10 Jahre iPhone: Welche Bedeutung hat es heute noch für den Mobile-Markt?

Heute vor genau 10 Jahren stellte Apple-Gründer Steve Jobs das iPhone vor. Die Skepsis war bei vielen groß: So lachte Microsoft-Chef Steve Ballmer über das Gerät und unterschätze das Potenzial des iPhones komplett. Doch es entwickelte sich bald zum Bestseller, ein komplett neues Ökosystem rund um Apps entstand und schuf hunderttausende Arbeitsplätze – und im Sommer 2016 knackte Apple die Marke von 1 Milliarde verkauften iPhones. Anlässlich des Jubiläums haben wir führende Köpfe der Mobilbranche gefragt: Welche Bedeutung hat das iPhone heute noch für den Mobile-Markt? Mehr in unserer Umfrage:

Frank Vogel, G+J e|MS. (Fotograf: Klaus Knuffmann).
Frank Vogel (Fotograf: Klaus Knuffmann)

Frank Vogel, Sprecher der Geschäftsleitung G+J e|MS:

„Oft kopiert, nie erreicht“. Das iPhone hat eine neue Ära der Kommunikation eingeläutet – „always on“ war plötzlich kein Traum mehr, sondern Realität und jederzeit in der Hosentasche greifbar. Mobile hat sich dadurch vom Medienkanal zu einem Zustand entwickelt, kein Medienkanal ist näher am User dran – fast schon wie ein neues Körperteil! Der nahezu ungebrochene Hype zum Launch jedes neuen iPhone-Modells und der Blick auf die Entwicklungen der Konkurrenz zeigt, dass der Ikonen-Status des iPhones letztlich bis heute die Entwicklungen im Mobile-Markt bestimmt – sowohl was die technologischen Innovationen angeht als in der Folge auch die immer ausgefeilteren Möglichkeiten von Mobile Advertising, ob nun mit nativen Werbeformen, Next Generation AdSpecials oder Programmatic.

MobileLab, Otto Group,
Daniel Krantz

Daniel Krantz, Leiter Otto Group Mobile Lab:

‚Kein UMTS, kein MMS, noch nicht mal Java Games oder Klingeltöne.‘ So irritiert und hämisch wurde die Ankündigung des iPhones vor 10 Jahren von Teilen der Branche kommentiert. Dann haben wir es in den Händen gehalten, lernten zu swipen und pinchen. Und plötzlich waren die ganzen Kinderkrankheiten des Mobile Internet weggewischt. Die Hardware stimmte endlich, schnell folgten die Inhalte, die Tarife wurden bezahlbar. Es begannen spannende Jahre, die die Internetnutzung komplett auf den Kopf gestellt haben. Inzwischen sind Smartphones und Apps Alltag geworden, das Ökosystem entwickelt sich nur noch evolutionär. Die Revolution scheint sich nebenan abzuspielen, im Bereich AI, Bots und Voice. Ob Apple die einstige Innovationsführerschaft gegenüber Google und den chinesischen Herausforderern dort wird behaupten können, bleibt spannend zu beobachten.

Mustafa Mussa
Mustafa Mussa

Mustafa Mussa, Geschäftsführer bam! interactive:

Es war damals ein Meilenstein und ist noch immer ein absoluter Trendsetter. Mit höchster Skepsis habe ich die Pressemitteilung gelesen, dass ein Computerhersteller jetzt mit Mobiltelefon-Skills punkten will, war aber absolut begeistert, dass die Platzhirsche Konkurrenz bekommen sollten. Das erste Telefon mit dem man endlich ohne Stift und schlechter Usability fast ruckelfrei im WWW surfen konnte.

Die Bedeutung für den Mobile Markt entlang der gesamtem Wertschöpfungskette sieht man sehr gut am generierten Umsatz, der über das iPhone abgewickelt wird. Nicht nur die kreative Dienstleistung in Sachen Softwareentwicklung für Apps, sondern auch unzählige andere Branchen wurden und werden durch das iPhone befeuert. Oder hätten wir vor 10 Jahren damit gerechnet, dass unzählige kleine Display-Reparatur-Werkstätten mit 6stelligen Jahresumsätzen, wie Pilze aus dem Boden geschossen, entstehen? Gäbe es den trackbaren Fitnesshype ohne die zahlreichen Apps oder zuverlässiger Sensorik-Hardware?

