Umfrage: Die wichtigsten Mobile-Trends 2017.

Integration von Mobile in Geschäftsprozesse, Chatbots, Voice, Virtual Reality und App-Abomodelle: Wir haben über 20 führendene Köpfe der Mobilbranche gefragt, was für sie die wichtigsten Mobile-Trends des Jahres sind. In Teil 1 veröffentlichen wir heute die ersten zehn Experten-Statements – und stellen dabei zur Diskussion, ob Begriffe wie „Mobile Trends, mobile Devices, ‘mobile first‘ der Vergangenheit angehören“, wie Roman Kocholl, Inhaber und Geschäftsführer von CELLULAR, meint: „Wir verabschieden uns in diesem Jahr von ihnen. Denn smarte Devices sind längst Teil eines intelligenten Ecosystems und werden 2017 zum allgegenwärtigen ‚first screen‘: Ob im Smart Home, beim Payment und in virtuellen oder erweiterten Realitäten.“

Die ersten zehn Experten-Statements im Überblick:

Till Kästner
Till Kaestner

Till Kaestner, Managing Director akom360 GmbH:

Das große Trendthema 2017 im Bereich Mobile ist Messenger // Chatbots: 2017 werden wir wesentlich verbesserte „persönliche Assistenten für unterwegs“ antreffen, weil Personalisierung und Automatisierung Hand in Hand gehen. Effizienz, Kostenreduktion und der klare Fokus auf den Mehrwert für die Kunden/Nutzer stehen im Vordergrund. In Deutschland wird hierfür maßgeblich der Facebook Messenger die entscheidende Plattform sein.

Mobile Payment: Mit den Chatbots wird auch das Thema Mobile Payment wieder auf die Agenda kommen. Facebook hat im Dezember 2016 seitens der irischen Zentralbank die Lizenz für „e-money issuance“ und „payment services“ erhalten, die für alle (noch) 27 EU-Staaten gilt. Kurzfristig wird das Zuweisen von Geldbeträgen a la peer-to-peer payment ähnlich PayPal per App usw. möglich werden, langfristig wird das Bezahlen per Messenger App, auch In-App-Payment, möglich sein.

Mobile Commerce: Nach wie vor ist Mobile Commerce (weltweit) noch immer in den Kinderschuhen, wenn man von Retail Apps absieht. Chatbots, etwa im Bereich Retail, werden den Mobile Commerce sukzessive ankurbeln. Wofür diverse Apps, wenn es dafür nur eine braucht? „Conversational Commerce“ ist das passende „Buzzword“.

Voice Search: Die mobilen persönlichen Assistenten a la Siri, Cortana & Co. punkten durch ihre Spracherkennungssoftware. Laut Google werden inzwischen rund 20% aller Suchanfragen per Mobile Voice Search realisiert.

Mobile (Live) Video: Neben Facebook sind Snapchat und Instagram weitere Stützen von Live Video, allerdings mit kleinen „10min. Video-Schnipseln“, die sich in Stories einreihen und spätestens nach 24 Stunden verschwinden. Grundsätzlich sollte man bei den Mobile Trends für 2017 das Statement von Simon Harlinghausen, CEO akom360 und EMEA Business Transformation Lead Publicis Media im Hinterkopf behalten, welches er kürzlich im Rahmen eines Video-Interviews zur CES abgegeben hat.

Mark Wächter
Mark Wächter

Mark Wächter, Mobile Strategy Consultant MWC.mobi, Autor & Mr. Mobile:

Für mich ist der wichtigste Trend in 2017, dass nun wirklich jedes Unternehmen mit einer Webpräsenz an einer Optimierung für Mobile arbeitet. Dabei rückt das Smartphone in den Mittelpunkt der Betrachtung. Mit der Ankündigung von Google, einen eigenständigen Suchindex nur für Mobilgeräte zu etablieren, diesen getrennt vom Desktopindex zu betreiben und ihn auch noch zum Hauptindex zu machen, wird eine gut optimierte mobile Website Pflicht. Der sogenannte Mobile Shift in Form der radikalen Abkehr in der Mediennutzung weg vom Desktop hin zu Mobile erfasst in 2017 alle Branchen. Das gesamt Internet-Inventar muss radikal neu gedacht werden – made for mobile! Und das heisst nicht responsiv, sondern vom Nutzer aus gedacht – mit geringen Ladezeiten, an eine Steuerung durch Finger und in verschiedenen Lichtverhältnissen angepasst und vor allem im Kontext des jeweiligen Mobile Moment.

