Yapital – die letzten Tage sind gezählt.

UPDATE: Bitte beachten Sie auch das Statement von Martin Zander von Yapital, der schreibt, die Otto Group wolle Yapital zukunftsfähig machen.

Yapital_Dmexco2014-09-1024x768Yapital, Hoffnungsträger der Otto Group, siecht dahin. Wir konnten mit Insidern sprechen und es tun sich Abgründe auf: keine Kunden, dramatischer Abbau von Arbeitsplätzen und unzufriedene Händler. Auch wenn das eine oder andere Gerücht um Yapital vielleicht in das Reich der Legenden gehört, ist eines ganz sicher: Yapital hat es nicht geschafft, sich als mobiles Bezahlverfahren oder als alternatives Bezahlverfahren im E-Commerce zu etablieren. Die Otto Group sucht scheinbar nicht ohne Grund nach einem Käufer.

Als Yapital im Jahr 2011 gegründet wurde, herrschte Goldgräberstimmung im Markt mobiler Bezahldienste. Als Tochter der Otto Group hatte Yapital einen mächtigen Geldgeber auf seiner Seite, die Euphorie war groß. Die Weltherrschaft schien das kleinste Problem zu sein und die Wachstumsprognosen bei Yapital weckten Begehrlichkeiten. Millionen von Kunden sollten Yapital nutzen, um mit dem Smartphone im stationären Handel oder online zu bezahlen. Mit eigener Banklizenz und einer Multichannellösung, die einen Einsatz sowohl im stationären Handel als auch im E-Commerce möglich macht, ging man auf Partnersuche. Auch hier lief anfänglich alles gut, man konnte Händler wie REWE, Douglas oder SportScheck gewinnen. Auch personell war man gut aufgestellt. Mit knapp 200 Mitarbeitern, die an unterschiedlichen Standorten wie Hamburg, Kiew oder Luxemburg gearbeitet haben, wollte man Yapital nach vorne bringen. Abwickeln konnte Yapital die Zahlungen als Zahlungsdienstleister selbst und war dementsprechend auch nicht auf andere angewiesen. Alleine für das Marketing wurde laut Insidern ein dreistelliger Millionenbetrag zugesichert. Alles Stand auf Vollgas.

Jetzt, vier Jahre später, herrscht Katerstimmung bei Yapital. Während Yapital auf der Händlermesse EuroCIS in Düsseldorf auf Kundenfang war, kam der Offenbarungseid vom Chef der Otto-Gruppe bei der Vorstandssitzung des Handelsverbandes HDE. Wie das “Handelsblatt” berichtete, bot der Chef der Otto-Gruppe Yapital dort zum Ausbau einer Branchenlösung an. Otto führt zudem seit geraumer Zeit Gespräche mit der Deutschen Kreditwirtschaft, wie man aus Bankenkreisen hört. Die technische Infrastruktur von Yapital wird auch dem geplanten Online-Payment-Projekt „BV“ angeboten. Ziel des Projekts deutscher Banken ist die Entwicklung einer deutschen PayPal-Alternative.

Aber nicht nur der Verkauf von Yapital heizt die Gerüchte um ein Ende des Bezahldienstes an, sondern die Vorgänge hinter den Kulissen. Wir hatten die Gelegenheit, mit einigen Insidern zu sprechen, und fassen die wichtigsten Gerüchte zusammen.

Personalsituation und Standorte

Neuer Yapital-CEO Marc Berg
Neuer Yapital-CEO Marc Berg

Aus dem Umfeld ehemaliger Mitarbeiter hört man, dass die Belegschaft stark zusammengeschrumpft wurde. Von den ehemals 200 Mitarbeitern gibt es nur noch knapp 80, heißt es (Update: laut Martin Zander von Yapital sind es aktuell noch 120 Mitarbeiter). Der Entwicklungsstandort in Kiew wurde ganz geschlossen. Nicht nur in der Führungsebene gab es einen Wechsel, sondern im Umfeld um das Produkt sind auffallend viele Personen auf der Suche nach neuen Herausforderungen und nicht mehr bei Yapital aktiv. Auch sollen alle Mitarbeiter in Probezeit gekündigt und Verträge nicht verlängert worden sein. Auch der mysteriöse Austausch der Führungsriege lädt zu Spekulationen ein, denn laut Yapital hat Nils Winkler bereits seit November aus persönlichen Gründen pausiert. Gerüchten zu Folge war die Pause unfreiwillig und fremdgesteuert. Grund waren demnach Verwerfungen zwischen Nils Winkler und Marc Berg um die Ausrichtung bei Yapital. Auch wurden die geplanten Marketingaktivitäten eingestellt und Budgets in Millionenhöhe gestrichen, die zu mehr Kundenzuwachs hätten führen sollen, was ebenfalls nicht im Sinne Winklers gewesen sein soll. Die spannende Frage ist also: Was waren denn die “persönlichen Gründe”? Auch stand Nils Winkler seit Oktober für keine Stellungnahme bereit, was für ein Redeverbot spricht.

