Köpfe der Mobilbranche: Silvia Bürmann von App Annie.

„Die Infrastruktur im urbanen Nahverkehr wird immer besser, so dass ich hoffentlich spätestens in 5 Jahren auch in der U-Bahn streamen kann“, sagt Silvia Bürmann. Die Musikliebhaberin ist Sales Leader EMEA and Russia bei App Annie und verantwortet für den App-Intelligence-Spezialisten auch den Standort Berlin. Im Mai 2018 war sie Speaker bei unserem Mobilisten-Talk „Jenseits des Webshops“ und hat für uns außerdem bereits den Gastbeitrag „Sprachassistenten: die Zukunft oder nur ein Trend?“ geschrieben. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Technologie- und Digitalindustrie hat Silvia ein sicheres Gefühl für den Druck der digitalen Transformation entwickelt und wie Unternehmen sich diesem Problem stellen müssen. In unserem Fragebogen verrät Silvia, wer ihre Mobile-Helden sind und welche App-Macher „einen schlauen Weg gefunden haben, nicht skipbare Ads für ihre Mission zu nutzen“.

mobilbranche.de: Was war Dein erstes Handy?

Siemens S1 (Bild: Heinz Nixdorf MuseumsForum)

Silvia Bürmann: Siemens S1

mobilbranche.de: Was ist aus Deiner Sicht besser: Android oder iOS und warum?

Silvia Bürmann: Ich wechsle immer mal wieder und beide haben ihren Charme. Ich liebe Musik und Streaming ist in der U-Bahn immer noch nicht möglich, daher ist Speicherkapazität ein wichtiges Thema für mich. Hier hat eher Android die Nase vorn, denn eine SD-Karte lässt sich meist leichter hinzufügen.

mobilbranche.de: Welche drei Apps willst Du auf Deinem Homescreen nicht mehr vermissen?

Silvia Bürmann: Nur drei? 🙂
Für die Arbeit: Slack, Gmail, Concur, Skype
Privat: Qobuz, 10% Happier, Nuzzel, Deutsche Bank

mobilbranche.de: Stichwort Mobile Advertising: Was war für Dich die beste Werbung ever?

Silvia Bürmann: Ich beschäftige mich viel mit Mindfulness und Meditation, deshalb fällt mir direkt ein schönes Beispiel der App Calm ein. Die Macher haben einen schlauen Weg gefunden, nicht skipbare Ads für ihre Mission zu nutzen. Anstatt Marketingbotschaften zu streuen, laden sie Zuschauer zu einer einfachen Atemübung ein, solange sie sich die Ad ohnehin anschauen müssen – sehr entspannend und perfekt passend zum Unternehmen 🙂

mobilbranche.de: Und was war für Dich die schlechteste mobile Anzeige?

Silvia Bürmann: Ein konkretes Beispiel habe ich nicht. Was bei Mobile Ads immer wieder mal negativ auffällt, ist vor allem, wenn die Umgebung für die Ad schlecht gewählt ist, der Ad-Inhalt also z.B. nicht zum Content passt oder aber wenn das Timing nicht hinhaut. Niemand braucht Ads für Events, die bereits ausverkauft sind…

mobilbranche.de: Hast Du Mobile-Vorbilder? Wenn ja: welche?

Silvia Bürmann: Vorbilder sind für mich nicht unbedingt einzelne Menschen. Ich finde Publisher inspirierend, die verstanden haben, welchen Stellenwert unsere Smartphones heutzutage in unseren Leben einnehmen. Ich nutze täglich bestimmt 30 Apps, besonders wichtig ist mir dabei, dass ich sie perfekt in meinen Alltag integrieren kann. App-Entwickler, die hier ansetzen und Lösungen schaffen, die einem als Nutzer das Leben vereinfachen, sind meine Mobile-Helden. Besonders innovativ sind derzeit z.B. TooGoodToGo, die Nutzern quasi im Vorbeigehen dabei helfen, Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie zu verringern.

mobilbranche.de: Wie beschreibt Deine Mutter Deinen Job?

