„Wir stehen mit der Enterprise Mobility noch ganz am Anfang. Wir begegnen hier einem typisch deutschen Phänomen: der ‚Ingenieursmentalität'“, sagt Richard Malley, seit Ende 2010 Geschäftsführer bei M-Way Solutions in Stuttgart. Malley, zuvor u.a. bei YOC, als Business Angel und Berater von mobilen Startups tätig, stellt im mobilbranche.de-Interview die neue Mobile-Device-Management-Lösung „Relution“ von M-Way Solutions vor. „Zurzeit müssen Unternehmen mit mindestens drei Betriebssystemen umgehen können. Nimmt man einige der Legacy-Geräte dazu, sind es noch mehr“, deutet Malley das Problem vieler Unternehmen an. Genau dort will Relution ansetzen: Über Relution können Unternehmen sämtliche Mobilgeräte unterschiedlicher Betriebssysteme der Mitarbeiter zentral verwalten. Ein Zukunftsgeschäft, denn „der Prozess der sogenannten Konsumerisierung der IT, der auch den BYOD-Trend einschließt, ist nicht mehr aufzuhalten“, so Malley weiter.
mobilbranche.de: Ist Bring your own Device (BYOD) ein Trend oder ein langfristiges Phänomen?
Richard Malley: Bring your own Device ist ein langfristiges Phänomen. Smart Devices dringen immer mehr in das Geschäftsleben ein und mit ihnen auch neue Technologien. Mitarbeiter dürfen heute ihre privaten Geräte für Arbeitszwecke nutzen. Dieser Prozess der sogenannten Konsumerisierung der IT, der auch den BYOD-Trend einschließt, ist nicht mehr aufzuhalten. Für Unternehmen bedeutet das als Erstes, Datensicherheit zu gewährleisten. Privat und Firma müssen muss getrennt bleiben. Erst dann dürfen Mitarbeiter ihre privaten Geräte geschäftlich nutzen.
mobilbranche.de: Welche Vorteile hat es für Unternehmen, Mitarbeitern den dienstlichen Gebrauch ihrer eigenen Geräte zu gestatten, und welche Risiken müssen sich Firmen bewusst machen?
Richard Malley: BYOD hat für beide Parteien Vorteile. Der Arbeitgeber muss weniger und seltener Hardware einkaufen, warten und zur Verfügung stellen. Ein Pluspunkt auf der Kostenseite. Bei den Mitarbeitern steigt die Zufriedenheit. Denn oft nutzen sie ihre eigenen Geräte lieber, als solche, die ihnen das Unternehmen bereitstellt. Ein Risiko ergibt sich aus der fehlenden Kontrolle über die Geräte. Deshalb müssen Unternehmen über eine entsprechende IT-Lösung verfügen. Diese sollte Teil einer ganzheitlichen mobilen Strategie sein. BYOD funktioniert nur mit eine klaren Enterprise-Mobility-Strategie und einer entsprechenden Software-Lösung, sprich einer MDM- und einer App Store-Lösung.“
mobilbranche.de: Relution lautet der Name ihrer neuen Mobile-Device-Management-Plattform – eine Symbiose der Worte Revolution und Solution, nehme ich an. Welche Lösung steckt dahinter und welche revolutionären Potenziale bringt Relution mit sich?
Richard Malley: Der Name Re-lution spiegelt die wiederholte inhaltliche Auseinandersetzung mit der Lösung wider, das Bestreben, sie noch besser und zweckmäßiger zu machen. Unser MDM bietet ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für ein Qualitätsprodukt aus Deutschland – dazugehöriger Service und ein hoher Grad an Customisierung für die individuellen Ansprüche der Kunden aus unterschiedlichen Industrien inklusive. Unsere Enterprise-App-Store-Lösung positionieren wir mit klarem Premiumanspruch in Sachen Usability, Funktionalität und Design.
mobilbranche.de: Mit Relution können Unternehmen sämtliche Mobilgeräte unterschiedlicher Betriebssysteme der Mitarbeiter zentral verwalten. Hand aufs Herz – wären einheitliche Betriebsgeräte nicht die einfachere und günstigere Wahl für Unternehmen?