Nutzersituation

Laut Insidern wollte man bis 2015 eine Million Nutzer auf der Plattform haben. Zum Jahresende 2014 sollen es aber nur noch zwischen 8.000 und 10.000 Nutzer gewesen sein (Update: laut Martin Zander von Yapital liegen diese Zahlen „weit unter den tatsächlichen Nutzerzahlen“). Stimmen diese Zahlen, ist man weit entfernt von einer kritischen Masse, was auch den angeschlossenen Händlern ein Dorn im Auge sein dürfte. Yapital hat zudem im Februar allen Kunden die MasterCard gekündigt, was ebenfalls gegen eine rege Nutzung der Plattform spricht.

Situation beim Händler

Yapital am POSDie wichtigsten Akzeptanzstellen von Yapital sind heute REWE, Douglas und SportScheck. Die meisten Akzeptanzstellen bietet heute REWE und hat nach eigener Aussage Yapital in allen 3.000 Filialen ausgerollt. Die lokalen Händler wissen davon derweil wenig. Stichproben haben gezeigt, dass die Möglichkeit mit Yapital zu zahlen, nicht einmal ansatzweise allen Händlern bekannt ist, obwohl das Terminal dieses Verfahren unterstützt. Auch der Aktzeptanzaufkleber von Yapital fehlt immer wieder, so dass der Konsument einer Filiale überhaupt nicht an sieht, ob man hier mobil mit dem Smartphone zahlen kann oder nicht. REWE scheint auch keine allzugroße Erwartung an Yapital zu haben. Auf Nachfrage von mobilbranche.de zu den Entwicklungen um Yapital und ob man an Yapital weiter festhalten möchte, sagt REWE, dass man sich an Spekulationen nicht beteiligt und die Nutzung von Yapital den Erwartungen entspricht. Ein klares Bekenntnis sieht anders aus. Im Januar wurde zwar zudem die Zusammenarbeit mit Total offiziell angekündigt. Aber auch aus dem Umfeld hört man, dass es fraglich ist, ob das Projekt auch einen Abschluss findet.

Risikomananagement

Glaubt man Brancheninsidern, hat Yapital auch ein Problem mit Rückbuchungen. Dafür spricht auch die Schaffung eines neuen Risikomanagements bei Yapital. Seit Dezember ist Thomas Belousek für das Risikomananagement bei Yapital zuständig. Belousek war für 8 Jahre Director Risk Management bei PayPal und pendelt nun regelmäßig zwischen den USA und Luxemburg, wie das Umfeld zu berichten weiß.

Investorensuche

Dass die Otto Group nach neuen Investoren für Yapital sucht, hört man nun schon länger. Die spannende Frage ist aber, für wen Yapital wirklich von Interesse ist. Yapital kann nur Payment und bietet keinerlei Mehrwert. Bezahlen alleine reicht dem Konsumenten aber eben nicht. Auch fehlt Yapital der Zugang zur Kasse und somit zum Warenkorb der Kunden, der wiederum für die Händler interessant ist, um gezielte Angebote auszuspielen. Stimmt es, dass Yapital wirklich nur knapp 10.000 Nutzer hat, ist das nicht gerade ein Verkaufsargument für mögliche Investoren. Da Yapital als Paymentanbieter im direkten Wettbewerb zu Paypal, Apple Pay oder Android Pay steht und weder eine Vielzahl von Nutzern noch flächendeckend Akzeptanzstellen vorzuweisen hat, dürfte es schwer werden, einen Investor zu finden. Hinzu kommt erschwerend, dass viele KnowHow-Träger gar nicht mehr bei Yapital arbeiten. Insidern zu Folge liegt die Preisvorstellung im achtstelligen Bereich, was sich nicht nach Portokasse anhört.

Fazit

Es ist wahrscheinlich, dass Yapital in den nächsten 12 Monaten zu Grabe getragen wird. Mit einem vermeintlich kleinen Team und ohne Marketing-Budget wird es in einem solchen Markt unmöglich, eine kritische Masse an Endkunden zu gewinnen – die Probleme, die eine auf QR-Code basierende Technik mit sich bringt, mal ganz außen vor gelassen. Die Wettbewerbssituation im Payment-Markt ist auch alles andere als einfach und gegen Anbieter wie Apple, Google oder PayPal hat Yapital nicht den Hauch einer Chance. Bleibt nur zu wünschen, dass man dann eine gute Lösung für die Mitarbeiter findet.

UPDATE: Bitte beachten Sie auch das Statement von Martin Zander von Yapital, der schreibt, die Otto Group wolle Yapital zukunftsfähig machen.

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4 Antworten zu “Yapital – die letzten Tage sind gezählt.”

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