Nach dem ersten Teil gestern verabschieden wir uns heute mit dem zweiten Teil unseres Trendausblicks für 2020 in unsere Weihnachtspause. Ab dem 6. Januar 2020 sind wir wieder für Sie da und werden wieder regelmäßig auf unser Website, in unserer neuen App (iOS-Download hier & Android-Download hier) sowie in unserem kostenlosen Newsletter über das Business mit Mobile, Apps & beyond berichten. Bis dahin wünschen wir Ihnen eine gute Zeit. Lesen Sie hier nun die Prognosen führender Köpfe u.a. von AppsFlyer, bam! interactive und tchop. Das erste Wort hat diesmal „Mr. Mobile“ Mark Wächter, der erklärt, was der „Red Tsunami“ fürs App-Business bedeutet.
„Mr. Mobile“ Mark Wächter
„Das Smartphone ist auch für den letzten Marketer das Leitmedium in der Marketing- und Mediaplanung. Kampagnen werden Mobile First geplant – d.h. auf den vertikalen Bildschirm und eine Aufmerksamkeitsspanne von 3 Sekunden optimiert. Das Jahr 2020 wird sicherlich das Jahr werden, in dem mehr und mehr 5G-fähige Geräte auf funktionierende 5G-Netzwerke treffen. Das gibt dem etwas müden Smartphone-Markt einen deutlichen Push. Spanned bleibt die Frage nach dem Formfaktor von Mobile: faltbare Bildschirme und Smart Speaker als Satelliten des Smartphones sind erst der Anfang. Wir werden neue Mixed Reality Produkte sehen – wie vermutlich von Apple. WeChat mit seiner Mini-App-Offensive hebt die Plattform-Diskussion auf eine ganz neue Ebene: Den Betreibern dieser chinesischen Super-App ist es vollkommen egal, welches Betriebssystem unten drunter die Prozesse steuert. Die User erfahren WeChat als neue Betriebssystem-Schicht. Facebook strebt in die gleich Richtung mit dem Bundling seiner Dienste. Überhaupt ist es spannend zu beobachten, wie mehr und mehr Player aus China (angeführt von Alibaba, Tencent und Bytedance mit ihrer TikTok-App) westliche Märkte erobern. Ich nenne das Phänomen den Red Tsunami – und den sollte jeder Mobilista in 2020 genauestens beobachten!“
Mustafa Mussa, Founder & Managing Director bei bam! interactive
IT-getriebene Kreation und Innovationskraft als entscheidender Erfolgsfaktor für digitale Werbung #engagingcampaignsonly
„Wir als Mobile Experten für digitale Werbung warten schon lange darauf, dass Marketer Mobile first auch endlich in ihren Marketingaktivitäten leben – so, wie es ihr eigenes Mediennutzungsverhalten eigentlich schon längst verlangt. An diesem Shift wird in 2020 keine Marke mehr drum herumkommen: Mobile in Kombination mit DOOH, als Retargeting-Device für TV-Kampagnen, als wichtiger Teil einer Multiscreen-Kampagne: bei über sechs Stunden Mediennutzung des Smartphones täglich darf Mobile in keinem Mediamix fehlen.
Was wir in diesem Jahr in der Ad Erstellung beobachtet haben: Technologien wie Voice und Augmented Reality sind auch in den digitalen Werbemitteln angekommen. Und zwar nicht nur als innovativer Showcase, sondern auch als reale Kampagne. Durch Dynamic Creative Optimization verschmelzen Daten und Kreation: Individualität und Interaktion werden zunehmend vom User gefordert, auch in der Werbung. Im Hinblick auf die Automatisierung im Rahmen der programmatischen Werbung in 2020 wird die datengetriebene Kreation von Werbemitteln eine große Rolle spielen. Wir freuen uns auf das neue Jahr.“
Ben Jeger, Managing Director Central Europe bei AppsFlyer
Achtsamkeit und bewussterer Umgang mit Ressourcen werden für Consumer immer wichtiger
“Seit einiger Zeit beobachte ich einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft, der sich auch auf unsere Branche auswirkt. Apple mahnt mit Einführung der Screentime-Übersicht zum bewussteren Umgang mit Smartphones, Googles Pendant dazu heißt Digital Wellbeing, Meditations-Apps boomen in den USA und auch hierzulande, gleichzeitig nimmt der verantwortliche Umgang mit Ressourcen unseres Planeten einen immer größeren Raum ein.
Für Werbetreibende bedeutet das, dass sie immer häufiger ihre kurzfristigen und langfristigen Interessen gegeneinander abwägen müssen. Oft – vor allem in werbefinanzierten Produkten – ist Umsatz ein Derivat der Nutzer-Verweildauer und Wiederkehrrate. Hier die richtige Balance bei der Umsatzoptimierung zu finden, wird eine der größten Herausforderungen für App-Entwickler.”