Richard Malley: Da stimme ich Ihnen zu. Besser und einfacher wäre es. Aber dieser Zug ist längst abgefahren. In der mobilen Welt ist die IT insgesamt deutlich fragmentierter und vielschichtiger. Zurzeit müssen Unternehmen mit mindestens drei Betriebssystemen umgehen können. Nimmt man einige der Legacy-Geräte dazu, sind es noch mehr. Es hängt auch davon ab, welche Betriebssysteme sich langfristig am Markt durchsetzen und halten. Gleichzeitig bringt die Nutzung mehrerer Betriebssysteme viel mehr Dynamik, Innovation und Wettbewerb in den Markt, was für die Endverbraucher von großem Vorteil ist.“
mobilbranche.de: Wie können private Daten der Mitarbeiter auf dem an die Plattform angeschlossenen Privatgerät von den dienstlichen abgeschirmt und vor den Augen der IT-Polizei des Unternehmens verborgen werden?
Richard Malley: Die Frage würden wir gern umformulieren: Wie können geschäftliche Daten auf den an das EMM-System angeschlossenen Privatgeräten von den privaten Daten abgeschirmt werden? Moderne mobile Betriebssysteme bieten hierzu verschiedene Möglichkeiten, die EMM-Systeme berücksichtigen. Zum Beispiel verfügt Samsungs neue Plattform KNOX für Android über einen getrennten Container, in dem Unternehmens-Apps und -Daten benutzt werden können. In diesem Container sind alle Daten und Apps von dem „privaten Teil“ des Betriebssystems abgekoppelt. Sie können nicht dorthin verschoben oder kopiert werden. Samsung hat dabei die native Usability praktisch nicht angerührt, so dass der Benutzer keine neuen Bedienkonzepte erlernen muss. Vor dem Hintergrund der aktuellen öffentlichen Diskussion um das Thema Sicherheit sollten wir erwähnen, dass Samsungs KNOX-Container auf einer NSA-Technologie basieren und viele EMM- oder MDM-Anbieter aus den Vereinigten Staaten kommen.
Auch Apple hat mit iOS 7 weitere Schritte in Richtung Trennung und Absicherung von geschäftlichen und privaten Daten unternommen. Durch App-basierte Restriktionen und Per-App-VPN bleiben Daten dort, wo sie hingehören, nämlich im Unternehmensumfeld.“
mobilbranche.de: Enterprise-Mobility ist ein Wachstumsmarkt, keine Frage, doch wie mobil sind deutsche Firmen überhaupt?
Richard Malley: Wir stehen mit der Enterprise Mobility noch ganz am Anfang. Wir begegnen hier einem typisch deutschen Phänomen: der „Ingenieursmentalität“. Deutsche Unternehmen sind in Sachen Software-Innovation leider noch sehr zögerlich und häufig spät dran. Dabei bietet sich gerade für die Vielzahl der Hidden Champions aus dem deutschen Mittelstand die Chance, ihre Produktinnovationskraft durch Innovation in Prozessen abzusichern – eben durch deren Mobilisierung. Eine Vielzahl dieser Unternehmen ist global aktiv und Marktführer in ihrem Segment. Sie sollten die neuen Technologien dazu nutzen, noch effizienter zu werden und den Abstand zum Wettbewerb zu halten, anstatt ihn durch langsame Adaption abzuschmelzen. Deutsche Unternehmen prüfen und überlegen im internationalen Vergleich überdurchschnittlich lang, bevor sie die Entscheidung zur Mobilisierung treffen. Daher Ingenieursmentalität. Enterprise Mobility birgt enorme Chancen für Unternehmen, aber natürlich auch Umwälzungen.
mobilbranche.de: Welche Potenziale bringt der Bereich Enterprise Mobility für Unternehmen mit sich, welche Risiken werden noch unterschätzt?
Richard Malley: Das Potential ist heute noch gar nicht absehbar. Marktforscher sprechen von der bedeutendsten Entwicklung für die IT seit der Existenz des Internets. Man geht alleine in Europa von einem Multimilliarden-Markt aus. Für die Unternehmen zeigen sich die Vorteile meist auf Anhieb – schon beim einfachen Einsatz von mobilem CRM oder von App-Stores. Das Unternehmen kann damit Prozesse vereinfachen oder die Durchführung angenehmer und somit meist schneller gestalten. In erster Linie geht es darum, die Unternehmenseffizienz von innen heraus zu steigern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der ROI ist sehr schnell erbracht. Mitarbeiter können regelmäßige Tätigkeiten schneller, einfacher, übersichtlicher und oft auch besser ausführen. Enterprise Mobility wird zukünftig in sehr vielen unterschiedlichen Fachbereichen von Unternehmen Einzug halten – Vertrieb, Finanzen, Admin, HR, IT, Produktion und Außendienst. Unternehmen sollten hier strategisch agieren und mit einer zentralen Enterprise-Mobility-Plattform oder Suite arbeiten. Sie sollten prüfen, mit welchem Partner sie den Weg in die mobile Zukunft gehen wollen.“
mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview.
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