Mobile News Apps müssen neu gedacht werden.

Die meisten News Apps funktionieren heute noch genau wie vor einigen Jahren. Innovationen sind selten geworden, stattdessen habe viele Verlage zu lange auf Social Media gesetzt und die heute weltweite größte Computing-Plattform der Smartphones vernachlässigt. Unser Gastautor Heiko Scherer (Founder und CEO von tchop) fordert Medienhäuser deswegen dazu auf, Mobile News Apps neu zu denken, dabei über den Tellerrand zu schauen und die richtigen Fragen zu stellen.

Unmittelbar nach dem Steve Jobs 2010 das iPad vorstellte, begannen viele Verlage mit voller Energie in Apps, innovative Ideen und neue Technologien zu investieren. Die Hoffnungen waren groß. Es war “Peak News App”. Mit meiner Agentur clapp haben wir damals zu den ersten Dienstleistern mit Fokus auf Verlage und Medien gehört. In den letzten zehn Jahren durften wir dutzende Premium-News-Apps, mobile Websites oder Newsportale für große Verlage und Medienhäuser entwickeln und ich denke, man kann behaupten, dass wir die diversen Trends im Mobile Publishing fast alle mit erleben durften.

Nach der Tablet-Ernüchterung war die große Party schnell wieder vorbei und die ehrgeizigen Projekte wurden eingestampft oder zumindest stark heruntergefahren. Die meisten Verlage und Content-Anbieter konzentrierten sich wieder auf Investitionen in web-basierte Angebote bzw. Dienstleistungen und behandelten ihre mobilen Apps entweder als Nebenprojekte oder entwickelten überhaupt keine neuen App-Angebote mehr. Das “Responsive Web” genügte vielen als Antwort auf steigende mobile Reichweiten.

Aufwand und Ertrag standen bei nativen Apps selten in einem gesunden Verhältnis, zumal die Entwicklung für zwei neue Softwareplattformen, iOS und Android komplex und aufwendig war. Die App Stores – als große Hoffnung in Sachen Paid Content gestartet – trugen zur Enttäuschung bei, denn nur für wenige Anbieter entwickelten sich nennenswerte Erlöse.

Die verlorenen Jahre

Stattdessen folgte man den Nutzern und konzentrierte sich auf die Maximierung des eigenen Social Media-Traffics. Der Mehrwert im Rahmen des werbefinanzierten Geschäftsmodells “mehr Reichweite, mehr Umsatz” lag auf der Hand. Und der Blick auf das nächste Jahresergebnis und wachsende IVW-Zahlen erstickte notwendige, strategische Diskussionen im Keim. Alle waren verrückt nach “Likes”, “Followers” oder “Fans” und aus BuzzFeed sollte das nächste weltweite Medienimperium werden.

Bekanntlich kam es anders. Zu spät erkannte die Verlags- und Medienbranche, dass Facebook letztlich ein direkter Konkurrent war, wenn es um Werbekosten, Daten und die direkte Nutzerbindung ging. Ein Konkurrent, der in Sachen Content-Distribution und -Monetarisierung viel stärkeren Einfluss ausübt als Google und der mit seinem Newsfeed viel stärker im direkten Wettbewerb mit dem klassischen Medienmodell steht. Mark Zuckerberg macht Hunderte von Millionen Nutzern zu kostenlosen Content-Lieferanten und betrachtet Verlage aus gutem Grund wohl eher als überflüssige Zwischenhändler aus einer alten Zeit (auch wenn die PR-Lobbyabteilung, mittlerweile ausgestattet mit üppigen Mitteln, etwas anderes behauptet).

“The best way to think of the web as a direct-to-customer distribution channel, whether its for information or commerce. It bypasses all middlemen.”

Steve Jobs, Interview in WIRED, 1996

Aber auch diese Zeiten ändern sich gerade wieder. Facebook’s Newsfeed löst sich als zentraler Reichweitenlieferant für Nachrichteninhalte genauso auf, wie der Glaube von Verlagen, dass digitale Werbung und Reichweite allein ihre Zukunft retten kann. Allen ist irgendwie bewusst, dass es so nicht einfach weitergehen kann. Social Media Plattformen stehen unter dem Druck von Regierungen und Nutzern, die sich müde von “Hate Speech” und “Fake News” fragen, wohin uns ein gesellschaftlicher Diskurs führt, der abseits klassischer Medien auf weitgehend unregulierten Social Media Plattform und in privaten Chats stattfindet.

