Köpfe der Mobilbranche: Daniel Krantz von der Otto Group.

„Früher haben selbst enge Freunde bei meinen Mobile-Internet-bezogenen Jobs gedacht, ich würde dubiose Prepaid-Karten verchecken“, sagt Daniel Krantz, der seit Herbst diesen Jahres den Bereich Digital Excellence innerhalb der Otto Group verantwortet. Zuvor leitete er drei Jahre lang das Mobile Lab des Konzerns. Zu den über 120 Gesellschaften der Otto Group gehören Unternehmen wie myToys, bonprix, SportScheck oder auch Hermes. Mit dem Mobile Lab hat Daniel Krantz für eine Vielzahl der Konzernmarken die Shopping-Apps entwickelt und berät die Gesellschaften zudem in Mobile Marketing und Strategie. Seine ersten Berührungspunkte mit dem Mobile Internet hatte Daniel vor über 10 Jahren auf Agenturseite, damals noch per Java Client und SMS-Kurzwahlnummern. In unserem Fragebogen verrät er, welche „Damen nervtötend begriffsstutzig“ sind und in welchem Bereich es „mehr Powerpoint-Präsentationen als reale Mobile Transkationen“ in Deutschland gibt.

mobilbranche.de: Was war Dein erstes Handy?

Daniel Krantz: In Ermangelung eines Festnetzanschlusses ein Nokia 5110 während meiner Studienzeit Ende der 90er in Frankreich. Ich erinnere mich noch an die damalige Unsicherheit, ob es jetzt unglaublich cool oder unglaublich angeberisch ist, das Handy lässig auf dem Bistrotisch zu platzieren.

mobilbranche.de: Was ist aus Deiner Sicht besser: Android oder iOS und warum?

Daniel Krantz: Die Zeit der Grabenkämpfe zwischen iOS- und Android-Jüngern ist ja, Gott sei Dank, vorbei. Heutzutage sind die Unterschiede zwischen den Systemen marginal, die Innovationskurve abgeflacht und nur der größere Lock-In-Effekt hält mich primär in der Apple-Welt. Viel mehr würde ich mir aber wünschen, dass es ein dritter Player schafft, dieses Duopol aufzubrechen.

mobilbranche.de: Welche drei Apps willst Du auf Deinem Homescreen nicht mehr vermissen?

Daniel Krantz: Mein Arbeitsweg führt mich einmal quer durch Hamburg, die Podcast-App ist dabei mein unverzichtbarer Begleiter. Das relevanteste Soziale Netzwerk ist für mich Strava. Der Aktivitäten-Feed dort hält mich als Hobby-Ausdauersportler motiviert und inspiriert. Und: ich bin einer der letzten Swarm-/Foursquare-Nutzer in Deutschland. Trotz der überschaubaren Nutzerbasis ist die App immer wieder für lustige Zufallsbegegnungen gut.

mobilbranche.de: Stichwort Mobile Advertising: Was war für Dich die beste Werbung ever?

Daniel Krantz: Idealerweise ist Werbung so nativ und kontextsensitiv eingebunden, dass sie als bereichernde Information, nicht als nervige Störung, wahrgenommen wird. Hier ein Screenshot aus der oben genannten Strava App:

Trotz fettem Call-to-Action ist es für mich in erster Linie relevanter Content, für mich spannend zu erfahren, dass Basti mit Zwift Rennrad fahren war.

mobilbranche.de: Und was war für Dich die schlechteste mobile Anzeige?

Daniel Krantz: Auch Ende 2018 begegnen mir regelmäßig nicht lesbare, falsch ausgespielte Standard 320×50 Display-Banner:

Wahnsinn, wie diese völlig ungeeignete, aus dem Web 1.0 übernommene Werbeform, ob ihrer einfachen Buchbarkeit nicht tot zu kriegen ist.

mobilbranche.de: Hast Du Mobile-Vorbilder? Wenn ja: welche?

Daniel Krantz: Keine Vorbilder, aber ich bin lang genug in der Branche um zu wissen, wie herausfordernd es ist, eine B2C-App nachhaltig erfolgreich zu gestalten. Umso mehr freu‘ ich mich für jedes App-Only-Startup aus Deutschland, das das hinbekommen hat.

mobilbranche.de: Wie beschreibt Deine Mutter Deinen Job?

Daniel Krantz: Heutzutage kein Problem: „Daniel ermöglicht es, dass die Leute über ihr Smartphone shoppen können.“ Früher haben selbst enge Freunde bei meinen Mobile-Internet-bezogenen Jobs gedacht, ich würde dubiose Prepaid-Karten verchecken.

mobilbranche.de: Ist Dein Job für Dich Beruf oder Berufung?

Daniel Krantz: Berufung ist ein großes Wort, aber es hat besonders in den Anfangsjahren viel Spaß gemacht, die rasante Entwicklung des Mobile Internet eng zu begleiten und ein klein wenig mitzugestalten.

mobilbranche.de: Wie stehst Du zu Mobile Payment?

Daniel Krantz: Es gilt das Bonmot: bisher gibt es in Deutschland zu dem Thema mehr Powerpoint-Präsentationen als reale Mobile Transkationen. Ansonsten habe ich eine unpopuläre Meinung: ich finde das Device „NFC-fähige Kreditkarte“ ziemlich ausgereift. Ultra-Slimes Design und unschlagbare Akkuleistung.

mobilbranche.de: Wann bzw. wo vermisst Du Mobile in Deinem Alltag, sprich: wo siehst Du noch Entwicklungspotenzial?

Daniel Krantz: Egal ob Alexa, Google oder Siri… die Damen sind weiterhin nervtötend begriffsstutzig. Ich wünsche mir den Tag herbei, an dem sie mich wirklich verstehen und kontextsensitiv unterstützen. Es wäre schön, die Hände endlich frei zu haben und den Alltag entspannt bspw. vom Steuer des noch nicht selbstfahrenden Autos aus zu organisieren.

mobilbranche.de: Mobile in 5 Jahren: was ist verschwunden, was hat sich durchgesetzt?

Daniel Krantz: 5 Jahre wäre Glaskugelleserei, jedoch auf Sicht werden Apps der dominierende Kundenzugang zu digitalen Diensten bleiben. Mittelfristig aber wird sich Touch per Daumen als Brückentechnolgie erweisen und wir zu Hause ganz selbstverständlich mit den uns umgebenden Alltagsgegenständen per Voice kommunizieren.

mobilbranche.de: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Köpfe der Mobilbranche”.

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