Silvia Bürmann: Ich arbeite mit Menschen und Technologie.

mobilbranche.de: Ist Dein Job für Dich Beruf oder Berufung?

Silvia Bürmann: Es sind vor allem die Menschen in meinem Umfeld, die ihn zur Berufung machen und ich liebe Agilität und Entwicklung. Leben ist Bewegung und das kann man besser denn je in der Mobile-Branche sehen.

mobilbranche.de: Wie stehst Du zu Mobile Payment?

Silvia Bürmann: Ich nutze es bereits aktiv. Aber auch abseits von der mobilen Bezahlung kann man im Bereich Fintech viel Bewegung beobachten. In Großbritannien beispielsweise checken Verbraucher inzwischen im Schnitt einmal pro Tag ihr Konto mobil. Früher undenkbar, wer geht schon jeden Tag in die Bankfiliale? Das finde ich extrem spannend und bin gespannt, wie welche Innovationen hier noch auf uns warten.

mobilbranche.de: Wann bzw. wo vermisst Du Mobile in Deinem Alltag, sprich: wo siehst Du noch Entwicklungspotenzial?

Silvia Bürmann: Ich bin quasi nur unterwegs, dabei fällt mir immer wieder auf, dass Mobile häufig noch von Ballungszentren lebt. Kaum ist man raus aus der großen Stadt, sind die Möglichkeiten in vielen Bereichen beschränkt: Kein Ridesharing mehr, kaum noch Partner für Essenslieferungen… Andererseits bietet Mobile gerade in ländlichen Regionen viele Chancen, die sich in den nächsten Jahren immer stärker entfalten werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Bereich Healthcare. Nimmt die Zahl der Fachärzte in ländlichen Regionen stetig ab, können Patienten hier immer stärker auf mobile Lösungen vertrauen, die sie ortsunabhängig per Digital-Sprechstunde mit Experten verbinden oder Hilfe bei der Deutung von Symptomen liefern.

mobilbranche.de: Mobile in 5 Jahren: was ist verschwunden, was hat sich durchgesetzt?

Silvia Bürmann: Für mich stellt sich eher die Frage, wie verschwimmen die Grenzen in den Industrien? Spannend finde ich hier zum Beispiel die Allianz der Autohersteller, Netzwerkanbieter und Chiphersteller, die „5G Automotive Association“ zur bestmöglichen mobilen Nutzung in eigenen Lokationen, als Anfang. Auch die Infrastruktur im urbanen Nahverkehr wird immer besser, so dass ich hoffentlich spätestens in 5 Jahren auch in der U-Bahn streamen kann 🙂 Insgesamt werden Nutzer mit wachsenden mobilen Möglichkeiten immer fordernder, aber das fördert letztendlich die Innovation in allen Branchen. Ich bin gespannt, welche Entwicklungen die nächsten 5 Jahre hier bringen und welche Quantensprünge die technischen Fortschritte aus Entwicklern herauskitzeln.

mobilbranche.de: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Köpfe der Mobilbranche”.

Lesetipp

Deutschlands erfolgreichste Apps: Unser Partner App Annie hat exklusiv für uns ermittelt, welche Apps „Made in Germany“ in den letzten Jahren weltweit am erfolgreichsten waren und sind. Entstanden sind dabei vier Rankings, die jeweils die Top 25 Apps aus Deutschland zeigen. Dabei hat App Annie einerseits nach Download- und Umsatzzahlen unterschieden und andererseits zwischen Non-Gaming-Apps und Mobile Games. Bei der Auswertung der Rankings fallen gleich mehrere Namen auf. So ist die Musikstreaming-App Soundcloud die weltweit erfolgreichste Non-Gaming-App aus Deutschland – und zwar sowohl nach Download-Zahlen als auch nach Umsätzen in den Stores. Ebenfalls in beiden Auswertungen im Non-Gaming-Bereich besonders stark: Die Fitness-Apps von Runtastic, Freeletics und 8fit sowie die Sprachlern-Apps von Babbel.
Schauen Sie sich hier das gesamte Ranking der Top-Apps „Made in Germany“ an!

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