Gesundheits-Apps werden von jedem fünften Deutschen genutzt. Doch Ärzte haben oft keinen Zugriff auf die Daten.

Bildschirmfoto 2014-08-06 um 08.37.25Mobile Quacksalberei: 22 Prozent der Deutschen nutzen Medizin- und Gesundheits-Apps auf ihrem Smartphone. Das ergibt eine Online-Umfrage der deutschen Krankenkasse IKK classic. Immerhin 12 Prozent nutzen Apps, um sich Fitness- und Ernährungstipps zu holen. Am beliebtesten sind demnach Anwendungen, die im Notfall wichtige Informationen, wie Notfallrufnummern oder Handlungsanweisungen bereithalten. Auch Apps zur Terminvereinbarung beim Arzt (30 Prozent), zur Erinnerung an die Tabletteneinnahme und zum Nachschlagen von möglichen Diagnosen zu Krankheitssysmptomen sind beliebt. Doch die Daten gelangen in den seltensten Fällen an Experten. Denn in Sachen Online-Austausch sensibler Gesundheitsdaten sind die meisten Deutschen noch skeptisch. Dabei ergibt sich oft erst durch die Synchronisation der Daten mit Ärzten und Krankenkassen ein messbarer Nutzen. Nämlich dann, wenn anhand der übertragenen Gesundheitsdaten der Arzt eine Untersuchung anordnen, die Medikamenteneinnahme organisiert und verwaltet werden und die Krankenkassenabrechnung mobil abgewickelt werden kann. Auch einer Fehldiagnose könnte so vorgebeugt werden. Immerhin sehen 39 Prozent der Befragten bei der Nutzung entsprechender Gesundheits-Apps die Gefahr einer Fehldiagnose. Nur 14 Prozent scheuen sich am meisten vor den Datenschutzrisiken. Umgekehrt fordern aber 55 Prozent der Befragten von der EU die Regulierung der Datensicherheit. Trotz der Zurückhaltung bei der Daten-Übertragung werden vor allem Apps als besonders hilfreich empfunden, die eben genau das machen. So stehen vor allem Apps, die Messwerte von Blutdruck oder Blutzucker direkt an den Arzt übermitteln, hoch im Kurs. Die Marktforscher von Flurry haben kürzlich einen Anstieg von 62 Prozent bei der Nutzung von M-Health- und Fitness-Apps in den vergangenen 6 Monaten errechnet. Damit liegt das Wachstum von Gesundheits-Apps weit über dem Branchendurchschnitt. Der liegt bei 33 Prozent. Der Erfolg einer mHealth-App ist research2guidance zufolge von 6 Faktoren abhängig: Erfolgreiche Entwickler von Gesundheits-Apps finanzieren sich zu 35 Prozent durch Service-Sales, entwickeln priorisiert (76 Prozent) für iOS und weisen u.a. eine längere Erfahrung und ein größeres App-Portfolio auf.

Auf der diesjährigen conhIT in Berlin präsentierten über 340 Aussteller IT-Lösungen für die Gesundheitsbranche, die sich allerdings noch etwas schwer tut mit Apps & Co. „Es kommen technologische Innovationen wie z.B. Smartphones und mobile Applikationen auf den Markt, die auf der anderen Seite Potential versprechen, auf der anderen Seite aber seitens der Gesundheitsdienstleister (Krankenhäuser, MVZs und Praxen) bestehende Systeme integriert und auch finanziert werden müssen“, fasste Bernhard Calmer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Gesundheits-IT, im Mai die Herausforderungen zusammen. Der Spruch “es gibt für alles eine App” mag im Consumer-Bereich zutreffen, doch die Gesundheitsbranche hinkt da noch ein wenig hinterher. Zwar experimentieren Krankenhäuser, Arztpraxen oder Krankenkassen mit Anwendungen, die die Prozesse optimieren und effizienter machen sollen, doch es gibt eine Reihe technischer, sicherheits- und datenschutzrechtlicher Hürden. Mobile Patienteninfosysteme, mobile Lösungen zur Patientenbefragung und mobile Diktier-Apps für Ärzte ebenso wie mehr oder weniger innovative mHealth-Games und Digital-Health- und Education-Programme wurden im Mai vorgestellt. Das Dilemma wie so oft: Datenschnittstellen, Zugriffsrechte und Sicherheitsbedenken. Auch die Infrastruktur in Krankenhäusern macht mobilen Diensten mangels flächendeckender W-Lan-Abdeckung oft einen Strich durch die Rechnung.
Der Großteil der mobilen Patienteninfosysteme hat das Problem, dass relevante Daten zwar von den Servern des Krankenhauses abgegriffen, jedoch nicht mobil verändert werden können. Der Arzt kann zwar auf seinem iPad Mini überall die Patientenakte abrufen, dem Patienten Röntgenbilder, Medikationspläne und Krankenverlauf erklären und veranschaulichen. Aufzeichnungen, die er am Krankenbett macht, muss er aber in der Regel zusätzlich am stationären PC in das Krankenhausinformationssystem (KIS) einpflegen. Eine Ausnahme ist iMed One Mobile von der kürzlich gegründeten E-Health-Tochter der Deutschen Telekom. Der Vorteil: iMed One Mobile bietet eine direkte Schnittstelle zum Krankenhausinformationssystem iMed One. Ärzte können darüber Patientenakten aufrufen, Laborwerte speichern und abrufen, Sprachmemos und Bilder aufnehmen, Notizen oder Terminplanänderungen vornehmen und von anderen Abteilungen im Krankenhaus eine Diagnostik anfordern. Medikationen können mobil verordnet und abgesetzt werden, Pflegemaßnahmen dokumentiert, Fotos, Dokumente und Befunde verwaltet und verschiedene Personalisierungs-Optionen vorgenommen werden. Auch an einer Beacon-Lösung in den Krankenzimmern wird derzeit getüftelt, wie Bernhard Friedenberg von T-Systems gegenüber mobilbranche.de verrät.
ikk-classic.com, mobilbranche.de (vollständiger Bericht zur conhIT 2014)

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