Sven Spöde
Sven Spöde

Sven Spöde, Account Manager Digital Communications bei Storymaker und Dozent unseres WeChat-Seminars am 7. Februar in Berlin:

Konsolidierung und Integration von Mobile in Geschäftsprozesse. Nach den vielen Innovationen und Hypes der letzten Jahre, geht es jetzt für Firmen darum, Mobile wirklich zu leben und bestehende IT-Systeme und Geschäftsprozesse daraufhin umzustellen. Mobile ist der Digitalisierungstreiber Nummer 1 und Kommunikation hat dabei einen zentralen Stellenwert. Mitarbeiter, Partner und Kunden erwarten immer und überall miteinander und mit Firmen kommunizieren zu können. Da die Adaption in Deutschland langsamer verläuft als im Ausland, ist es für deutsche Firmen vor allem in ausländischen Märkten wie China, Indien oder den USA unabdinglich mobile Kommunikationsplattformen wie WeChat, WhatsApp oder den Facebook Messenger in ihre Produkte, Dienstleistungen und jegliche Geschäftsprozesse zu integrieren.

Jan Gräwen
Jan Gräwen

Jan Gräwen, Country Manager Germany von YOC:

Viele Mobile Trends werden jährlich genannt, aber bis sie letztlich wirksam werden, dauert es. Erinnern wir uns an die letzten Jahre, als Mobile Payment immer wieder zu Jahresanfang in aller Munde war und der Durchbruch auf sich warten ließ. Anfang 2016 wurde Mobile Programmatic stark gehypt, Erfolgsmeldungen gab es zunächst vereinzelt. Im Laufe des Jahres nahm dieser Bereich jedoch Fahrt auf und heute können wir sagen, dass aus unserer Sicht 2017 im Zeichen von Mobile Programmatic Advertising stehen wird. Der automatisierte Handel bietet dem Werbekunden eine Vielzahl technischer Möglichkeiten, beispielsweise die programmatische Ausspielung von Rich Media Formaten. Wir sind in unseren Kernmärkten Deutschland, Großbritannien, Österreich, Spanien und Polen bereits heute in der Lage unsere Mobilen Ad Formate wie das prämierte YOC Mystery Ad oder das YOC Understitial Ad im Rahmen von Private Marketplaces programmatisch auszuliefern und werden dies 2017 weiter ausbauen. Generell wird eine hohe internationale Nachfrage nach Mobile Programmatic Advertising zu verzeichnen sein.

Johannes von Cramon
Johannes von Cramon

Johannes von Cramon, Managing Director bei Growfirst und Dozent unseres Seminars App Retention am 25. Januar in Berlin:

Viele behaupten, native Apps sind dem Untergang geweiht und Mobile Responsive Webseiten werden ihren Platz einnehmen. Ich persönlich denke, dass beide Plattformen ihre Daseinsberechtigung für verschiedene Anwendungsbeispiele haben. Google bemüht sich derzeit sogar, diese beiden Technologien mehr und mehr miteinander zu verschmelzen, wie z.B. durch Android Instant Apps. Leichte Modifikationen einer Android-App können Ausschnitte dieser für neue Nutzer verfügbar machen, ohne dass eine Installation notwendig ist. Wie eine normale Android-App kann sie auf alle Google Play Services (Location, Payment, Identity etc.) zugreifen und via URLs in der Google Suche gefunden oder in Messengern geteilt werden. Am spannensten ist aber wohl die Nutzung des eingebauten NFC-Chips neuerer Smartphones. Wenn der Nutzer z.B. vor einer Parkuhr steht, könnte automatisch die richtige App im Hintergrund geladen werden und er müsste lediglich die gewünschte Zeit angeben, um die Parkzeit zu buchen und später minutengenau zu bezahlen.

