
von Regina Leuwer, AppsFlyer
Bereits zum siebten Mal fand am Donnerstag im Berliner Hotel Adlon der App Promotion Summit statt. Etwa 500 Teilnehmer aus der mobilen Szene Deutschlands und Europas bekamen diesmal ein so umfangreiches Programm wie nie präsentiert.
Neben der großen Bühne teilten in vier Workshopräumen Mobile-Marketing-Experten ihr Wissen mit dem Fachpublikum – das Event war restlos ausverkauft.
Inhaltlich ging es weit über typische App-Marketing-Themen wie die Diskussion der besten Marketingkanäle oder App Store Optimierung (ASO) hinaus. In diesem Jahr wurden CRM und Engagement sowie Automatisierung und Datenanalyse immer wichtiger. Zudem präsentierte der chinesische Smartphone-Gigant Huawei seine AppGallery, die Alternative zum Play Store, in einem eigenen Workshop-Track.
Für den APS-Veranstalter James Cooper ist diese thematische Bandbreite ein Zeichen, wie sehr das Ökosystem inzwischen gereift ist: “Früher hatten wir einen oder zwei Vertreter von Mobile App Marketing-Teams, heute kommen die großen Apps mit bis zu acht Leuten, neben UA-Managern auch ASO, CRM- oder Produkt-Managern”. Nun da der große Hype um Apps als “das nächste große Ding” endgültig vorbei sei, erlebt die Industrie unglaubliche Wachstumsraten, was man allein an den zahlreichen Mobile-First-Agenturen erkennen könne, die mit vielen Mitarbeitern auf dem APS vertreten waren, so Cooper.
Einige der Trends vom diesjährigen APS:
Automatisierung wird unumgänglich
Nach Googles Vorstoß mit Universal App Campaigns vor zwei Jahren und Facebooks Schritt zur automatisierten Campaign Budget Optimization (CBO) ist klar: Der Trend geht weg von zeitraubender manueller Kampagnen-Optimierung. Das Bidding, um Budgets optimal zu verteilen, wird mehr und mehr automatisiert. Growth Spezialist Yury Bolotkin von der Berliner Spieleschmiede Popcore erklärte in seinem Talk, wie das Unternehmen mittlerweile auch andere zeitraubende Tätigkeiten optimiert, etwa das Testing und den Austausch hunderter Ad-Creatives. Auch Flaregames aus Karlsruhe setzen intensiv auf Automatisierung und erklärten, wie sie sich dabei Machine Learning zunutze machen. Eine solide Datenbasis und verlässliches Measurement sei dafür die Grundlage.
Newcomer und alte Bekannte bei Werbekanälen
Das Duopol von Facebook und Google als größte und technisch ausgereifteste Plattformen – siehe Automatisierung – bleibt bestehen, dennoch rücken andere Kanäle in den Fokus von Werbetreibenden, ob TikTok als Newcomer oder die Renaissance von Snapchat – hierzu berichtete Tom Nguyen, User Acquisition Manager bei Goodgame Studios aus Hamburg, von positiven Resultaten.
Auch Influencer Marketing, Paid Content, Apple Search Ads waren Workshop-Themen beim APS: Kreativen Marketern steht eine breite Palette an Möglichkeiten jenseits der Big Two offen. Mit dieser Vielfalt gehen allerdings auch steigende interne Kosten einher, um diese Kanäle aufzusetzen und ins Laufen zu bringen, wie verschiedene Marketingverantwortliche schilderten.
User Engagement – was passiert nach dem Install?
Die Zeit, in der App-Marketing hauptsächlich die Aktivitäten der User-Akquisitions-Teams betraf, die die Nutzer möglichst günstig und gewinnbringend einkaufen, scheint vorerst vorbei. Customer Relations Management (CRM), Kundenbindung und Re-Engagement wie zum Beispiel Retargeting und Incrementality wurden beim diesjährigen APS deutlich häufiger thematisiert als in früheren Jahren. So erklärte Marco Scabioli von Flixbus, wie sie hyper-lokalisierte Werbung nicht nur für Akquise verwenden, sondern auch, um Nutzer zu erneuten Käufen zu animieren.
Fazit
Viele der Trends, die sich in der Vergangenheit angedeutet haben, kamen dieses Jahr richtig ins Rollen: Klar ist, das Aufgabenprofil der Mobile Marketer befindet sich im Wandel. Automatisierung macht es vor allem bei den großen Plattformen möglich, mit sehr wenig Personal auch große Budgets zu managen. Standen die technischen Möglichkeiten früher nur den finanzstarken App-Anbietern zur Verfügung, können mittlerweile auch kleine Startups fast alle mühseligen und monotonen Tätigkeiten automatisieren und sich auf anderes fokussieren. Neue Channels evaluieren, kreative Ideen umzusetzen und die übergeordnete Marketing-Strategie sind aber auch weiterhin Aufgaben für Menschen und nicht für Maschinen. Zudem verbringen Marketer mehr Zeit damit, herauszufinden, wie sie ihre Bestandskunden glücklich machen, an sich binden, ihr Engagement erhöhen.
Dazu stehen ihnen immer wieder neue Kanäle zur Verfügung sowie Möglichkeiten, etwa über In-App Events Targeting Botschaften vor und nach dem Install zielgerichteter und relevanter an den User und die Userin zu bringen. Auch arbeiten Marketing und Produkt-Teams inzwischen enger zusammen, um diese Ziele zu erreichen.
Die mobile Industrie präsentierte sich dieses Mal gereift wie nie. Durch die große thematische Bandbreite und Anzahl der Talks mit Tiefgang erlebten die Besucher fast mehrere Summits in einem. Die vielen Möglichkeiten, sich das Programm selbst zusammenzustellen, führten jedoch auch dazu, dass sich der APS mehr als sonst etwas verlief und die Mainstage, anders als in früheren Jahren, ein wenig an Glamour als Hauptattraktion eingebüßt hat.
Vielleicht ist es an der Zeit, den App Promotion Summit auf zwei Tage auszuweiten? Genug zu besprechen gibt es mit Sicherheit auch im nächsten Jahr.
Über die Autorin:
Regina Leuwer ist gelernte Journalistin und seit zehn Jahren im mobilen Marketing tätig. Für AppsFlyer arbeitet sie vor allem an Content-Projekten in der DACH Region vom Berliner Standort aus. AppsFlyer ist der weltweite Marktführer in den Bereichen Mobile Attribution und Marketing Analytics. AppsFlyer unterstützt datengetriebene Vermarkter mit unabhängigen Messlösungen und innovativen Technologien bei Ausbau und Schutz ihres Mobilgeschäfts.