast-App von Apple – ich liebe Podcasts! Eigentlich wollte ich selber immer Podcasts produzieren, habe aber stattdessen dann Videos gemacht.
3. Die öffentliche Verkehrsmittel-App von jeder Stadt, in der ich je war. Da kaufe ich immer meine Tickets und freue mich jedes Mal, wenn ich Prozente kriege. In Hamburg: 2,13 Euro statt 2,20 Euro!

mobilbranche.de: Stichwort Mobile Advertising: Was war für Dich die beste Werbung ever?

Laurent Burdin: Die BVG haben kürzlich eine witzige Werbung als Instagram-Story gepostet. Ein Typ auf der Rolltreppe, die aufwärts fährt und er schreit unter Zeitdruck ganz oft „Swipe up, swipe up, swipe up“. Das zeigt: Die BVG hat das neue Werbeformat in Stories super verstanden und dargestellt.

mobilbranche.de: Und was war für Dich die schlechteste mobile Anzeige?

Laurent Burdin: Ganz klar native Ads. Die sind einfach immer übertrieben bis unglaubwürdig. Ich kann den Hipster von der Sprach-App Babbel nicht mehr ertragen: „Lerne 7 Sprachen in 4 Wochen“. Das glaubt doch niemand.

mobilbranche.de: Hast Du Mobile-Vorbilder? Wenn ja: welche?

Laurent Burdin: Mein einziges Vorbild ist aus der Tech-Branche, und zwar Gary Vaynerchuk. Ich bin jeden Tag auf seine neuen Einsätze und Posts gespannt, vor allem auf Instagram. Er bringt witzige aber auch inspirierende Sprüche, kürzlich zum Beispiel: „99% of the things around us don’t matter“. Stimmt!

mobilbranche.de: Wie beschreibt Deine Mutter deinen Job?

Laurent Burdin: Sie würde sagen: „Mein Sohn, der hat einen super praktischen Job. Wenn ich und meine Freundinnen in Informatik nicht weiterkommen, dann können wir ihn immer per Facetime anrufen“! Ich bin also für sie ein praktischer Systemadministrator.

mobilbranche.de: Ist dein Job für Dich Beruf oder Berufung?

Laurent Burdin: Ein Beruf, der intellektuell fordert. Und Spaß macht. Ich habe mir „beruflich“ vorgenommen, in den nächsten sechs Monaten eine Stunde pro Tag auf Instagram zu verbringen. Das würde ich eher Vergnügen als Beruf oder Berufung nennen.

mobilbranche.de: Wie stehst Du zu Mobile Payment?

Laurent Burdin: Es ist die praktischste Anwendung eines Telefons – nach dem Telefonieren. Es ist erstaunlich, dass sich das noch nicht so durchgesetzt hat. China und Skandinavien machen das vor, ganz klar. England und Frankreich auch. Aber ich bin extrem genervt, dass es in Deutschland erstens nicht vorwärts geht und zweitens, dass viele Leute Mobile Payment als gefährlich einstufen. Genau dieselben Leute benutzen in der Regel auch das Passwort 123456 und löschen nie Cookies.

mobilbranche.de: Wann bzw. wo vermisst Du Mobile in Deinem Alltag, sprich: wo siehst Du noch Entwicklungspotenzial?

Laurent Burdin: Ich bin Besitzer eines iPhones und nach wie vor frustriert, dass Siri nicht so gut wie der Google Assistant ist und dass Apple alles dafür tut, dass das auch so bleibt. Vielleicht haben einige von euch auch die neuen Kurzbefehle entdeckt… Aber wie gesagt: Apple tut wirklich alles dafür!

mobilbranche.de: Mobile in 5 Jahren: was ist verschwunden, was hat sich durchgesetzt?

Laurent Burdin: Was sich durchgesetzt hat: die (Voice) Assistenten. Was verschwinden wird: die vielen einzelnen kleinen Apps auf unserem Homescreen. Stattdessen werden wir in 5 Jahren nur noch wenige Meta-Applikationen („Super Apps“ im WeChat-Modell) verwenden: Google Maps, Instagram, ein Banken-Aggregator, etc. Ich hoffe aber, dass ich in 5 Jahren irgendwo noch ein Handy bekomme, bei dem das Mikrofon ausschiebbar ist.

mobilbranche.de: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Köpfe der Mobilbranche”.

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