Facebook versteht die Problematik sehr gut und sieht die Zukunft der Kommunikation in geschlossenen Gruppen. Die Probleme verschwinden dort zwar nicht, aber mit dem Argument der Privatsphäre lassen Sie sich aus Sicht der Plattform dort einfacher der öffentlichen Diskussion entziehen.

Für Verlage und Medienhäuser stellt sich nun die Frage wie ein eigener, von den Plattformen und vor allem Facebook unabhängiger Weg aussehen kann. Was braucht es, damit sie im Marktumfeld des nächsten Jahrzehnts endlich erfolgreich sein können? Wie lassen sich Angebote schaffen, die prinzipiell von anderen unabhängig sind? Und wie lassen sich diese effizient monetarisieren?

“The emerging model for publishers is to meet their audiences away from platforms entirely — on their own apps, and in real spaces at events and conferences — and to find revenue from sources that cannot be withdrawn by a third party’s algorithm change.“

Emily Bell, Director at the Tow Center for Digital Journalism at Columbia Journalism School

Ein baldiges Comeback

Es gibt heute fast keinen Verlag, der in der Antwort auf diese Fragen nicht an irgendeiner Stelle das Zauberwort “Paid Content” erwähnen würde. Viele hoffen, dass es ein bisschen wie beim Gartner Hype Cycle ist, denn er damalige App Hype war – Stichwort App Store – ebenfalls schon mit Paid Content-Hoffnungen überzogen: nach erstem Enthusiasmus folgt Enttäuschung bis sich dann Jahre später ein nachhaltiges Wachstum einstellt.

Mehr und mehr Redaktionen bewerten Inhalte anhand der Anzahl an Nutzern, die sie zur Anmeldung oder noch besser zur Zahlung bewegen. Echtem “Pay Value” gehört die Zukunft, Reichweite ist für viele nur noch ein Aspekt von vielen. Inhaltliche Strategien konzentrieren sich  –  endlich – auf Qualität. Dedizierte Teams beginnen, sich tatsächlich um den Leser zu kümmern und nicht nur um das maximale Maß an Aufmerksamkeit oder den Werbekunden.

Das klingt alles erstmal gut. Ob diese Hoffnungen sich langfristig erfüllen, steht auf dem berühmten anderen Blatt und betrachtet man den Status Quo sind in vielen Fällen Zweifel angebracht. Tatsächlich stellen immer mehr Verlage fest, dass es eine Sache ist, Benutzer dazu zu bringen, sich für ein kostenloses Angebot anzumelden oder das bestehende Print-Abo für kleines Geld ins Digitale zu verlängern. Nennenswerte Conversion Rates und Umsätze mit digitalen Neukunden sind aber etwas ganz anderes.

Ganz zu schweigen von dem Thema “Churn Rate”. Im Zeitalter von Netflix & Co erwarten wir einfache, monatliche Kündigungsmöglichkeiten. Den Kunden in langen Verträgen zu knebeln, ist Vergangenheit. Sogenanntes “Churn Management” war und ist schon immer einer der kritischsten Faktoren jeder Paid Content Strategie. Vor vorgehaltener Hand berichten Verlage genau hier über Probleme. Eine zu hohe “Churn Rate” verhindert wirtschaftlichen Erfolg, denn neue Kunden zu gewinnen ist aufwändig und wird im Laufe der Zeit immer teurer.

Dabei gilt eine einfache Regel: Wenn die Abwanderungsrate zu hoch ist, ist das Produkt einfach nicht gut genug.

Und genau hier beginnt die Diskussion über eigene native Apps plötzlich wieder interessant zu werden. Mobile Endgeräte bilden die bei weitem größte “Computing Platform” unserer Zeit. Das Smartphones ist die erfolgreichste Hardware aller Zeiten. Die Zahlen zur mobilen Revolution sind beeindruckend und niemand kann bestreiten, dass vor allem jüngere Nutzer (also die Zielgruppen der Gegenwart und Zukunft) vor allem mobile Dienste nutzen. Ohne eine erfolgreichere Mobile-Strategie wird es schwierig ein nachhaltiges Geschäftsmodell rund um Nachrichten zu etablieren. Niemand wird das ernsthaft bestreiten.

