Studio71-Boss Sebastian Weil im Interview: Webvideos für ein Millionenpublikum.

Sebastian_Weil„Die besten Creators unter unserem Dach zu vereinen“ ist das Ziel von Studio 71, sagt dessen Geschäftsführer Sebastian Weil. Das Multichannel-Netzwerk von ProSiebenSat.1 ist Marktführer im deutschsprachigen Raum und hält viele der größten YouTuber des Landes wie etwa Gronkh oder LeFloid unter Vertrag. „Wir sprechen hier von Kanälen, die mehr als eine Million Menschen erreichen“, sagt Sebastian Weil im Interview mit mobilbranche.de. Außerdem spricht er im Vorfeld der FirstScreen Conference am 15. Juni 2016 in Berlin über Herausforderungen im Mobile Advertising: „Vernetzte Kampagnen, Sonderwerbeformen sowie cleveres Content-Marketing mit originär mobilem Ansatz stecken noch in den Kinderschuhen.“

mobilbranche.de: Was verspricht sich ProSiebenSat.1 von der Zusammenarbeit mit Internet-Stars und -Sternchen?

Sebastian Weil: TV-Unternehmen wie ProSiebenSat.1 haben eine enorme Vermarktungspower, mit der sich die Inhalte der Web-Stars, der Creators, optimal monetarisieren lassen. Außerdem gibt es viele Möglichkeiten der Cross-Promotion zwischen TV und Web. Wir sprechen von einem Ping-Pong-Effekt: An der Wok-WM auf ProSieben hat zum Beispiel ein eigenes Studio71-Team teilgenommen, das sich aus prominenten Creators zusammengesetzt hat. Sie haben ihre Fans dazu motiviert, die Sendung einzuschalten, und zugleich Zuschauer für ihre eigenen Kanäle gewonnen. Und last but not least können wir im Netz neue Gesichter und Formate fürs TV testen.

mobilbranche.de: Welche Reichweiten erzielt Studio71 heute? Ist das schon vergleichbar mit TV-Einschaltquoten?

Sebastian Weil: Youtuber wie Gronkh oder LeFloid sind vielleicht bislang nur einer eher jungen Zielgruppe bekannt, sind aber bereits ein fester Bestandteil unserer Medienlandschaft. Wir sprechen hier von Kanälen, die mehr als eine Million Menschen erreichen. Gronkh beispielsweise war bereits 2013 in den Top 10 der am häufigsten gegoogelten Personen in Deutschland. Wir beobachten bei Teenagern seit Jahren einen Trend zu steigendem Videokonsum. Wer früher MTV und VIVA geschaut hat, um seinen Stars ganz nah zu sein, klickt heute Online-Videos an.

mobilbranche.de: Haben Web-only-Formate auch das Zeug dazu, ein 10-Millionen-Publikum zu erreichen wie etwa der „Tatort“?

Sebastian Weil: Die Nutzung von kostenlosen Online-Videos steigt zwar stetig an, bleibt aber weiterhin auf deutlich niedrigerem Niveau als TV. Einzelne Videos wie aktuell die Chewbacca-Lady gehen viral um den Globus. Natürlich träumen Web-Only-Produzenten von so einem Erfolgsfall, sind aber mit guter und solider Handwerkskunst bestens beraten. Studio71 hat beispielsweise mit Live-Produktionen wie „Last Man Standing“, einem Gaming-Marathon, ein Millionenpublikum erreichen können und damit neue Standards in Sachen Web-Produktion gesetzt. Weltweit generiert Studio71 so in Summe bereits 5 Milliarden Video Views im Monat.

mobilbranche.de: Gibt es bereits nennenswerte Zielgruppen, die Sie nur noch auf digitalen Plattformen erreichen und gar nicht mehr übers lineare Fernsehen?

Sebastian Weil: Klassisch lineares Fernsehen fasziniert nach wie vor ein Millionenpublikum, zu jeder Zeit und auf allen Kanälen. Video-Netzwerke ergänzen dieses Bewegtbild-Erlebnis um eine zusätzliche Dimension, die wir aktiv mitgestalten. Die Vernetzung zwischen TV und dem Internet wird immer wichtiger. Durch die enge Verzahnung führen wir neue Zuschauer an das Fernsehen heran und gewinnen zugleich den Zugang zu den Stars von morgen. Mit der Power der ProSiebenSat.1-Gruppe hat Studio71 natürlich ideale Voraussetzungen für crossmediale Formate und Kampagnen und bietet den Internet-Stars die Chance, auch fürs TV entdeckt zu werden.

mobilbranche.de: Bei der FirstScreen Conference sprechen Sie über die Herausforderung, ein Multichannel Network im Mobile-Zeitalter zu betreiben. Wie stark werden Ihre Videos denn bereits direkt auf Smartphones oder Tablets genutzt?

