„Wer noch nie in ein Usability-Fettnäpfchen getreten ist, ist kein echter App-Designer“, sagt Melinda Albert zu der Herausforderung, eine gelungene App zu designen, die sowohl den Nutzer-Ansprüchen als auch den Guidelines von Apple und Google gerecht wird. Die Autorin des Fachbuchs Besseres Mobile-App-Design. Optimale Usability für iOS und Android leitet am 4. Mai 2017 in Berlin bereits zum sechsten Mal ein mobilbranche.de-Seminar zu Mobile Usability. In den vorangegangenen Workshops hat sie bereits über 70 Teilnehmer aus Unternehmen wie ADAC Verlag, ERGO Direkt, Rossmann, RTL Interactive oder Viessmann mit ihren Kenntnissen begeistert. Wir haben mit Melinda Albert über aktuelle Herausforderungen im App-Design gesprochen, die in ihren Augen u.a. darin liegen, dass „die App-Stores nahezu gesättigt sind und kaum ein User eine Notwendigkeit darin sieht, eine über Jahre hinweg genutzte App durch eine andere zu ersetzen – es sei denn, sie ist besser.“ Dadurch wachsen die Nutzer-Ansprüche an „hervorragende Usability, einwandfreie Programmierung und Funktionalität“ ständig, sagt Melinda Albert.
mobilbranche.de: Du hast vor knapp einem Jahr Dein letztes mobilbranche.de-Seminar zu Mobile Usability gegeben. Was hat sich seitdem bei der iOS- und Android-Usability geändert? Welche neuen Trends gibt es?
Melinda Albert: Jede Menge – aber an ihren Vorstellungen von Usability & gutem Design halten Apple und Android natürlich eisern fest. Ein Blick in die Guidelines für Android (Material Design) und iOS (Human Interface) lohnt also nach wie vor. Auf dieser soliden Basis gibt es natürlich auch eine Menge neuer Trends, wie ich während meiner Arbeit an Projekten immer wieder feststelle. Viele Kunden haben den Wert von Usability & Design bereits verinnerlicht und räumen dem Spaßfaktor während der App-Nutzung eine immer höhere Priorität ein. Micro-Interactions, mehr Feedback, einzigartige Animationen und frische Transition-Elemente sind dann Schlagworte, die bestimmen, wohin die Reise gehen soll. Ein paar Promis unter den Apps haben diesen Trend längst erkannt und umgesetzt, wie zum Beispiel der Facebook Like-Button, das Mytaxi-Ladesymbol oder der Icon „Zum Favoriten hinzufügen“ bei Kitchen Stories (Interview mit Gründerin Verena Hubertz siehe hier). Außerdem spannend finde ich die Beobachtung, dass sich abseits von App-Inhalten ein genereller Wandel abzeichnet. Nicht mehr „Mobile first“ lautet die Devise, sondern „Mobile only“! Die Benutzeroberflächen von Tinder, Number26 oder Enpure beispielsweise passen sich ausschließlich mobilen Nutzungskontexten an und lassen Desktop-Szenarien schlichtweg unbeachtet. Eine Landingpage mit Link zu den Stores ist dann schon das Höchste der Gefühle. Für einen Mobile Designer ist dieses Thema natürlich sehr interessant und durchaus brisant.
mobilbranche.de: Was konnte sich dagegen gar nicht durchsetzen?
Melinda Albert: Ganz klar: die von Google empfohlenen, durchaus lebhaften Farbschemata mit Abstufungen sehr heller und dunkler Primär- und Sekundärfarben. Vor allem von Unternehmen, die fest definierte Hausfarben verwenden möchten, werden die Empfehlungen gerne ignoriert. Vielleicht weil die Abstufungen der Hausfarben zu einem ziemlich poppigen Gesamtbild führen könnten, das nur noch wenig mit der Corporate Identity des Unternehmens gemeinsam haben könnte. Auch das Hamburger-Menü-Icon mit seinen drei waagerechten, parallel zueinander platzierten Strichen wird immer öfter infrage gestellt und mittlerweile gerne durch eine herkömmliche Tab Bar ersetzt.
mobilbranche.de: Ist es schwieriger geworden, gute Usability zu entwickeln? Steigt der Anspruch der Nutzer?
Melinda Albert: Ja, absolut. Die App-Stores sind nahezu gesättigt und kaum ein User sieht eine Notwendigkeit darin, eine über Jahre hinweg genutzte App durch eine andere zu ersetzen – es sei denn, sie ist besser. Entsprechend sind die App-Downloads stark rückläufig und die Ansprüche an hervorragende Usability, einwandfreie Programmierung und Funktionalität wachsen natürlich.
mobilbranche.de: Nehmen dadurch die Fettnäpfchen bei der Konzeption von iPhone- und Android-Apps zu?
Melinda Albert: Wer noch nie in ein Usability-Fettnäpfchen getreten ist, ist kein echter App-Designer. Aber ganz im Ernst, mit jedem neuen Feature ändert sich meist auch die Nutzer-Oberfläche einer App und da bleiben Fettnäpfchen nach wie vor nicht aus. Wer die Guidelines kennt, minimiert das Risiko natürlich. Um aber trotzdem nicht mit beiden Beinen in einen riesigen Fettnapf zu hüpfen, sind regelmäßige Usability-Tests, Befragungen und der ständige Austausch zwischen Konzeption, Entwicklung, Nutzern und Kunden die beste Medizin.
mobilbranche.de: Was können die Seminarteilnehmer aus Deinem mobilbranche.de-Seminar „iOS versus Android Usability“ am 4. Mai 2017 mitnehmen und konkret für sich bzw. ihre Arbeit anwenden?
Melinda Albert: Jede Menge! Neben den Dos & Don’ts, den häufigsten Usability-Fettnäpfchen und Design-Fallen mobiler Apps geht es freilich auch um die Konzeption. Tipps und Tricks, farbenfrohe Beispiele und relevante Design-Richtlinien von Google & Apple sind ebenso Teil des Seminars wie eine konkrete UX-Herausforderung, die die Teilnehmer in einer interaktiven Session darstellen können. Letzteres bietet nicht nur einen sehr hohen Mehrwert, sondern zählte bisher auch zu den beliebtesten Teilen des Seminars. Und Zeit für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Hamburger-Menü-Icon bleibt selbstverständlich auch. Ich freue mich schon darauf!
mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!
Seminartipp
„iOS versus Android Usability“ mit Melinda Albert am 4.5.2017.
Es scheint heutzutage praktisch für alles eine App zu geben, aber nicht für alles gibt es eine gute App. Und leider gilt nur für die wenigsten guten Apps, dass sie für Android und iOS gleichermaßen gut durchdacht und guideline-konform sind und dass die User Spaß während der Nutzung haben. Melinda Albert verrät im mobilbranche.de-Seminar „iOS versus Android Usability“ am 4. Mai 2017, was die häufigsten Fehler bei der Konzeption einer App sind. Sie bietet zu Fallbeispielen der Teilnehmer Tipps und konkrete Verbesserungsvorschläge.
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Eine Antwort zu “Interview: Melinda Albert über aktuelle Herausforderungen bei App Design und Mobile Usability.”
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