Unternehmen im App-Dschungel: Browserbasiert oder doch native?

Der Trend hin zur Nutzung mobiler Endgeräte ist groß, ebenso wächst die Bedeutung von Smartphone- und Tablets beim Online-Shopping. Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie 2016 sind 84 Prozent der Deutschen online. Außerdem ergab die Erhebung, dass Besitzer von mobilen Endgeräten dabei fast drei Stunden im Netz verbringen – eine große Chance für den Mobile Commerce. Für Unternehmen stellt sich weniger die Frage nach dem ob, sondern eher wie eine geeignete App-Strategie aussehen kann. Klar ist, dass es an der Stelle keine pauschale Antwort gibt. Vielmehr entscheiden die jeweiligen Business Cases über die Sinnhaftigkeit der gewählten technischen Plattform. Unternehmen können sich zwischen HTML5-Applikationen, sogenannten Web-Apps, responsiven oder mobilen Webseiten und nativen Apps entscheiden. Sowohl browserbasierte Anwendungen als auch native Apps haben ihre Existenzberechtigung und bieten unterschiedliche Vorteile.

Von Steffen Lüdtke

Steffen Lu dtkeSafari, Firefox und Google Chrome – so lauten die beliebten Browser, die sich auch auf Smartphones und Tablets etabliert haben. Die Möglichkeiten für Unternehmen sind in dieser Hinsicht vielfältig, die prägnantesten Schlagwörter: „HTML5- bzw. Web-App“, „mobile“ und „responsive Webseiten“. Jede dieser Lösungen hat Vorteile, die es unternehmensspezifisch zu evaluieren gilt, wenn der Mobile Commerce-Bereich gestärkt werden soll. Die HTML5-App ist bislang wenig verbreitet, dennoch zeigen sich einige Vorteile: Schon die Bedienoberfläche ähnelt sehr der nativen App, wirkt auf den Endverbraucher hochwertig und benötigt dabei keine Zulassung aus dem jeweiligen App-Store. Das erleichtert zudem das Aufsetzen und Updaten von HTML5-Apps, sie können damit vollkommen individuell und unabhängig entwickelt werden. Auch Daten können offline gespeichert werden, denn die Web-App braucht keinen ständigen Internetzugang.

Die mobile Webseite wird speziell für Smartphones und Tablets optimiert und lässt sich meist anhand der Subdomain (Beispiel: m.apotheken-umschau.de) identifizieren. Der gleiche Content wird somit über verschiedene Webseiten abgerufen. Dass zwei Webseiten gepflegt werden müssen, geht auf den ersten Blick mit zusätzlichem Aufwand einher, dennoch gibt es auf diese Weise Vorteile bezüglich des Suchmaschinen-Rankings. Dadurch, dass die Webseite den Bedürfnissen, wie mobiler Datennutzung und der meist festgelegten Provider-spezifischen Traffic-Volumina, angepasst ist und Dateien optimiert integriert werden, zeigen sich große Vorteile hinsichtlich der Performance.

Bsp. Mobile Webseite
Beispiel Mobile Webseite: m.apotheken-umschau.de, Quelle: Neofonie Mobile

Die responsive Webseite wird zunächst mobil entwickelt, erst dann folgt die Desktop-orientierte Anpassung. Der große Vorteil: Die responsive Webseite ist ein Allrounder – egal welche Auflösung, welche Spezifikationen und welchem Typ das Endgerät entspricht – das Look&Feel des Online-Angebots wird für alle Geräte (Smartphone, Tablet, Laptop und Desktop-PC) optimiert. Vor allem bietet sich diese Lösung für Unternehmen an, die auf ihrer Seite viele Infos und viel Text integriert haben, zusätzliche Funktionalitäten. Eine „normale“ Webseite erst im Nachhinein für mobile Endgeräte anzugleichen, ist meist wirtschaftlich gesehen durchaus aufwendiger.

Bsp. Responsive Webseite

Diese drei Möglichkeiten das eigene Unternehmen in Zeiten des Mobile Commerce besser aufzustellen, haben einige Vorteile: Zum einen ist eine mobil optimierte Webseite für Suchmaschinen anhand der SEO-Kriterien ideal anpassbar. Dabei spielt auch die Plattformunabhängigkeit eine große Rolle: Ob HTML5-App, mobile oder responsive Webseite – jedes Endgerät und der jeweilige Browser kann die Webseite interpretieren und optimal darstellen.

Für Unternehmen bietet es sich zudem an, auf Content-Management-Systeme zu setzen, die bereits die Basis für mobile Webseiten implementiert haben. Beispielsweise ist das Magnolia CMS samt diverser Zusatzmodule als auch der Adobe Experience Manager für den mobilen Einsatz optimiert. Auch Shop-Systeme lassen sich problemlos anbinden und mobil erreichbar machen.

