22. Mobilisten-Talk: „Die Hausbank der Zukunft ist völlig unsichtbar“.

Matthias Kröner (Chef der Fidor Bank) beim 22. Mobilisten-Talk
Matthias Kröner (Chef der Fidor Bank) beim 22. Mobilisten-Talk

„Der Besuch klassischer Banken kostet viel Zeit und Nerven“: Darüber war sich das hochkarätig besetzte Panel unseres 22. Mobilisten-Talks gestern Abend im Telefónica BASECAMP in Berlin einig. Ob digitale und mobile Services die klassischen Banken bald ganz ablösen werden, darüber diskutierten Matthias Kröner (Vorstandssprecher der Fidor Bank), Christopher Kampshoff (Lendstar-Gründer), Maik Klotz (FinTech Rat Pack) sowie Fernando Burgos (Director Innovation bei Telefónica Deutschland).

„Die digitale Transformation und so auch mobiles Banking muss den tatsächlichen Nutzen für den Kunden immer konsequent ins Zentrum stellen“, betonte Fernando Burgos zum Auftakt in seiner Keynote. Gerade jüngere Menschen wollen mobiles Banking, so Burgos. Wichtig sei dabei, dass der Kunde in die Entwicklung von Produkten eingebunden werde. Darauf habe Telefónica bei der Konzeption von O2-Banking geachtet und entwickele das Produkt nun konsequent weiter. Dabei würden das Nutzererlebnis und die Sicherheit der Kunden und ihrer Daten weiter im Mittelpunkt stehen. Im Juni will Telefónica daher eine Sicherheitsinnovation für O2-Banking-Kunden einführen, nämlich das erste biometrische SecureCode-Verfahren in Deutschland. Das heißt: in Kooperation mit Mastercard können O2-Banking-Kunden künftig ihre Online-Einkäufe per Fingerabdruck in der App von OBanking freigeben.

Fernando Burgos (Telefónica) stellte bei seiner Keynote den Kunden in den Mittelpunkt
Fernando Burgos (Telefónica) stellte bei seiner Keynote den Kunden in den Mittelpunkt

In der anschließenden Podiumsdiskussion war sich FinTech-Experte Maik Klotz sicher, dass man digitales und klassisches Banking kombinieren sollte. Viele Banken würden sich aber einfach sehr schwer tun, den Kunden und dessen Wünsche zu verstehen. Klotz formulierte es, angelehnt an den ehemaligen Telefónica-Boss Thorsten Dirks, drastisch: „ein scheiss-analoger Prozess wird oft in einen scheiss-digitalen Prozess überführt“. So habe die Sparkasse auch im grenzenlosen Internet regionale Filialen ,was nicht besonders sinnvoll sei. Außerdem fehle die nahtlose Übergabe digitaler und analoger Prozesse. Für echte Innovation seien in der Regel Startups verantwortlich. Als Beispiel nannte Klotz die digitale Kontoeröffnung mit Videoidentifikation.

Matthias Kröner ist als Gründer der Direktbank Fidor naturgemäß davon überzeugt, dass man den Bankberater und die Filialen in ihrer heutigen Form nicht mehr braucht. Die Zukunft der Banken liege im Digitalen. Alleine wegen der Kostenstruktur, die die Branche sonst nicht in den Griff bekommen wird, aber auch wegen der Haltung vieler althergebrachter Banken vor Ort. Lendstar-Chef Kampfhoff berichtete, dass seine Bank eine gewünschte Kontoeröffnung zu seiner Unternehmensgründung lieber auf den nächsten Tag verschieben wollte, weil es einen halbe Stunde vor Feierabend war und löste im Publikum wissendes Kopfnicken aus. Fernando Burgos ergänzte: „früher kannten die Filialmitarbeiter ihre Kunden und deren Kinder. Diese Beziehung gibt es heute nicht mehr. Damit ist ein Mehrwert weg, denn diese persönliche Beziehung schaffte Stickyness“. Matthias Kröner unterstrich, dass die Kundenbeziehung von gestern mittels digitaler Interfaces und der vielen Daten, die eine Bank hat, heute viel besser digital abgebildet werden kann und dass die Reise eben dorthin führen wird. Nicht umsonst haben die großen GAFA-Player (Google, Apple, Facebook und Amazon) das Thema Banking schon längst auf dem Zettel. Diese werden das kontextuale Banking perfektionieren, also die Beratung im richtigen Moment des jeweiligen Kunden.

