5G-Ausbau: Deutsche CEOs fordern radikales Umdenken, Mobilfunker Nachbesserungen bei Frequenzvergabe.

Deutschlands Mobilfunknetz soll schnell auf 5G aufgerüstet werden (Foto: Telefónica Deutschland)

Kampf um 5G: Mit dem neuen Mobilfunkstandard könnte die vernetzte Wirtschaft durchstarten und autonome Fahrzeuge könnten über die Straßen rollen. Doch der 5G-Ausbau kommt in Deutschland nur schwer in Gang. Mehr als 20 CEOs u.a. von Commerzbank, Deutsche Bank und Volkswagen fordern deshalb heute im „Handelsblatt“ ein radikales Umdenken, damit Deutschland nicht den Anschluss verliert. Denn würde der bisherige Zeitplan beibehalten werden, könnte man in Deutschland bis Ende 2022 mit gerade einmal 500 Mobilfunkstationen mit 5G rechnen, während es bis dahin allein in China schon 10.000 Sendemasten geben soll.

Im Fokus der Kritik stehen dabei sowohl die Mobilfunkunternehmen Deutsche Telekom, Telefónica und Vodafone als auch die Bundesregierung bzw. die Bundesnetzagentur. Dabei scheint es sich von außen betrachtet um ein Henne-Ei-Problem zu handeln: Die Mobilfunker wollen ihre 5G-Pläne erst dann konkretisieren, wenn die Bundesnetzagentur ihre Pläne der für 2019 anberaumten 5G-Frequenzvergabe bis ins letzte Detail vorgelegt hat. Dennoch beziehen die Mobilfunker bereits jetzt Prügel von den CEOs, denen das alles viel zu langsam geht. Besonders groß ist die Sorge in der Automobilwirtschaft: „Eine rasche und möglichst flächendeckende Bereitstellung von 5G als schnelles, breitbandiges und zuverlässiges mobiles Datennetzwerk ist für die Zukunft in der Automobilindustrie ein Faktor von zentraler Bedeutung“, sagt Helmut Matschi, Vorstand des Automobilzulieferers Continental, gegenüber dem „Handelsblatt“.

Vodafone forscht seit Mai 2018 in einem 5G Lab zur Zukunft des Mobilfunks (Foto: Vodafone Deutschland)

Unterdessen fordern die Chefs von Vodafone und Telefonica bereits Nachberessungen an der ersten Vorlage der Bundesnetzagentur zur 5G-Frequenzvergabe: „Das Papier braucht eine Reparatur“, sagte Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter der Deutschen Presse-Agentur. „Einige Formulierungen, die man heute findet, erschrecken uns.“ Ametsreiter fordert mehr Investitionssicherheit: „Wenn das regionale Spektrum eine Hintertür wird für einen vierten Netzbetreiber, der kaum investieren muss, dann wäre das eine Fehlentwicklung, weil es die Investitionen der anderen komplett entwertet“, so Ametsreiter.

Ins gleiche Horn stößt Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ sagt er auf die Frage, warum ein viertes Funknetz so schlimm wäre: „Wir hatten vor knapp 20 Jahren bei der UMTS-Mobilfunkversteigerung eine geringe Ausbauverpflichtung von nur 50 Prozent. Dadurch gab es sechs Frequenzersteigerer, die sehr viel Geld an den Staat überwiesen haben. Aber es wurden keine sechs Netze aufgebaut. Drei von ihnen haben das am Ende nicht einmal überlebt. Auch jetzt ist der Investitionsbedarf in Deutschland so groß, dass es für vier Netze keine Wirtschaftlichkeit geben wird. Ein viertes Netz wäre immer nur ein Teilnetz, das Deutschland bei der Netzversorgung nicht helfen würde. Wenn die Priorität ist, die besten Netze haben zu wollen, dann ist die Frage nach einem vierten Netzbetreibers irrelevant.“

Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland, kritisiert die 5G-Frequenzvergabe (Bild: Telefónica Deutschland)

Weiterhin kritisiert Haas, dass es mit den Plänen der Bundesnetzagentur für 5G vorerst gar nicht möglich sein wird, eine komplette Flächenabdeckung hinzubekommen: „Mit den richtigen Frequenzen könnte das funktionieren. Die Frequenzen, die im kommenden Jahr versteigert werden, sind dafür nicht geeignet, weil ihre Reichweite zu klein ist. Wenn wir in Deutschland die gesamte Fläche abdecken wollen, werden wir in den kommenden Jahren noch mehr Spektrum brauchen. Dafür müssen aber erst die Voraussetzungen geschaffen werden: Erst einmal müssen die Frequenzen im langwelligen Bereich, also unterhalb von 700 Megahertz, weltweit harmonisiert und für den entsprechenden Gebrauch bestimmt werden. Die World Radio Conference im nächsten Jahr, in der alle Länder vertreten sind, wird hier der Schlüssel sein. Wenn diese Konferenz nicht erfolgreich ist, werden wir in den nächsten zehn Jahren flächendeckend kein 5G haben.“

Das Blog von Telefónica dokumentiert weitere zentrale Passagen aus dem Interview.

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