Interview: Tilman Buchner über die Bedeutung von Mobile für Scout24.

Tilman Buchner

„Mobile First ist bei uns gelebte Wirklichkeit. Die durch die Einführung von Smartphones einhergehende Verknappung der zur Verfügung stehenden Kommunikationsfläche hat zu einer noch stärkeren Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse geführt“, sagt Dr. Tilman Buchner. Er ist Leiter Center for Mobile Products & Services bei Scout24, der Unternehmensgruppe hinter Online-Marktplätzen wie ImmobilienScout24 und AutoScout24. „Die Scout24-Gruppe hat bereits sehr früh, Anfang 2009, in den Ausbau der mobilen Aktivitäten investiert und von Anfang an zwei Ziele verfolgt: Die maximale Reichweite (Reach) und eine bestmögliche User Experience (Rich)“, sagt er. Offenbar mit Erfolg: In Deutschland erzielt Scout24 schon 35 Prozent seines Traffics via Mobile, wie Tilman Buchner im exklusiven mobilbranche.de-Interview verrät.

logohp_scout24mobilbranche.de: Herr Buchner, die mobile Nutzung digitaler Angebote wächst rasant, sowohl in Deutschland als auch international. Wie ist der aktuelle Stand bei der Scout24-Gruppe – welche Bedeutung hat Mobile bei Ihnen?

Tilman Buchner: Mobile ist der mit am stärksten wachsende Bereich. Wir beobachten eine zunehmende Nutzung von mobilen Endgeräten in allen Nutzergruppen. Mobile ermöglicht jedoch nicht nur die allgegenwärtige Nutzung unserer Dienste rund um Immobilien, Fahrzeuge und Partnerschaften, sondern hat auch großen Einfluss auf die Prozesse und Strukturen innerhalb unseres Unternehmens: Sprich die Art und Weise, wie wir unsere Produkte entwickeln. Mobile First ist bei uns gelebte Wirklichkeit. Die durch die Einführung von Smartphones einhergehende Verknappung der zur Verfügung stehenden Kommunikationsfläche hat zu einer noch stärkeren Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse geführt.

mobilbranche.de: Welche Bedeutung kommt dabei heute und in Zukunft den „Mobile-only“-Nutzern zu, die die Scout24-Plattformen ausschließlich via Smartphone und Tablet nutzen und gar nicht am PC?

Tilman Buchner: Wir sprechen eigentlich nicht mehr von „Mobile Only“, sondern von Internet „Connected Devices“. Ziel ist es dabei, unsere Dienste an jedem Ort und zu jeder Zeit verfügbar zu machen, wahlweise per Smartphone, Pad, PC oder internetfähigem Fernseher. Dabei stellen wir eine immer größere Cross-Device-Nutzung fest, sprich die parallele Nutzung von TV und Smartphone oder Smartphone und Pad. Fragestellungen mit denen wir uns daher aktuell beschäftigen zielen darauf ab, wie man den Nutzer in diesen sogenannten 2nd oder 3rd Screen Szenarien gezielt unterstützen kann.

mobilbranche.de: Zu Scout24 zählen sechs verschiedene Marken von AutoScout24 bis TravelScout24 – gibt es dabei ein Angebot, das Mobile besonders hervorsticht?

Tilman Buchner: Diesbezüglich können wir keine Unterschiede feststellen. Alle unsere Dienste werden heute mobil konsumiert. International sehen wir durchaus Unterschiede in der Nutzung. In den Niederlanden verzeichnen wir z.B. überproportional viele Fahrzeugsuchen über mobile Endgeräte, Deutschland liegt mit einem Anteil von ca. 35 Prozent am Gesamt-Traffic im Mittelfeld. Neben unseren etablierten Marktplätzen investiert die Scout24-Gruppe jedoch auch gezielt in neue mobile Geschäftsfelder, wie die Übernahme des Schweizer Startup „Spontacts“ zeigt, das ausschließlich mobil verfügbar ist.

mobilbranche.de: Wie reagiert Scout24 denn generell auf die Anforderungen der „Multi-Device-World“?

