Heute vor zehn Jahren war es soweit: Apples App Store feierte seine Premiere und wurde damit eines der Musterbeispiele für die Plattformökonomie. War das iPhone nach seiner Premiere im Jahr 2007 funktional noch relativ eingeschränkt, so wurde es im Juli 2008 durch den App Store zu einem echten Game Changer. Zunächst mit 500 Apps von Drittanbietern gestartet, wuchs die Zahl immer weiter und liegt heute, zehn Jahre später, bei über 2 Millionen verschiedener Apps. Wir haben zum Jubiläum Stimmen von Applause, Conrad Connect, FutureTap und Offerista eingeholt: Die Mobilbranche blickt zehn Jahre zurück und voraus.
Andreas Bös, Senior Director bei Conrad Connect, der führenden IoT-Plattform für Smart Living mit Sitz in Berlin:
„Ich kann mich gut an die ersten Produkttests des iPhones im Herbst 2007 erinnern – die einen sahen darin ein mittelmäßiges Telefon mit ein paar netten Features, die anderen einen neuen Versuch, den PC zu minimalisieren. Mich hat das maßlos geärgert. Erst der Launch des App Stores ein Jahr später hat die Fantasielosen zum Verstummen gebracht. Als bereits am ersten Wochenende 10 Mio. Apps gedownloadet wurden, ist auch dem letzten Skeptiker klar geworden, welch ein fantastisches Konzept hinter der Idee stand. Letztendlich waren es die zahlreichen Apps, die den hohen Gerätepreis rechtfertigten.
Was die nächsten zehn Jahre angeht, so glaube ich, dass die nativen Apps, so wie wir sie aus der Vergangenheit kennen und heute nutzen, ihren Zenit überschritten haben. Schon heute ist die Anzahl der Apps auf unseren Smartphones unüberschaubar geworden und das exponentielle Wachstum von IoT-Geräten erfordert neue Lösungen. Smart Living wird sich in Zukunft nicht über App-gesteuerte Geräte definieren, sondern über das intelligente Zusammenspiel einzelner Geräte in Kombination mit Online-Services und Dienstleistungen. Dabei wird die Automatisierung auf Basis von Deep Learning und Artificial Intelligence eine große Rolle spielen. Dort wo manuelles Eingreifen erforderlich oder gewünscht ist, wird es Alternativen zur Nutzung einer App geben, z.B. durch Sprach- und Gestensteuerung.“
Julia Zacharias, Vice President EU Delivery & Customer Success bei Applause, einem weltweit führenden Crowdtesting-Anbieter:
„Als der App Store im Juli 2008 live ging, stand Applause noch ganz am Anfang. Klar war aber da schon, dass der Erfolg des App Stores maßgeblich von der Funktionalität der angebotenen Apps abhängen würde – und dass Qualitätssicherung ein wichtiger Schlüssel dazu sein wird. Wir sind stolz, dass wir App-Entwicklern inzwischen nicht nur funktionales Testing anbieten, sondern sie auch hinsichtlich Usability, Localization, Accessibility und Security unterstützen. Angesichts einer stetig steigenden Zahl an Apps, Endgeräten, Betriebssystemversionen etc. ist Crowdtesting inzwischen ein unverzichtbarer Bestandteil für alle Entwickler und Produktteams geworden, die sicherstellen wollen, dass ihre App nicht direkt nach der ersten Nutzung wieder deinstalliert wird.
Mit Blick in die Zukunft denke ich, dass die Grenzen der digitalen und physischen Welt in den nächsten zehn Jahren weiter verwischen werden. Apple, Google, Samsung und andere Anbieter setzen schon heute auf VR- und AR-Technologien und App-Entwickler haben bereits begonnen, Produkte auf Basis dieser Technologien zu entwickeln. Auch das Thema Sprachsteuerung wird weiter an Relevanz gewinnen und unseren Alltag ebenso wie den App Store verändern. Nutzer werden aber definitiv auch weiterhin erwarten, dass digitale Produkte sofort perfekt funktionieren, denn Alternativen sind immer nur wenige Swipes und Clicks entfernt. Das wird den Wettbewerb am Markt weiter erhöhen, sodass Marken auch bei neuen Technologien wie den eben erwähnten hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden müssen.“
Ortwin Gentz, Geschäftsführer der FutureTap GmbH und Lead-Entwickler der Branchensuche-App Wohin? für iPhone:
„Vor 10 Jahren, am 10. Juli 2008, öffnete der App Store seine Pforten. Wohin? war eine der ersten 500 Apps. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich mit Enthusiasmus die ersten Apps installierte und endlich nicht mehr auf Steve Jobs‘ „Sweet Solution“ zurückgreifen musste, die aus mehr oder minder schrecklichen Web-Apps bestand. Der App Store war ein Durchbruch für die App-Distribution auf dem Handy. Wer jemals auf den damals gängigen Symbian-Telefonen eine App installiert und über Premium-SMS o.ä. lizensiert hat, weiß, wovon ich spreche. Und der App Store entzündete ein wahres Feuerwerk von verschiedensten Apps und Spielen, die fast alle Aspekte des täglichen Lebens abdecken. Es war eine aufregende Reise bis hierher! Wir haben das zum Anlass genommen, zurückzublicken auf die größten Meilensteine von Wohin? in den letzten 10 Jahren. Und wir feiern das Jubiläum mit einem Super-Sonderangebot: Nur für kurze Zeit gibt es Wohin? für nur 99 Cents (statt 3,49€).
Wohin geht die Reise in den nächsten 10 Jahren? Die Distribution über die verschiedenen App Stores hat sich als Standardmodell etabliert. Ich erwarte, dass auch neue Kategorien von Gadgets wie zum Beispiel AR-Brillen von vorn herein auf die Möglichkeiten von Third Party Apps in Verbindung mit einem App Store setzen werden. In Bezug auf das Thema Augmented Reality werden wir in den nächsten 10 Jahren mit Sicherheit spannende Entwicklungen sehen. Google Glass kam zum falschen Zeitpunkt, mit technischen Unzulänglichkeiten und hatte das wichtige Thema Privacy nicht auf dem Schirm. Ich bin davon überzeugt, dass es nach wie vor einen Markt für AR-Brillen und andere Wearables gibt, wenn diese Probleme adressiert werden. Generell glaube ich, dass der Privacy-Gedanke, getrieben von der EU aber auch von Playern wie Apple, an Bedeutung gewinnen wird, da mehr und mehr Menschen nicht mehr bereit sind, mit ihren Daten zu bezahlen und damit zum gläsernen Bürger zu werden.“
Benjamin Thym, Geschäftsführer Offerista Group und Gründer der App barcoo:
„Auch wenn für das Netzwerk-Modell von Offerista Apps nicht mehr ganz so wichtig sind, war und ist der Apple App Store für unsere Apps barcoo und Marktjagd sehr relevant. Allerdings waren wir mit barcoo Anfang 2009 zuerst im damaligen Android App Store gestartet. Aber der Einstieg in den Apple App Store ein halbes Jahr später hat uns sofort einen großen Schub an Nutzern gebracht. Apple hat damit übrigens eindrücklich seine Agilität bewiesen, denn als das iPhone raus kam, hieß es noch, dass man keine Apps bräuchte, weil entweder alles schon vorinstalliert ist oder über das Internet abrufbar sei. Happy Birthday.“
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