Köpfe der Mobilbranche: Patricia Schurich von der Deutschen Bahn.

„Menschen auf der Schiene oder Straße von A nach B zu bringen, ihnen das passende Ticket dafür zu verkaufen und das alles ganz mobil und flexibel über eine App“ ist für Patricia Scheurich „pure Motivation“. Als Leiterin Portalmanagement bahn.de und DB Navigator verantwortet sie das Produktmanagement der beiden Flaggschiffe des digitalen Vertriebs der DB, über die mittlerweile 72 Prozent der gesamten Ticketbuchungen im Fernverkehr bei der DB erfolgen. Allein im DB Navigator wurden bis einschließlich September in diesem Jahr 19 Millionen Handy-Tickets verkauft bei monatlich 83 Millionen Besuchern der mobilen Reiseauskunft. Bei unserem 29. Mobilisten-Talk „Mobile & Mobilität“ an diesem Donnerstag, 15. November, in Berlin wird Patricia Scheurich zusammen mit anderen Mobilitätsexperten darüber diskutieren, wie verschiedene Verkehrsträger und die Sharing Economy zusammenspielen und welche Rolle dabei Mobile Apps zukommt. Vorab gibt sie ganz persönliche Einblicke in unserem Fragebogen.

mobilbranche.de: Was war Dein erstes Handy?

Patricia Schurich: Das war ein blaues Nokia 6110, das ich mir während meines Studiums gekauft habe. Ich weiß noch, dass ich total stolz war, schließlich hatte zu dieser Zeit noch nicht jeder ein Handy. Zum ersten Mal war ich unabhängig vom Festnetztelefon der WG oder der Telefonzelle um die Ecke. Einfach und unkompliziert in Kontakt bleiben zu können – das ist für mich der absolute Mehrwert. Damals wie heute.

mobilbranche.de: Was ist aus Deiner Sicht besser: Android oder iOS und warum?

Patricia Schurich: iOS ist für mich intuitiver, einfacher und klarer im Design. Funktionen und User Experience haben mich bisher einfach immer überzeugt.

mobilbranche.de: Welche drei Apps willst Du auf Deinem Homescreen nicht mehr vermissen?

Patricia Schurich: Der DB Navigator hat natürlich seinen festen Platz auf meinem Homescreen. Ansonsten habe ich drei Lieblings-Kategorien: Dazu zählen alle Apps, die mich beim Reisen begleiten wie Google Maps, Fitness-Apps wie MyFitnessPal und Runtastic, und Social-Media-Dienste wie Instagram und Twitter. „Mobile“ bedeutet für mich, einfach und unkompliziert unterwegs zu sein und in jeglicher Situation unterstützt zu werden. Jede App soll mein Leben ein Stück leichter machen, sei es dadurch, dass ich im Urlaubsort ein schönes Café in der Nähe finde, meine Gesundheit im Blick behalte oder überall über aktuelle Trends und Nachrichten informiert bleibe.

mobilbranche.de: Stichwort Mobile Advertising: Was war für Dich die beste Werbung ever?

Patricia Schurich: Mein persönliches Highlight ist die Kampagne zum DB Navigator. Das war ein großer Schritt für uns, denn wir haben lange Zeit keine Werbung für die App geschaltet. Die Kampagne gefällt mir, weil sie einfach, emotional ist und ohne Schnickschnack auskommt – genau richtig für unsere Zielgruppe. Witzig fand ich auch eine Kampagne für die App einer Airline aus dem Jahr 2016. Die Aussage: Mobil ein Ticket zu buchen ist jetzt so einfach, dass es sogar während eines Fallschirmflugs möglich ist. Das war so ausgefallen, dass sie mir in Erinnerung geblieben ist.

mobilbranche.de: Und was war für Dich die schlechteste mobile Anzeige?

Patricia Schurich: Eine konkrete Ad fällt mir spontan nicht ein, aber ich ärgere mich immer über Anzeigen, die bewusst so konzipiert sind, dass sie schwer zu schließen sind oder sehr penetrant Inhalte verdecken.

mobilbranche.de: Hast Du Mobile-Vorbilder? Wenn ja: welche?

Patricia Schurich: Ganz klar Steve Jobs. Er steht für eine eindeutige Mission: Einfach, klar, intuitiv und voller Leidenschaft. Er hat den Nutzer in den Mittelpunkt gerückt und genau damit so viele neue Möglichkeiten für die „mobile“ Freiheit geschaffen.

mobilbranche.de: Wie beschreibt Deine Mutter Deinen Job?

Patricia Schurich: „Wie genau du das machst, weiß ich nicht, aber du verkaufst Fahrkarten für die Deutsche Bahn im Internet – eine Art Produktmanagement im Online-Vertrieb.“ Damit liegt sie ziemlich richtig.

mobilbranche.de: Ist Dein Job für Dich Beruf oder Berufung?

Patricia Schurich: Ich empfinde meine Tätigkeit als Berufung. Ich finde es toll, Menschen zu verbinden. Daher passt mein Job bei der DB Vertrieb GmbH perfekt: Menschen auf der Schiene oder Straße von A nach B zu bringen, ihnen das passende Ticket dafür zu verkaufen und das alles ganz mobil und flexibel über eine App. Es ist für mich pure Motivation, jeden Tag aufs Neue ideale mobile Erlebnisse zu schaffen.

mobilbranche.de: Wie stehst Du zu Mobile Payment?

