Googles Android-Lizenz-Entzug gegenüber Huawei war sicherlich der wohl dramatischste Moment in der Geschichte von Android. Hintergrund sind die Sanktionen der US-Regierung gegenüber dem chinesischen Hersteller. Nachdem sich die Nachrichten überschlagen haben und beide beteiligten Unternehmen unter Druck gerieten, hat das US Commerce Department die strengen Maßnahmen für 90 Tage gelockert. Bis zum 19. August sind einige Geschäfte mit Huawei weiter erlaubt, wie zum Beispiel die Versorgung bereits ausgelieferter Smartphones sowie der Betrieb von Mobilfunk-Netzwerken mit Huawei-Technik. Damit kann Google vorerst Huawei-Smartphones weiter mit Updates und Apps beliefern. Für neue Technik und Entwicklungen gilt die Ausnahme allerdings nicht. Nach Auskunft des US-Handelsministeriums sollen die Beteiligten ausreichend Zeit bekommen, nach Alternativen zu suchen. Dies gilt durchaus auch für Anbieter in den USA, denn gerade Betreiber kleinerer US-Mobilfunknetzwerke haben Huawei-Technik verbaut und befürchten Schwierigkeiten bei der Ersatzteilversorgung und Software-Updates.
Bisher ist unklar, ob die Sanktionen der US-Regierung nicht nur ein kurzzeitiges Kräftemessen im Handelsstreit mit China sind.
Auch Hardware Lieferungen gestoppt
Laut Huawei-Gründer Ren Zhengfei sei die Lizenz für die kommenden 90 Tage nicht mal so wichtig, denn Huawei ist vorbereitet. Der Mitgründer von Huawei gab in einem Interview an, dass man auch ohne US-Unternehmen das Geschäft am Laufen halten kann und die US-Regierung die Fähigkeiten Huaweis unterschätze. Huawei versucht schon länger, sich möglichst unabhängig von US Zulieferern zu machen. Der eigene Kirin-980-Prozessor im Smartphone-Topmodell P30 Pro ist ein Beispiel dafür. Ganz ohne Hilfe geht es allerdings nicht. So lieferte Intel unter anderem Server- und Notebook-Prozessoren an Huawei und Qualcomm Modem-Prozessoren. Auch diese Lieferungen wurden gestoppt.

Wie wird Huawei reagieren?
In einer Stellungnahme zur schwarzen Liste der US-Regierung gab sich Huawei schon vergangene Woche kämpferisch: „Huawei wird umgehend Abhilfemaßnahmen prüfen und eine Lösung für diese Angelegenheit finden“, heißt es dort. Was das für Maßnahmen sein werden, ist unklar.
Zwar steht Huawei auch künftig das „Android Open Source Project“ zur Verfügung, aber realistischer Weise werden Smartphones mit dieser Rumpf-Variante ohne Google-Dienste keine Chance außerhalb Chinas haben. Zu sehr hat man sich von Europa bis Afrika an den Google Play Store, YouTube oder Google Maps gewöhnt. Kaum vorstellbar, dass hierzulande jemand beim Kauf eines neuen Smartphones darauf verzichten möchte. Unmöglich ist das nicht, wie Amazon mit seinen Fire-Tablets beweist, aber auch Entwickler haben daran wenig Freude.
Huawei arbeitet allerdings seit einigen Jahren an einem eigenen Betriebssystem. „Sollte es jemals passieren, dass wir diese Systeme nicht mehr nutzen können, wären wir vorbereitet“, sagte Topmanager Richard Yu der Tageszeitung Die Welt. „Das ist unser Plan B. Aber natürlich arbeiten wir lieber mit den Ökosystemen von Google und Microsoft.“ Allerdings sind Konzerne wie Microsoft oder Blackberry daran gescheitert, ein weiteres mobiles Betriebssystem neben Android und iOS zu etablieren.
Sollte Huawei das gelingen, könnten sie sogar als Sieger vom Platz gehen. Damit würde das quasi US Monopol von Google und Apple fallen und auch die Kunden könnten profitieren. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass aus einer Krise heraus neue Entwicklungen entstehen. Das dürfte allerdings nicht das Interesse der Trump-Regierung sein.
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2 Antworten zu “Plan B für Huawei.”
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