Warum in eigene Apps investieren?

Dennoch werden nennenswerte Investitionen in eigene native Apps von vielen immer noch kritisch gesehen. Neben dem populären Argument “Wir haben es ausprobiert und es hat nicht funktioniert” gibt es noch andere Einwände, die sich hartnäckig halten. Diese reichen von “zu teuer und kompliziert” bis zum finalen “Rettungsschuss”, dass Nutzer doch sowieso keine Apps mehr herunterladen oder nutzen würden. Bei näherer Betrachtung erscheinen Verlage hier jedoch durchaus auf einsamer Front.

Warum entstehen in vielen anderen Branchen — von Banking bis Versicherung, von eCommerce bis B2B — eigentlich fortwährend neue Start Ups und Geschäftsmodelle mit ausgewiesenem “Mobile-First”-Ansatz, wenn das mit den Apps doch alles schon vorbei ist?!

Wenn die meisten Benutzer es so satt haben, neue Apps herunterzuladen oder auszuprobieren, wie kann man dann ein Phänomen wie “Face App” erklären?! Tatsächlich wächst die Gesamtzahl der App-Downloads von Jahr zu Jahr weiter: Von 2016 bis 2018 sind die Downloads um 35% gestiegen (siehe hier).

Wenn Benutzer keine Apps mehr mögen, warum zeigen Zahlen, dass Nutzer/innen tatsächlich jedes Jahr mehr Zeit mit Apps verbringen? In den USA wird in diesem Jahr erwartet, dass das Smartphone (und damit vor allem native Apps) das Fernsehen als das minutenreichste Medium übertreffen wird (siehe hier).

Wenn Benutzer mit dem mobilen Web zufrieden sind, warum verbringen sie dann 90% ihrer mobilen Zeit in nativen Apps — und nicht im vorinstallierten Webbrowser (siehe hier)? Tatsächlich wuchs die Verweildauer in der App von 2016 bis 2018 um 50%! (siehe hier)

Wenn native Apps für Nachrichtenmedien nicht das Richtige sind, warum sind dann praktisch alle großen, erfolgreichen Nachrichten- und Unterhaltungsmarken von der New York Times bis zur Washington Post, von Spotify bis Netflix vor allem auch mit ihren eigenen Apps erfolgreich?

Das “Killerargument” kommt oft am Ende einer solchen Diskussion: Im Vergleich zu dem wirtschaftlichen Potenzial ist die Entwicklung von echten Apps einfach zu riskant, kompliziert und teuer. Jeder der einmal eine mobile App entwickelt und vermarktet hat wird das nicht bestreiten und besonders bei kleineren Verlagen stehen Kosten und Potential schnell in einem ungünstigen Verhältnis. Ein einfacher Vergleich zeigt jedoch, dass hier bei fast allen Luft nach oben ist: Während in der Regel heute mindestens 60–70% der Nutzung mobil erfolgen, ist der Anteil des in mobile Angebote investierten Budgets bei Verlagen und Medienhäusern selten zweistellig. In Häusern mit hunderten von Mitarbeitern, kümmern sich um die mobilen Apps — wenn es sie denn gibt – selten mehr als eine Hand voll Personen. Eine Art mobiles F&E-Budget existiert praktisch nirgendwo.

Über den Tellerrand hinausdenken

Es steht außer Frage, dass die Mehrheit der News Apps, die von Verlagen in den letzten Jahren entwickelt wurden, die Erwartungen selten erfüllt hat. Anstatt an dem Format und dem Kanal an sich zu zweifeln, sollte man sich jedoch auch fragen, ob es vielleicht am Angebot lag, welches man den Kunden gemacht hat. Denn die meisten News Apps funktionieren heute in der Regel noch genau wie vor einigen Jahren. Innovationen sind selten geworden. Vielleicht lässt man Nutzer ein paar Einstellungen vornehmen, indem sie ein Thema oder eine Region auswählen, aber im Grund finden sich meist die gleichen Inhalte wie auf der mobilen Website. Nur in etwas anderer Darstellungsform. Gut ist, was wenig kostet und keinen Aufwand macht.

That´s it.