Sebastian Weil: Die mobile Nutzung von Web-Videos steigt rasant an, die allseits bekannten Gründe sind die Verbreitung von Smartphones, die mobilen Netze und die Verfügbarkeit von WLAN. Rund 50 Prozent unserer Video Views generieren wir bei Studio71 über Mobile Devices. Die Nutzungssituation ist hier entscheidend: Denn wenn ich an der Bushaltestelle warte, konsumiere ich vorzugsweise den kurzen Clip und nicht das Hochglanz-Format, das ich am großen Screen genießen möchte.

mobilbranche.de: Wie unterscheidet sich die Produktion von Mobile-tauglichen Formaten gegenüber klassischen Fernsehformaten?

Sebastian Weil: Für die Produktion von Online- und Mobile-Videos gilt gleichermaßen, dass man mit einem Bruchteil der Kosten von klassischen Filmproduktionen arbeiten kann. Online-Videos funktionieren oft mit schnelleren Schnitten und haben mittlerweile ihre eigene Ästhetik entwickelt. Für Mediengestalter auch deshalb ein spannendes Feld, weil hier wirkliche Allround-Fähigkeiten gefragt sind: Von der Kamera über Ton, Bild und Nachbearbeitung übernehmen viele meiner Kollegen all die Aufgaben, für die bei herkömmlichen Produktionen ein ganzes Team zur Verfügung stehen muss.

mobilbranche.de: Bei der FirstScreen Conference geht es im Kern um Mobile Advertising. Sind Sie mit Ihren mobilen Werbeerlösen schon zufrieden?

Sebastian Weil: Natürlich erfahren wir hier sehr dynamisches Wachstum, aber selbstverständlich sehen wir als TV-Konzern noch ein enormes Potenzial im Vergleich zu den klassischen Vermarktungsumfeldern. Aber wir verstehen uns mit unseren Sender-Websites und attraktivem Mandanten-Portfolio gerade auch als Treiber des mobilen Bereichs.

mobilbranche.de: Und wo liegen für Sie die aktuellen Herausforderungen im Mobile Advertising?

Sebastian Weil: Vernetzte Kampagnen, Sonderwerbeformen sowie cleveres Content-Marketing mit originär mobilem Ansatz stecken noch in den Kinderschuhen, entwickeln wir aber zunehmend mit unseren Werbekunden. ProSiebenSat.1 verfügt über ein weitverzweigtes Ecosystem an Special-Units, die uns bei diesen innovativen Ansätzen stetig voranbringen.

mobilbranche.de: Zum Abschluss noch zum aktuellen Hype um Snapchat, wo ProSiebenSat.1 bereits aktiv ist. Wie sehen Sie die Potenziale der Plattform für ihren Medienkonzern?

Sebastian Weil: Der gesamte Online-Video Markt wird gerade in Deutschland noch stark wachsen. Allerdings wird YouTube künftig den Markt nicht mehr derart klar dominieren. Zahlreiche neue Player wie Snapchat, Facebook, Twitter, Twitch, Vessel oder auch Vine stoßen im Videobereich hinzu. Die Bedeutung von Multi-Channel-Netzwerken wird weiter zunehmen, da mit steigender Reichweite auch die Vermarktung an Relevanz gewinnt. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf allen Plattformen vertreten zu sein und die besten Creators unter unserem Dach zu vereinen, um viele spannende und innovative Projekte umsetzen zu können.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

FS_300x250Wer Sebastian Weil live sehen möchte, hat dazu am 15. Juni 2016 im Kino International in Berlin die Chance. Dort steigt erstmals die FirstScreen Conference vom Mobile-Werbespezialisten AppLift und den erfahrenen Event-Veranstaltern von Online Marketing Rockstars. Sebastian Weil wird dort um 10:45 Uhr über das Thema „Running a Multichannel-Network in the Mobile Age“ sprechen. Noch gibt es einige wenige Tickets für die Konferenz zu kaufen, zu der 500 Gäste erwartet werden, darunter viele Advertiser, Marketing-Verantwortliche, Brands, Publisher, Agenturen, App Developer und Mobile-Verantwortliche.

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