Tilman Buchner: Die Scout24-Gruppe hat bereits sehr früh, Anfang 2009, in den Ausbau der mobilen Aktivitäten investiert und von Anfang an zwei Ziele verfolgt: Die maximale Reichweite (Reach) und eine bestmögliche User Experience (Rich). Die Reichweite adressieren wir, in dem wir unseren Kunden eine breite Palette von Applikationen anbieten, die sie unabhängig vom Betriebssystem ihres Smartphones, Pad oder SmartTV nutzen können. Die Grundlage hierfür bildet eine mobile Browser Lösung basierend auf Technologien wie HTML5 oder mobile jQuery. Die größtmögliche User Experience unterstützen wir durch die Entwicklung von nativen Applikationen für die Endgeräte iPhone, iPad, Android sowie Windows Phone.

mobilbranche.de: Wieso ist dabei die native Entwicklung von Apps für die verschiedenen Plattformen so wichtig?

Tilman Buchner: Einzig native Applikationen bieten heute die Möglichkeit, das Potential, das in einem Smartphone steckt, wirklich vollumfänglich zu nutzen. In-App Purchase Funktionen, die den Einkauf schnell und einfach gestalten; alternative Sucheinstiege, die Voice- und Image Recognition Technologien nutzen; oder komplexe Animationen, die eine App zu einem einzigartigen, interaktiven Erlebnis machen, sind aktuell nur nativ zu realisieren.

mobilbranche.de: Inwieweit agieren die verschiedenen Scout24-Marken dabei eher eigenständig oder eher zentral gesteuert?

Tilman Buchner: Die Marktplätze der Scout24-Gruppe sind untereinander stark vernetzt und arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen eng zusammen. Übergreifende Themen werden in sogenannten Competence Centern gebündelt. Die Leitung der Center erfolgt aus einem Marktplatz, sprich dem operativen Geschäft. Dies ermöglicht uns wichtige, zentrale Themen frühzeitig zu adressieren, ohne die Eigenständigkeit und Flexibilität der Marktplätze einzuschränken.

mobilbranche.de: Wie gut lassen sich Ihre mobilen Angebote monetarisieren? Was sind hier Ihre Ansätze?

Tilman Buchner: Wir verfolgen diesbezüglich sehr genau die aktuelle Entwicklung in der Spieleindustrie. Hier scheint sich das Freemium-Modell im Kontext mobiler Applikationen zu etablieren. Ein Weg, den auch wir uns vorstellen können. Im Zentrum dessen steht immer der Kundennutzen im Vordergrund. Können wir den Kunden von unserem Service überzeugen, wird dieser auch bereit sein, hierfür ein Entgelt zu zahlen. FriendScout24 ist diesbezüglich Vorreiter innerhalb der Gruppe und hat mit Features wie Dateroulette, Favoriten-Funk oder Flirt Alarm erste Ansätze im Bereich mobile Monetarisierung erfolgreich gestartet.

mobilbranche.de: Nachdem die Smartphone- und Tablet-Verbreitung schon enorm gewachsen ist, sind Connected Cars, Smart-TVs und Connected Devices wie etwa Google Glass oder eine mögliche iWatch sicherlich die nächsten großen Trends. Wie stellen Sie sich hier auf?

Tilman Buchner: Features wie „Visual Search“, das die Identifikation von Marke, Modell und Baujahr durch ein Foto aus der App ermöglicht oder „Voice Search“, das die Suche per Spracheingabe ermöglicht, sind nur zwei Beispiele, die die Innovationskraft der Scout24-Gruppe widerspiegeln. Wir sind eng mit Universitäten an den Standorten Berlin und München vernetzt und pflegen Beziehungen zu Branchengrößen wie Apple, Google und Microsoft um frühzeitig technologische Trends aufgreifen und in unsere Produktentwicklung mit einfließen lassen zu können.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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