Für wenige internationale Marken, die ein weltweites Publikum mit qualitativ hochwertigen oder exklusiven Inhalten ansprechen können, mag das sogar ausreichen. Tatsache ist jedoch, dass die überwiegende Mehrheit der Nachrichtenanbieter nicht in einer solchen Position ist. Die meisten Verlage (oder auch Unternehmen) sprechen eine Community an, die durch eine bestimmte Sprache, ein bestimmtes Thema, ein bestimmtes Interesse und einen bestimmten Standort vereint ist. Sie alle stehen vor dem Dilemma, dass es keine Knappheit an Inhalten und Nachrichten gibt — oft nicht einmal innerhalb ihrer Nische! Und dennoch müssen Sie Ihre Marke, Ihre Inhalte und Ihre Community irgendwie effizient an sich binden und monetarisieren. Jeff Jarvis beschreibt es in diesem Medium Post sehr gut.

Um zu verstehen, wie man mit Communities Geld verdient, lohnt sich wieder ein Blick auf Facebook. Facebook ist (oder vielleicht sollten wir sagen, “war”) letztlich auch eine News App mit Community-Funktionen. Der Begriff “Social Media” ist Ausdruck dessen. Ein Blick auf die Social Media Giganten lohnt sich aber auch noch aus einem anderen Grund: Kein anderes Unternehmen hat die Art und Weise, wie Nutzer Inhalte auf einem Smartphone konsumieren so beeinflusst und optimiert. Es hat damit auch die Erwartungen verändert, die vor allem Nutzer jünger als 50 an ein mobiles Content-News Angebot haben.

Erfolgreiche Apps befähigen Nutzer neue, faszinierende Dinge zu tun. Dieses “Empowerement” war und ist bis heute der Kern der mobilen Revolution aus Nutzerperspektive. Facebook hat dies vielleicht besser verstanden als jedes andere Unternehmen. Verlage mit Ihren News Angeboten dagegen verweigern sich dieser Revolution bislang meist beharrlich. Dabei sollten Sie gerade jetzt wo es um die Durchsetzung von Bezahlangeboten geht, in das investieren was aus Sicht Ihrer Nutzer einen Mehrwert darstellt.

Dabei wage ich eine These in Sachen mobiler Produktentwicklung: mit den Inhalten alleine werden es nur die wenigsten im Bereich “Mobile Media” und damit auch Paid Content schaffen. Im Bereich Strategie haben Verlage verstanden, dass es nur mit Diversifikation möglich sein wird die fehlenden Umsätze aus dem klassischen Geschäft zu kompensieren. Vielleicht ist es Zeit, dass Medienanbieter auch die eigenen mobilen Angebote funktional, inhaltlich und strategisch “diversifizieren”?!

Anfangen mit den richtigen Fragen

Der immer lesenswerte Kevin Kelly betont in seinem Buch “The Inevitable” die Bedeutung von Fragen. Er glaubt, “dass es bei einer guten Frage nicht um eine korrekte Antwort geht. Eine gute Frage kann und sollte oft nicht sofort beantwortet werden. Stattdessen schafft Sie Freiraum für neue Denkweisen und Ideen.

Zweifelsfrei gibt es mehr als genug Fragen im Zusammenhang mit der Zukunft mobiler News-Angebote. Einige der aus meiner Sicht interessantesten habe ich versucht im Folgenden zu beschreiben:

Wie kann eine News App relevante Mehrwerte bieten, die bestehende digitale Kanäle nicht bieten und die besonders mobil gut funktionieren?

Seien Sie ehrlich was den echten Mehrwert für Ihre Zielgruppe angeht. Apps ohne relevanten Mehrwert kann man sich schlicht sparen. Eine andere Darstellung der überall verfügbaren Inhalte mag ein gewisser Mehrwert sein, aber dieser wird nicht ausreichen, um neue Zielgruppen für sich zu gewinnen. Fragen Sie sich: Was können Ihre Benutzer mit der App machen? Zu was befähigen Sie Ihre Nutzer konkret? Millionen von Nutzern lieben es, Fotos zu machen und diese mit anderen auf der ganzen Welt zu teilen. Sie kommentieren und diskutieren Themen mit Fremden oder Freunden. Apps ermöglichen es Nutzern in Echtzeit miteinander zu kommunizieren und Ideen, Emotionen und Feedback auszutauschen. Wie können Sie dies alles für sich nutzen? Wie können Ihre Inhalte zum Ausgangspunkt von mehr Interaktion, Austausch und Konversation werden — in einer eigenen App?