Christian Gaiser
Christian Gaiser

Christian Gaiser, CEO und Gründer Bonial.com:

Standortbezogene Daten sind der Cookie der Offline-Welt. Mehr als je zuvor werden sich Handelsunternehmen in diesem Jahr hochqualitative Mobile-Daten zu Nutze machen, um ihren Werbe-Erfolg am Point of Sales zu messen und um Kampagnen konstant zu verbessern. Standortbezogene Daten werden hier zum Cookie der realen Welt. Bereits im vergangenen Jahr haben wir im Bereich Messbarkeit starke Weiterentwicklungen gesehen. Bei Bonial weisen wir, gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Nielsen, schon heute nach, ob ein Nutzer nach dem Lesen eines mobilen Prospekts die Filiale des Händlers betritt. Die standortbasierte Marktforschung wird sich in 2017 weiter verbessern.

Torsten Ahlers
Torsten Ahlers

Torsten Ahlers, CEO der Otto Group Media:

In fünf bis zehn Jahren werden klassische Desktops keine Bedeutung mehr haben. Das zeigt sich daran, dass die Nutzung der mobilen Endgeräte zwar größer wird, die Screens jedoch kleiner. Die richtige Botschaft datenbasiert auf Mobile Devices zum richtigen Zeitpunkt auszuspielen ist die Zukunft. Es wird daher wichtig sein, gezielte Content Botschaften zu platzieren. Voice und Text werden dabei eine große Rolle spielen.

Mustafa Mussa
Mustafa Mussa

Mustafa Mussa, Geschäftsführer bam! interactive:

Der wichtigste Mobile Trend 2017 wird eindeutig aufwändige Rich Media Interstitials im Mobile Advertising, die alle situativen Funktionen wie Lokalisierung, 360°, VR usw. gekonnt der Message entsprechend darstellen. Diese werden technisch hoch performant und kreativ in Szene gesetzt, durch situativen Inhalt. Aber auch weg von Mobile Advertising-Maßnahmen hin zu langfristigen Aktionen, wie Schulungen oder Produktdemonstrationen auf Messen ist Kreativität gefragt: 2016 startete der Hype um die virtuelle Realität und dieser wird dieses Jahr definitiv noch größer. VR und AR gehören nicht länger allein zu Games und Entertainment, sondern können in ganz neuen Branchen eingesetzt werden, wie Bildung, Einzelhandel aber auch im produzierenden Gewerbe. Gerade im B2B besteht hohes Potenzial. Viele Unternehmen nutzen VR schon auf Messen, oder um ihre Produkte besser erfahrbar zu machen – unsere Kunden profitieren regelmäßig von der gesteigerten Awareness.

Sebastian Spang
Sebastian Spang

Sebastian Spang, Head of Digital, BurdaNews:

Simple Chatbots automatisieren schon jetzt Pizza-Bestellungen oder simple News- und Wetter-Abfragen. Das ist erst der Anfang: Hype-Themen wie Chatbots und die deutlich komplexere AI werden uns auch in 2017 begleiten. Sprachassistenten von Apple, Google, Amazon oder Facebook verbreiten sich rasant und mit ihnen die Frage: Wie oft und wann sind Nutzer noch bereit Buttons zu drücken, zu swipen oder zu scrollen? Insbesondere Smartphone-Technologien benötigen eine andere Usability als bisher. Conversational User Interfaces, die einfach und elegant mit Nutzern interagieren, beschäftigen uns deshalb intensiv.

Roman Kocholl
Roman Kocholl

Roman Kocholl, Inhaber und Geschäftsführer von CELLULAR:

Mobile Trends, mobile Devices, ‘mobile first‘ sind Begriffe, die der Vergangenheit angehören. Wir verabschieden uns in diesem Jahr von ihnen. Denn smarte Devices sind längst Teil eines intelligenten Ecosystems und werden 2017 zum allgegenwärtigen ‚first screen‘: Ob im Smart Home, beim Payment und in virtuellen oder erweiterten Realitäten.

Lesen Sie in Teil 2 unserer Umfrage, worin Experten u.a. von G+J e|MS, Otto Group Media und Telefónica die größten Mobile-Trends 2017 sehen.

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3 Antworten zu “Umfrage: Die wichtigsten Mobile-Trends 2017.”

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