Patricia Schurich: Mobile Payment wird künftig zu unserem Alltag dazugehören. Der große Reiz von Mobile liegt für mich in Lösungen, die situativ und im jeweiligen Kontext mein Leben einfacher machen. Dazu gehört auch, mit dem mobilen Endgerät meiner Wahl bezahlen zu können. In der Schweiz gibt es beispielsweise vielversprechende Pilotprojekte, bei denen Mobile-Payment-Lösungen gleichzeitig dazu dienen, Omni-Channel-Ansätze zu vereinfachen. Genau hier sehe ich das große Potenzial von Mobile.

mobilbranche.de: Wann bzw. wo vermisst Du Mobile in Deinem Alltag, sprich: wo siehst Du noch Entwicklungspotenzial?

Patricia Schurich: Im Bereich der künstlichen Intelligenz sehe ich großes Entwicklungspotenzial. Aktuell sind viele KIs noch nicht intelligent genug oder werden von Unternehmen nicht richtig eingesetzt. Beispielsweise vermisse ich intelligente Verknüpfungen, die mich auch App-übergreifend unterstützen. Ich bin überzeugt, dass sich in den nächsten Monaten in diesem Bereich noch viel tun wird. Eine wesentliche Basis dafür ist es, dass Unternehmen maximale Sicherheit und Unterstützung in rechtlichen Fragen bieten, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen und zu verdienen.

mobilbranche.de: Mobile in 5 Jahren: was ist verschwunden, was hat sich durchgesetzt?

Patricia Schurich: KI wird und muss eine deutlich größere Rolle spielen. Das werden wir in den ersten Zügen durch die Verbreitung von Chatbots als Assistenten erleben, die Unterstützung in Entscheidungsprozessen im Konsum- und Business-Bereich liefern. Content wird intelligent und individuell kuratiert, was uns vor Informationsflut und überfrachteten Apps schützt. Sprachsteuerung sowie kontextuelle Informationen wie Gestik, Mimik und GPS-Daten ermöglichen individuelle KI-Unterstützung wie zum Beispiel sehr präzise Routing-Funktionen.

Heute steckt das Bezahlen per Smartphone bei uns noch in den Kinderschuhen, doch dass Mobile Payment auf dem Vormarsch ist, daran habe ich keinen Zweifel. Der Start von Apple Pay in Deutschland wird ein weiterer Wegbereiter sein. Wir können uns darauf einstellen, dass Bargeld, Geldautomaten und Kreditkarten selbst in einem Bargeld-treuen Land wie Deutschland verschwinden werden. Vielleicht noch nicht in den nächsten fünf Jahren, aber eher früher als später. Länder wie China und die USA zeigen uns, wie schnell es gehen kann.

Sicherheit bleibt ein großes Thema, denn Hackerangriffe nehmen weiter zu, egal wie hoch wir die Anforderungen an Passwörter schrauben. Daher glaube ich, dass individuelle Körpermerkmale wie Fingerabdruck, Iris-Scan oder Stimmerkennung künftig stärker dazu beitragen, dass wir digitale Dienste sicher nutzen. Das wird wichtiger, je stärker wir unsere Daten in die Cloud verlagern. Parallel muss sich die Verfügbarkeit des Internets drastisch erhöhen, denn jeder möchte auf der ganzen Welt unkompliziert auf seine digitalen Ressourcen zugreifen – ohne teure Gebühren und begrenzte Speicherkapazitäten.

Verschwunden sind in fünf Jahren hoffentlich die zig Fernbedienungen in unseren Wohnungen. Zukünftig werden Jalousie, Heizung oder die Musikanlage von einer Bedienzentrale im Smartphone gesteuert. Last but not least, ein Herzenswunsch: ein papierloser Alltag. Keine lästigen Formulare mehr, die man unterschreiben oder mit sich führen muss – sei es beim Hotel Check-in oder der Meldebehörde.

mobilbranche.de: Vielen Dank für die spannenden Antworten!

Lesen Sie auch die vorherigen Fragebögen unserer Serie “Köpfe der Mobilbranche”.

Veranstaltungstipp

Mobilisten-Talk zur Zukunft der Mobilität

In Kürze ist es wieder soweit: Bei unserem 29. Mobilisten-Talk am 15. November 2018 im Telefónica BASECAMP in Berlin treffen wieder spannende Startups auf große Konzerne. Thema diesmal: „Mobile & Mobilität“. Mit hochkarätigen Rednern und Rednerinnen von Deutsche Bahn, Continental, ViaVan, door2door und CAR2AD werden wir über zukunftsträchtige Mobilitätskonzepte diskutieren: Wir wollen u.a. darüber sprechen, wie verschiedene Verkehrsträger und die Sharing Economy zusammenspielen und welche Rolle dabei Mobile Apps zukommt. In einer Keynote zeigt Telefónica NEXT zudem, wie anonymisierte Mobilfunkdaten für die Verkehrsplanung eingesetzt werden können.
Weitere Infos & kostenlose Tickets gibt’s hier!

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