Was bedeutet “mobile first” eigentlich aus inhaltlicher Sicht?!

Der inhaltliche Fokus der meisten Verlage liegt auf der Produktion von “Need-to-know”-Artikeln, denn so funktionieren ihre Nachrichtenangebote seit Jahrzehnten. Digital und mobil wird das schlicht weitergeführt. Eine aktuelle RISJ-Studie zeigt jedoch, dass vor allem junge Nutzer/innen Interesse an für sie nützlichen Inhalten haben, an Inhalten, die Spaß und individuellen, emotionalen Mehrwert bieten. Besonders mobil scheint dies relevant. Der Blick auf Facebook, Instagram & Co. und die dort erfolgreichen Inhalte bestätigt dies. Diese Plattformen haben einen Kosmos des “Snackable Content” geschaffen, der perfekt auf die mobile Nutzung zugeschnitten ist. Dieser reicht von GIFs bis zu Hochformat-Videos oder den aktuellen Story-Formaten und er wird ständig erweitert.

Fun Fact: Verlage und Werbetreibende produzieren solche Inhalte täglich für Facebook, Snapchat & Co. — aber ihre eigenen mobilen News-Angebote bestehen immer noch ausschliesslich aus traditionellen Teasern und Artikeln. Warum macht das, was bei diesen Plattformen offensichtlich sehr gut funktioniert, nicht auch als Teil des eigenen mobilen Angebots Sinn?! Sprechen wir letztlich nicht die gleichen Nutzer an? Warum versuchen wir nicht beide Welten auf neue, kreative Weise zu kombinieren?

Wie können — ausgewählte — Nutzer selbst Inhalte beitragen, sich äußern oder einbringen?

Viel zu oft gilt das Prinzip, dass nur die eigenen Inhalte gut und nützlich sind für den Nutzer. Dabei machen die Plattformen vor, dass “Content Curation” ein zentraler Mehrwert ist in einer Welt voll “Information Overload”. Machen Sie Ihre News-App doch zu einer Plattform für alles, was für Ihre Zielgruppe relevant ist — und eben nicht nur für Ihre eigenen Inhalte. Dies öffnet ausserdem Möglichkeiten in eine andere Richtung: Benutzer lieben es, Inhalte auf ihrem Smartphone zu teilen und zu kommentieren, wenn man es ihnen leicht macht. Warum sollten wir dies also nicht effizienter für das eigenen News Angebot nutzen – vor allem, wenn man “User Generated Content” mit redaktionellem Kontext, Qualitätskontrolle und Veredelung kombiniert (was genau das ist, was heute in Social Media fehlt)? Nutzen Sie Ihre eigene mobile App, um die besten Amateurredakteure und Blogger zu identifizieren, zu unterstützen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Mobile Technologie bietet alles was dafür notwendig ist. Ihr inhaltliches Angebot wird attraktiver, aktueller und auch hinsichtlich der eingesetzten Ressourcen effizienter.

Wie können Sie Konversationen rund um Nachrichten und Inhalte auf der eigenen Plattform bündeln und davon profitieren?

So wie die Kombination von mobilen und sozialen Medien die traditionellen Medien disruptiert hat, haben Chat-Apps die Art und Weise, wie wir kommunizieren, revolutioniert. Nicht wenige glauben, dass WhatsApp eines Tages größer sein wird als Facebook und Instagram. Wer einen Blick auf Mark Zuckerbergs Zukunftsvision werfen mag, muss sich nur WeChat in China anschauen. Eine Plattform, die weit mehr ist als ein Chat. Verlage und Medienschaffende liefern mit Ihren Inhalten das “Futter” für diese Chat Plattformen ohne davon zu profitieren. Wäre es nicht viel besser, wenn Sie zumindest einen Teil dieser Konversationen auf eigenen Plattform ermöglichen, fördern und Nutzer Ihrer Community so an sich binden?! Dabei geht es nicht nur um den Austausch der Community untereinander, sondern auch um den mit der Redaktion. Viele innovative Mitglieder-Modelle basieren schon auf der These, dass der Inhalt nicht hinter einer Paywall liegen muss, aber viel mehr die Konversation innerhalb der Community. Mobile News Apps müssen zu Kommunikationsplattformen werden – es gibt kein besseres Medium dafür.

Wie kann die eigene App gleichzeitig auch andere Portfolioaktivitäten unterstützen und stärken?