Transparenz und Datenschutz als Messgrundlage
„2019 war ein Jahr der Meilensteine für Datenschutz und Transparenz. Nicht zuletzt wegen der 2020 in Kraft tretenden ePrivacy-Verordnung haben viele der großen Tech Player Funktionen implementiert, um Verbrauchern mehr Kontrolle darüber zu geben, wie und wann ihre Daten erhoben und verwendet werden. Um von den positiven Auswirkungen auf die Nutzer zu profitieren, erwarten wir, dass Marken, Vermarkter und Entwickler über den Tellerrand ihres aktuellen Marketing-Tech-Stack hinaus blicken. So werden sie 2020 ihre Geschäftsziele und Kampagnen mittels anonymisierter Daten über die gesamte Customer Journey hinweg realisieren können. Das Thema der richtigen Messung wird 2020 ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Denn es betrifft auf einzigartige Weise das optimale Gleichgewicht zwischen einerseits tiefreichenden, wertvollen Einblicken in das Nutzerverhalten und andererseits Respekt vor der persönlichen Privatsphäre.“
Jan Wolter, General Manager EU bei Applause
„Künstliche Intelligenz entwickelt sich stetig weiter und findet sich in immer mehr Bereichen unseres Alltags wieder – ob bei Sprachassistenten, Chatbots, biometrischen Überprüfungen oder Bild- und Zeichenerkennung. Auch im Mobile-Bereich gibt es kaum noch Anwendungen oder Apps, die ohne KI auskommen. Was viele dabei nicht beachten: Mit dem zunehmenden Einfluss von KI steigt gleichzeitig das Risiko der Fehleranfälligkeit solcher Anwendungen – teilweise mit drastischen Auswirkungen. Besondere Bedeutung hat dabei das Risiko eines Bias, also dass Künstliche Intelligenz bestimmte Anwender aufgrund einer mangelhaften Datengrundlage diskriminiert. Ein Beispiel hierfür ist der kürzliche Verdacht, dass der Algorithmus von Apple bzw. Goldman Sachs Frauen einen geringeren Kreditrahmen einräumt. Derartige Vorfälle dürfen 2020 schlichtweg nicht passieren. Professionellem Training und Testing von KI-Applikationen, die das verhindern sollen, kommt damit 2020 eine immer stärkere Bedeutung zu.“
Sascha Martini, Managing Director Germany, R/GA Berlin
Super Apps: warum Marken sich jetzt öffnen müssen
„Der gerade angekündigte Zusammenschluss von Japans populärer Messaging-App LINE und Yahoo! Japan ist in mehrerer Hinsicht interessant. Denn dadurch werden nicht nur zwei der führenden QR-Code-basierten Zahlungsdienste Japans zusammengeführt, sondern es entsteht dadurch wahrscheinlich auch die erste japanische ‚Super-App‘.
Es handelt sich dabei um eine Anwendung, die in einem umfassenden mobilen Ökosystem die Aufgaben vieler einzelner Apps übernimmt. Dazu zählen neben Dienstleistungen zum Beispiel auch die Möglichkeit zur Zahlung und Lieferung. Aktuell sind vor allem asiatische Technologie-Riesen wie Chinas WeChat mit mehr als einer Milliarde aktiven monatlichen Nutzern für dieses „One-Stop-Shopping“-Geschäftsmodell bekannt.
Aber auch andere Technologieunternehmen in Südostasien haben bereits ihre eigenen Super-Apps und Ökosysteme entwickelt. Das erste Beispiel dafür lieferte die Super-App Gojek. die heute als „Fernbedienung“ das Leben von Millionen Indonesiern von Transport über Zahlung bis hin zu Dutzenden anderer Dienste regelt. Viele weitere ziehen aktuell bereits nach.
Und auch vor der westlichen Welt wird dieser Trend nicht halt machen. Um darauf vorbereitet zu sein, müssen Marken jetzt damit beginnen, ihre Dienstleistungen als offene Services verfügbar zu machen. Wenn dies aus Sicht der Verbrauchererfahrung sinnvoll ist, können sie in Super-Apps integriert werden und so einen langfristigen Nutzen daraus ziehen.“
Heiko Scherer, Geschäftsführer, tchop
„Die Regulierung der Tech-Industrie mit samt der damit verbundenen, hitzigen Diskussion wird im nächsten Jahr besonders in den USA vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen weiter Fahrt aufnehmen. Auch wenn Facebook wirtschaftlich dank Instagram und WhatsApp weiter wächst, wird sich zunehmend abzeichnen, dass der Zyklus einer alles umfassenden Social Media Plattform zu Ende geht. TikTok wird immer mehr zum Wettbewerber und zeigt, dass es Spielraum für neue Angebot gibt. In der Conent- und Medienindustrie werden vor allem diejenigen Erfolg haben, die Teil der ‚Passion Economy‘ sind. Erfolgreiche Influencer, Blogger und Ein- oder Zwei-Mann-Medienunternehmen machen sich dank des smarten Einsatzes von Technologie immer mehr von den großen Plattformen unabhängig und zeigen den schwächelnden Big Playern der Branche, wie man authentisch und profitabel spitze Zielgruppen monetarisiert. Hochwertige Inhalte und Konversationen verschwinden dabei zunehmend in geschlossenen Communities, weil alles was nur noch auf Reichweite und Clicks optimiert ist, weiter entwertet wird. Wie genau die Welt nach Facebook aussehen wird, weiss keiner. Aber im nächsten Jahr wird sich dieser Wandel auf jeden Fall weiter abzeichnen.“
Sebastian Soethe, Managing Partner, Dynamo Partners
„2020 wird das Jahr, um nicht nur die Geldbörse zuhause zu lassen, sondern auch alle Fahrkarten, Kundenkarten, Eintrittskarten, Belege oder Einkaufszettel. Getrieben von Apple Pay und Google Pay werden Smartphone-Besitzer aus allen Alters- und Bevölkerungsschichten Wallets als Aggregationslösung neu entdecken (z.B. für Ticketing), oder spezielle Wallets im Alltag nutzen (z.B. Yunar für Kundenkarten). Dabei entwickelt sich ein spannender Wettbewerb mit Messaging Apps wie Line und WeChat, die bereits heute in Asien für das Bezahlen oder auch Mobilitätsangebote täglich genutzt werden und auf Augenhöhe mit Apple und Google konkurrieren. Um sich Wallets zu erschließen und den eigenen Kunden einen Mehrwert zu bieten, sollten App- bzw. Service-Anbieter auf folgende Faktoren bei der Entwicklung von Wallet-Integrationen achten: Sicherheit, Transparenz und einfache Handhabung.“