Nicht nur im Appstore, sondern auch in Sachen mCommerce machen iPhone-Nutzer den meisten Umsatz. Der iPhone-Nutzer hat Vertrauen beim Payment und stöbert nicht nur in den Online-Shops, sondern kauft auch die beworbenen Artikel über Smartphone / Tablet. Die Trackings unserer Kampagnen untermauern immer wieder Vertrauen und Kauffreude.

Sven Spöde
Sven Spöde

Sven Spöde, Account Manager Digital Communications bei Storymaker und Dozent unseres WeChat-Seminars am 7. Februar in Berlin:

Das iPhone hat die Kommunikation und die Interaktion zwischen Firmen und ihren Kunden revolutioniert und eine neue Generation von Social Media wie Intagram, Snapchat & Co ermöglicht. Auch nach 10 Jahren werden neue Apps meistens zuerst oder ausschließlich für das iPhone entwickelt, daher ist es aus dem Mobile-Markt nicht mehr wegzudenken. Trotzdem hat die Konkurrenz aufgeholt und Apple teilweise auch überholt. Das bedeutet, dass es für viele Nutzer heutzutage keinen Unterschied mehr macht, ob sie ein iPhone oder ein Android-Smartphone benutzen, da die Kommunikation mit Freunden, Verwandten, Kollegen und Firmen ähnlich abläuft. Anders sieht es in der Firmenkommunikation aus, vor allem im Management und C-Level gibt es kaum Personen ohne iPhone, das heißt was auch immer Firmen entwickeln – die Entscheider erwarten, dass es bei ihnen zuerst funktioniert. Und trotz der Enttäuschung der letzten Jahre, schauen Kommunikations-Experten immer noch gespannt auf jedes Apple-Event in der Hoffnung auf die nächste große Innovation – Zeit wäre es mal wieder!

Laurent Burdin
Laurent Burdin

Laurent Burdin, Gründer Space and Lemon und Dozent unseres Chatbot-Seminars am 8. Februar in Berlin:

Faktor 7 wie Katzen-Jahre… so fühlen sich iPhone-Jahre an. Der Markt und das Ökosystem um das iPhone ist so reif, dass man denkt, das iPhone sei viel, viel älter. Der Apple Börsenwert hat sich in der Zeit auch versiebenfacht.
Das iPhone bleibt die absolute, unanfechtbare Referenz für alles Digitale, es diktiert Nutzer-Gewohnheiten, trägt jede neue technologische Entwicklung (Voice, LiFi, Induktion) und hat unsere Branche wirtschaftlich neu erfunden.
Unanfechtbar bis eine neue Revolution kommt und sie kommt: Alexa.

Mark Wächter
Mark Wächter

Mark Wächter, Mobile Strategy Consultant MWC.mobi, Autor & Mr. Mobile:

Das iPhone hat im Rahmen der ohnehin rasanten Entwicklung des Internets vor zehn Jahren die bisher radikalste Verhaltensänderung eingeläutet – den sogenannten Mobile Shift weg vom Desktop hin zu Mobile. Die Auswirkungen dieser Verschiebung haben einst mächtige Player an den Rand gedrängt und die Marketing- und Kommunikationswelt mit allen Protagonisten gehörig durchgeschüttelt. Rund um das iPhone ist ein mächtiges Ökosystem entstanden, das alleine für die Entwickler-Community einen Multi-Milliarden-Dollar Markt bietet. Vor dem Launch einer neuen Generation brodelt immer noch die Gerüchteküche der Tech-Blogger. Das iPhone ist auch in 2017 Taktgeber für die Branche – aber es war noch nie der Innovator der Branche. Es ist und bleibt eine der schönsten und verläßlichsten Fusionen von aktueller Technik, stilbildendem Design und durchdachter Funktionalität für den Homo Mobilis.

Sven Morawek
Sven Morawek

Sven Morawek, Managing Partner bei Dynamo Partners:

Apple hat mit dem iPhone die Basis für das gelegt, was wir heute als selbstverständlich erachten: mobiles Shoppen, Videos unterwegs schauen, mit Freunden in Echtzeit chatten oder gemeinsam an Projekten arbeiten, ohne dafür den Rechner hochfahren zu müssen usw.. Das alles, weil Apple als erster Player es verstanden hat, den Entwicklern hinter diesen Anwendungen ein Geschäftsmodell zu ermöglichen, aus denen neue Firmen gewachsen sind. Man denke dabei an all´ die Entwickler- und Designstudios, aber auch an junge „Mobile First“- Unternehmen wie Snapchat, Quartz oder Tinder. Die Möglichkeit für das und mit dem iPhone unternehmerisch tätig zu sein, ist bis heute aus meiner Sicht die bedeutsamste Leistung des iPhones.

