Verbraucher erheben Ansprüche auf Schadenersatz: Klageflut gegen Mobilfunkunternehmen.

Mobilfunkanbieter in Deutschland sehen sich einer drohenden Klagewelle gegenüber, da sie jahrelang Vertragsdaten unrechtmäßig an die Schufa übermittelt haben sollen. Bei zwei Verbraucherkanzleien haben sich bisher 100.000 Betroffene gemeldet. „Wir haben bereits über 15.000 Schufa-Auszüge für unsere Mandanten angefordert und nach den ersten 3.500 Datensätzen festgestellt, dass jeder dritte Mobilfunkvertrag tatsächlich auch betroffen ist“, so Andreas Quauke von der beteiligten Kanzlei Legalbird.

Betroffene können sich bei den Verbraucherkanzleien melden

Die Klagen basieren auf einem Urteil des Landgerichts München, das im April dieses Jahres entschieden hat, dass Telefónica O2 die Vertragsdaten eines Kunden nicht ohne dessen Einwilligung an die Schufa hätte übermitteln dürfen. Die beiden Verbraucherkanzleien argumentieren, dass die Mobilfunkanbieter in den vergangenen Jahren Millionen von Kundendaten unrechtmäßig an die Schufa weitergegeben haben. Verbrauchern könnte bis zu 5.000 Euro pro Fall zugesprochen werden.

Der Mobilfunkanbieter-Branchenverband VATM argumentiert, dass die Datenübermittlung zur Betrugsprävention notwendig sei, weil die bei den Auskunfteien gespeicherten Vertragsdaten auch dazu beitrügen, Verbraucherinnen und Verbraucher vor Identitätsmissbrauch zu schützen.

EuGH-Urteil im Herbst könnte weitere Klagewelle auslösen

Neben den Klagen gegen die Mobilfunkanbieter droht der Schufa selbst auch eine Klagewelle wegen des Schufa-Scores. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) soll im Herbst entscheiden, ob dieser bei der Vertragsentscheidungen berücksichtigt werden darf. Der Generalanwalt am EuGH hat bereits festgestellt, dass der Schufa-Score nicht maßgeblich bei Vertragsentscheidungen sein darf. Sollte der EuGH dieser Einschätzung folgen, könnten Verbraucher, die aufgrund ihres Schufa-Scores von einem Vertrag ausgeschlossen wurden, Schadenersatz fordern. Man gehe aufgrund vergleichbarer Urteile von bis zu 2.500 Euro pro Fall aus.

Die hohe Zahl der Rückmeldungen von Kunden der Mobilfunkanbieter zeigt, dass Verbraucher sich nicht mit dem unrechtmäßigen Umgang ihrer Daten abfinden. Die Anbieter sollten sich daher nicht nur auf hohe Schadensersatzforderungen einstellen, sondern vor allem schnell ihre bisherige Geschäftspraxis überprüfen.

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