Alipay: Darum ist der chinesische Bezahldienst auch für deutsche Händler spannend.

Akzeptanz-Logo von Alipay (Foto: TY Lim / Shutterstock.com)

Touristen aus China sind eine der wachsenden Zielgruppen auf dem europäischen Markt. Das Reich der Mitte hat sich in den letzten Jahren wirtschaftlich weiterentwickelt: Die Mittelschicht ist gewachsen und so sind auch die Touristen, die von dort aus zu uns reisen zahlreicher und können sich mehr Konsumgüter leisten. Für Auslandsreisende aus China heißt das, nicht nur Souvenirs zu kaufen, sondern hochwertige und hochpreisige Markenprodukte von ihren Ausflügen mitzubringen. Dabei geht es aber nicht um High-Tech, denn das haben die Chinesen selbst. Nein viel mehr geht es um Luxusgüter, wie Kleidung, Uhren, Parfüms, aber auch Nahrungsmittel.

Andere Länder, andere Bezahlmethoden

Dass die chinesischen Besucher natürlich auch so bezahlen wollen, wie sie es gewohnt sind, liegt in der Natur der Sache. Und dieses Bezahlen funktioniert in China vor allem per Mobile Payment, also dem Bezahlen per Smartphone. Laut einer Studie von Research in China aus dem Jahr 2018 nutzten 71,4 Prozent der chinesischen Verbraucher ihr Mobiltelefon zum Bezahlen.

Um etwas von dieser möglichen Wertschöpfung abzugreifen und ihren chinesischen Kundinnen einen besonderen Service bieten zu können, führen immer mehr Ketten und Einzelhändler Alipay als Zahloption ein: Bei Rossmann schon seit 2017 und bei Galeria Kaufhof seit 2018, hat im Sommer 2019 auch der Drogerie-Markt dm in seinen 2000 Filialen die Bezahloption eingeführt. Selbst in manchem Autohaus ist bereits die Zahlung per Alipay möglich – wenn auch nicht unbedingt ganze Autos aus dem Deutschland-Urlaub mitgebracht werden dürften, so doch vielleicht zumindest Zubehör.

Mit diesem Plakat bewirbt dm die Nutzung von Alipay

Ein weiterer Grund für die Nutzung von Alipay sind die viel günstigeren Wechselkurse in der chinesischen Währung Renminbi, als beispielsweise Visa oder Mastercard. Grundlage für Alipay ist ein chinesisches Konto. Einwohner anderer Nationen können aber auch eine Kreditkarte in der Alipay-App hinterlegen.

Alipay unter der Lupe

Alipay ist die Marke, das Unternehmen dahinter ist die Alibaba-Tochter Ant Financial Services. Bekannt ist Alipay vor allem durch seine Bezahlmethode mit QR-Code, in China hat das Unternehmen den größten Marktanteil vor Konkurrent WeChat Pay.

Einer der Treiber für die Expansion von Alipay in Europa ist mittlerweile das erste europäische Payment-Scheme Bluecode. Bluecode ist ein Regelwerk, unter dessen Bedingungen Geld angenommen, versandt und verrechnet wird. Jetzt verstärkt Bluecode sogar noch seine Bestrebungen und vereinheitlicht das QR-Code-System von sechs internationalen Bezahlsystemen. Einfach gesagt wird Alipay damit einer von wenigen Bezahldienstleistern, die flächendeckend und ohne nationale Einschränkungen für Kunden international zur Verfügung stehen.

Und Alipay expandiert in Europa mit großen Ambitionen: Bereits in fünf Jahren soll die Zahl der Einzelhändler, die in Europa Alipay akzeptieren, auf 10 Millionen wachsen, sagte Alipay-Chef Eric Jing im November auf einer Konferenz in London.

Chancen für deutsche Händler

Doch nicht nur die Touristen selbst bringen das Geld, denn die Konsumbedürfnisse in China sind so weit gestiegen, dass sich Händler herausbilden, die die Made-in-Germany-Qualität im Einzelhandel in Deutschland ganz normal im Handel kaufen und dann nach China senden. Eine Öffnung der Zahlungssysteme ist also auch eine klare Erweiterung von Geschäftsmöglichkeiten und Treiber für neue Geschäftsideen.

Auch wenn das Scannen mit QR-Codes in Deutschland und Europa oft belächelt wird: Das System erfordert kein modernes Mobiltelefon mit NFC-Chip, lediglich die Alipay-App muss auf den Geräten laufen können. Dadurch funktioniert Alipay auch auf dem iPhone, dessen NFC-Chip für andere Anbieter bislang blockiert ist. Händler wiederum müssen lediglich ein Tablet oder Smartphone haben, um einen solchen QR-Code zu erzeugen.

Fazit: Alipay – eine Erfolgsgeschichte?

Alipay eröffnet eine große Möglichkeit für den deutschen und europäischen Handel: nämlich es chinesischen Touristen (letztes Jahr kamen 12 Millionen von Ihnen nach Europa) leichter und günstiger zu machen, Waren und Dienstleistungen zu bezahlen und den Umsatz anzukurbeln. Darüber hinaus eröffnet das Payment-System auch kleinen Händlern den Zugang zum chinesischen Markt.

Ob Alipay auch für Verbraucher in Deutschland eine Alternative zu Google Pay, Apple Pay oder den herkömmlichen Bezahlsystemen werden könnte, bleibt indes eine schwierige Frage. Bislang sind nur chinesische Kunden im Fokus. Besonders Datenschutzbedenken, die mit der starken staatlichen Kontrolle von Unternehmen in China einhergehen, sind noch eines der größten Hemmnisse, das System ohne Bedenken für europäische und deutsche Kunden zu empfehlen. Immerhin: Neuerdings können Ausländer auf China-Reisen Alipay nutzen, was jahrelang nicht möglich war.

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