Ausgehend von der Erkenntnis, dass werbefinanzierte Digitalangebote nicht funktionieren, konzentrieren sich viele Verlage auf diversifizierte Ertragsmodelle, die aus einer Kombination von Werbung, E-Commerce, Events und Abonnements bestehen. Warum denken wir mobile Apps nicht als einen zentralen “Hub”, der in der Lage ist auch diese Aktivitäten kommunikativ zu unterstützen?! Vor allem Veranstaltungen und Konferenzen sind ein Wachstumssegment, welches sich gut mit mobilen Angeboten erweitern und stärken lässt. Warum also nicht das eigene mobile Angebot als etwas betrachten, das das reale und digitale Leben verbindet?! Hier besteht mehr Potenzial als begleitende Artikel und ein bisschen Eigenwerbung – wenn man nur den Kunden in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt. Besonders die oben diskutierten Themen Content Curation, User Generated Content und Real Time Chat, funktionieren perfekt im Zusammenspiel mit Veranstaltungen und Konferenzen.

Zusammenfassung

Verleger und Medienschaffende müssen über den Tellerrand schauen und vor allem für mobile Nutzer innovative, neue Angebote schaffen. Wer mobil nicht erfolgreich ist, hat einen schweren Stand in der Zukunft. Dabei ist es an der Zeit über das traditionelle Nachrichtengeschäft und die Verbreitung von Inhalten hinaus zu denken. News Apps müssen zahlenden Nutzern mehr bieten als nur die eigenen Inhalte, müssen mehr Funktionen bieten als das Lesen von Artikeln.

Die großen Social Media Plattformen zeigen was Nutzer heute von einer mobilen App erwarten, denn sie haben diese Erwartungen in den letzten Jahren selbst geformt. Content-Provider müssen diese Standards aufgreifen, ohne selbst zu einem sozialen Netzwerk zu werden. Die Müdigkeit vieler Nutzer im Zusammenhang mit diesen Netzwerken ist eine Chance, aber deren Funktionalitäten und Möglichkeiten auch eine Herausforderung.

Dabei hat Jeff Jarvis Recht: Journalistische Inhalte sind ein ein leichter austauschbares Gebrauchsgut – gefühlt gibts es aus Sicht der Nutzer keinerlei Mangel. Der vorrangige Wert des Journalismus liegt in dem durch ihn ermöglichten gesellschaftlichen Diskurs.

“Journalism exists to be of service to the public conversation.”

Jeff Jarvis im Januar 2019

Mobile Nachrichtenangebote müssen sich in eine Plattform, einen Service verwandeln, der Konversationen und Interaktionen beherbergt, die denen heutiger Social Media Plattformen überlegen sind. Inhaltliche Qualität und Vielfalt sind die perfekten Grundlagen dafür, aber sie alleine sind nicht ausreichend.

Es wird immer viel davon geredet, dass man in der mobilen, digitalen Welt Experimentieren und Neues ausprobieren muss. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als damit jetzt zu beginnen. Mobile First!

PS: Mit tchop.io bieten wir Content-Anbietern, Verlagen und Medienhäusern eine Plattform an, die redaktionelle Inhalte und Social Media Funktionalitäten in einer eigenen App verbindet. Niemand kann und muss diese Idee alleine umsetzen. Technologie, die von vielen eingesetzt wird, schlägt langfristig die Eigenentwicklung.

Über den Autor:

Heiko Scherer ist Gründer und CEO von tchop. Dabei handelt es sich um eine Software-as-Service-Plattform, die es ermöglicht, aktuelle Inhalte mit einem echten Live-Chat in einer eigenen App zu kombinieren. Als mobile Kommunikationsplattform eignet sich tchop für eine ganze Reihe von Anwendungsfällen von der internen Kommunikation bis zu Publishing und Content Marketing. Seit 2009 ist Heiko Scherer außerdem Geschäftsführer seiner eigenen Agentur clapp. Als Full-Service-Dienstleister entwickelt clapp digitale Produkte und Services für Unternehmen wie die Handelsblatt Media Group, OSRAM oder TOTAL Energie & Gas. Im August hat Heiko Scherer unseren Fragebogen „Köpfe der Mobilbranche“ ausgefüllt.

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tchop

Eine Antwort zu “Mobile News Apps müssen neu gedacht werden.”

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