Markus Alexander von Böhlen
Markus Alexander von Böhlen

Markus Alexander von Böhlen, Director Devices, Trading & Supply Chain bei Telefónica Deutschland:

Auch zehn Jahre nach der Vorstellung des ersten Modells hat das iPhone noch immer eine herausragende Bedeutung für den Endgeräte-Markt. Die konstant hohen Verkaufszahlen sprechen für sich. Auch wenn der „Hype“ der ersten Jahre inzwischen etwas nachgelassen hat, sind die iPhone Neuvorstellungen sowie Verkaufsstarts weiterhin die Highlights des Endgeräte-Jahres. Sie erzielen weit über die Apple-Community hinaus eine hohe Aufmerksamkeit in den klassischen wie auch in den sozialen Medien.

Darüber hinaus setzen die neuen iPhone Modelle weiterhin jedes Jahr wichtige Trends und Impulse im Smartphone-Markt – auch wenn die Innovationsführerschaft von Apple aufgrund der technologischen Stärke anderer Hersteller nicht mehr ganz so dominant ausfällt wie in den ersten Jahren nach Einführung des iPhone.

Sebastian Spang
Sebastian Spang

Sebastian Spang, Head of Digital, BurdaNews:

Das iPhone und neue iOS Versionen sind der Taktgeber für die Entwicklung mobiler Produkte. Design, UX, Features – was geht und was geht nicht? Apple setzt Trends, mobile Produkte sind erfolgreich, wenn sie diesen folgen. Das iPhone in Kombination mit iTunes ist zudem der Ausgangspunkt eines einzigartigen Ökosystems, das uns bis heute den Zugang zu spannenden und zahlungskräftigen Zielgruppen ermöglicht. Für den mobilen Markt und besonders für die mobile Produktentwicklung ist das iPhone deshalb so relevant wie zum Start: ohne eine erfolgreiche iPhone/iOS App kein erfolgreiches mobiles Produkt.

Jan Webering
Jan Webering

Jan Webering, Gründer und Geschäftsführer von Sevenval:

Das iPhone beinhaltet nicht nur ein Jahrzehnt kundenzentrierte Innovation, sondern gibt heute vor, wie eine gesamte Gesellschaft interagiert und konsumiert. Damit hat Apple sozusagen die DNA der Nutzerinteraktion geschaffen und hat einen massiven Einfluss auf Design sowie die Art und Weise, wie wir heute Informationen mobil konsumieren. In früheren Zeiten wurden Webseiten so überladen, dass der mobile Konsum keinen Mehrwert brachte. Mit fortschreitender Technologie und der Entwicklung von Apps stellt sich zwingend die Frage: was braucht der mobile Nutzer wirklich? Simplicity ist King und user experience the new currency.

Sameer Singh
Sameer Singh

Sameer Singh, Industry Analysis Director bei App Annie:

Das iPhone hat nicht nur die Kommunikation neuerfunden, sondern kann jetzt 10 Jahre später als Hauptursache für die dramatische Veränderung, wie wir unser Leben führen, identifiziert werden. Durch den Start des App Stores wurde ein gigantisches Ökosystem an neuen Geschäftsmodellen in verschiedenen Branchen, wie der Spiele-, Medien-, E-Commerce und sogar der Business Intelligence-Branche geschaffen. Ganze Branchen wie der Handel, Lebensmitteldienstleistungen und Banking wurden transformiert und digitalisiert und verfügen nun über eine engere Bindung an ihre Kunden. Steve Jobs hat das iPhone initial als einen „iPod mit großem Touchscreen und revolutionäres Telefon- und Internetkommunikationsgerät“ bezeichnet. Bei der Größe des App Ökosystems heutzutage, ist die einzige treffende Beschreibung „ein Supercomputer, den wir in der Tasche bei uns tragen“.

Lesetipp

Zwei längere Statements zu 10 Jahre iPhone finden Sie zudem hier:

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3 Antworten zu “10 Jahre iPhone: Welche Bedeutung hat es heute noch für den Mobile-Markt?”

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