App in den Store: Nativ und nah am Kunden   
Ob Ebay, Amazon und Co., alle großen Unternehmen verfügen mittlerweile über eine eigene native App auf dem entsprechenden digitalen Marktplatz. Apps sind für die unterschiedlichen Betriebssysteme und Geräte optimiert, sodass umfangreiche und rechenintensive Prozesse ohne Probleme vom Endgerät durchgeführt werden können. Performance-Vorteile zeigen sich speziell bei den Ladezeiten: Die Verknüpfung statischer Layouts mit dynamischen Inhalten, wie beispielsweise Produkte eines Warenkatalogs,  erzielt den Effekt, dass nur selektive Daten neu geladen werden müssen.

Native Apps können neben dem Gerätespeicher u.a. auch auf das Kamera- oder GPS-Modul zugreifen. Auch Schnittstellen zu anderen Apps lassen sich bequem nutzen, beliebt sind in dieser Hinsicht vor allem Social Media-Apps, die dazu einladen Inhalte in den Netzwerken zu teilen. App-Nutzer können somit einfach und schnell zu eigenen Werbeträgern werden. Die Conversion Rate zu optimieren, ist mit nativen Apps sehr gut möglich: Angefangen beim ständig präsenten App-Icon, profitieren Unternehmen  – wenn auch unterbewusst – von einer ständigen Nähe zum Kunden. Vor allem eben jene Kundenbindung wird durch die mobile Applikation gestärkt: Wunsch- oder Merklisten, personalisierte Werbung bzw. Produkt-Anzeigen oder auch die flexible, orts- und zeitunabhängige Erreichbarkeit via Push-Benachrichtigungen haben bei den Kunden einen nachhaltigen Effekt.

Die Möglichkeiten im Rahmen einer nativen App sind schier unbegrenzt und können für Unternehmen weitreichende Benefits erzielen. Die criteo-Studie „State of Mobile Commerce“ hat gezeigt, dass native Apps sich zum Game-Changer entwickelt haben und die Conversion Rate deutlich steigern können. Schon jetzt bergen native Apps enormes Potenzial: Die Automobil-Industrie beispielsweise setzt zunehmend auf die Verknüpfung von Smartphone-Applikationen mit den Kraftfahrzeugen. Darüber hinaus lassen sich native Apps noch weiter in den Alltag integrieren und stärken effektiv den Mobile Commerce: Seien es Smart Home-Applikationen, Virtual Reality-Angebote von Immobilienfirmen oder die künstliche Intelligenz im Rahmen von Chatbots in einer integrierten Messenger-Lösung – die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt.

Fazit: Der Business Case entscheidet
Mobile und responsive Webseiten als auch HTML5-Apps sind gute Möglichkeiten den Mobile-Commerce-Bereich zu stärken. Sie bieten grundlegende Vorteile, speziell hinsichtlich des Entwicklungsaufwands, der Plattform- und Geräteunabhängigkeit, der SEO-Optimierung und dementsprechend auch in der Steigerung der Reichweite, die eine solche Webpräsenz bewirken kann. Auch finanziell ist eine dieser genannten Lösungen zumeist günstiger als eine native App. Dennoch sollten Entscheider das zukunftsweisende Potential von nativen Apps berücksichtigen. Die Erfahrungen, die Neofonie Mobile gemacht hat, beweist: Eine Investition in eine native App eröffnet große Chancen, um Kunden langfristig zu binden. Push-Benachrichtigungen, permanent gespeicherte Warenkörbe oder Schnittstellen zu sozialen Netzwerken, sind gerade erst der Anfang. Es ist davon auszugehen, dass das Smartphone und die mobilen Anwendungen in den nächsten Jahren an Bedeutung für den E-Commerce gewinnen werden.

Schlussendlich sollte der eigene Business Case analysiert werden: Ist die abzubildende Webseite eher als Informationsplattform konzipiert und vorrangig textbasiert, ist die Wahl zwischen einer mobilen, responsiven Webseite oder HTML5-App zu treffen. Sind Unternehmen an einer deutlich umfassenderen Lösung interessiert, ist die native App die ideale Entscheidung. Große Ausgaben bei der Entwicklung rechnen sich auf lange Sicht, da Schnittstellen zu anderen Apps und auch das Ansteuern der gerätespezifischen Hardware, einen großen Mehrwert darstellen. Marketing- und Sales-Teams können durch diese Lösungen eine weitere Vertriebsplattform nutzen, um damit auch neue Zielgruppen anzusprechen. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen, jedoch auch für den einzelnen Business Case zu hinterfragen. Die Vielfalt der Lösungen ist hoch und die Kombination aus mehreren Techniken kann je nach Business Case verschiedene Lösungen und Möglichkeiten ergeben.

Über den Autor
Steffen Lüdtke hat seine Leidenschaft für IT zum Beruf gemacht, erst als IT-Systemkaufmann, später mit seinem Wirtschaftsinformatik Studium. In seiner mittlerweile zehnjährigen Berufserfahrung setzt er sich tagtäglich mit programmatischen Ansätzen und unterschiedlichen Technologien auseinander. Zielgerichtet und zukunftsorientiert berät er als Business Development Manager der Neofonie Mobile Unternehmen, die die digitale, mobile Wertschöpfung stärken wollen.

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