Doch trotz aller genannter Vorteile des digitalen und mobilen Banking und den skizzierten Problemen mit dem klassischen Banking bleibt eine Mehrheit der Deutschen ihren Filialen treu, 60 Prozent möchten nicht darauf verzichten. Ein Hauptgrund ist laut Studien die Angst der Kunden, dass digitales und mobiles Banking vermeintlich unsicher sein soll. Maik Klotz verglich diese Zurückhaltung mit den Anfängen des E-Commerce: „Vor 20 Jahren hat niemand online eingekauft, weil das Vertrauen gefehlt hat.“ Lendstar-Gründer Kampshoff, der selbst eine klassische Banklehre gemacht hat, ergänzte: „Vor vier Jahren waren wir einer der ersten Anbieter, die Geldtransfer unter Freunden machten, und man fand das damals sehr merkwürdig und unsicher, denn der papierene Überweisungsträger war das nonplusultra. Die Angst vor Mobile Banking muss den Kunden genommen werden. Das geht durch Aufklärung der Konsumenten und Vermittlung der Mehrwerte“.

Als Mehrwerte nannte Matthias Kröner von der Fidor Bank etwa Crowdfunding, Peer-to-Peer-Lending, Bewertung von Beratern und nicht zuletzt die Verfügbarkeit von Banking rund um die Uhr. Eine digitale Bank schließt nicht. Fernando Burgos schränkte allerdings ein, dass die digitale Bank nicht zu kompliziert werden darf und man bei ihrer Entwicklung die Wünsche der Kunden im Blick behalten solle. Das mobile Banking von Telefónica wurde genau nach diesem Prinzip entwickelt. Erst die Grundlagen wie Bezahlen, Kredit und Investment und dann nach und nach weitere Services einbauen.

Christopher Kampshoff, Fernando Burgos, Florian Treiß, Matthias Kröner und Maik Klotz
Christopher Kampshoff, Fernando Burgos, Florian Treiß, Matthias Kröner und Maik Klotz

Zum Schluss bat mobilbranche.de-Gründer und Moderator Florian Treiß um einen Blick nach vorne und stellte die Frage: „Wie sieht das Banking in der Zukunft aus?“

FinTech-Experte Maik Klotz: „Ich möchte mir in Zukunft um Banking keine Gedanken mehr machen müssen. Kunden sollen einfach nur wissen, wie viel Geld sie haben und wie viel sie ausgeben können. Die kontextbasierte Angebote sollten besser werden.“

Lendstar-Gründer Christopher Kampshoff : „Das Girokonto wird der Kern von allem sein. Der Zugang dorthin wird über verschiedene Kanäle gehen. Mobile, Digital, Filiale eher weniger, Voice Interaktion. Das bringt Mehrwert für den Kunden, zweifelhaft ist allerdings, ob die Banken das anbieten werden.“

Telefónica-Manager Fernando Burgos: „Der Zeitpunkt an dem wir dem Kunden einen relevantes Angebot machen können wird genau abgepasst werden. Banken haben so viele Daten, daraus muss der richige Dialog hergestellt werden. Dazu gehören dann auch Alexa und Co.“

Fidor-Chef Matthias Kröner: „In fünf Jahren lachen wir gemeinsam über diese Diskussion oder sogar schneller. Die Art und Weise, wie wir uns mit Geld beschäftigen und unser Konto ansteuern, wird mit dem, was wir heute tun, nichts mehr zu tun haben. Digitales macht das möglich. Die Hausbank der Zukunft ist völlig unsichtbar. Am großen Berg der Möglichkeiten, die das mobile Banking vor sich hat, sind wir gerade mal an der Baumgrenze angekommen.“

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Einen Videomitschnitt des Mobilisten-Talks sehen Sie hier:

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