Interview: Bastian Plieninger über App-Geschäftsmodelle und die Mobile-First-Strategie des B2B-Medienhauses Haufe.

Bildschirmfoto 2014-05-05 um 19.52.38„Mobile ist ein Basisfeature geworden“, ist Bastian Plieninger sicher. Denn wenn Anbieter „nicht optimieren, werden sich ihre Erlöse in Zukunft reduzieren und ihre Kunden werden unzufrieden und sich abwenden“, so Plieninger, Senior Manager Digital Business bei der Haufe Gruppe. Am 20. Mai hält er auf der 6. Mobile Publishing-Konferenz „The Mobile Shift – Neue Produktstrategien und Erlösmodelle für mobilen Content“ einen Vortrag zum Thema „Responsive vs. Adaptive Design – Haufes ‚Mobilisierungs’-Strategie für eine optimale User Experience“. Wir haben Bastian Plieninger im Vorfeld der Konferenz zur Mobile-Strategie des B2B-Medienhauses Haufe befragt.

mobilbranche.de: Wann und was haben Sie zuletzt über mobil über Smartphone oder Tablet im Netz eingekauft?

Bastian Plieninger: Ein Buch über die Geschichte von Rock- und Pop-Konzert-Plakaten, das mir und meiner Lebensgefährtin im Urlaub in einem kleinen Café aufgefallen ist. Ich habe es direkt in dem Café über mein Smartphone bestellt. Mehr als 9000 Kilometer entfernt von meinem Rechner (lacht).

mobilbranche.de: Nutzen Sie lieber Apps oder mobile Webseiten?

Bastian Plieninger:  Grundsätzlich bin ich ein Fan von gut gemachten mobilen Webseiten. Webapplikationen sind eine wunderbare Möglichkeit mit Applikationen auf vielen Geräten und Plattformen stattzufinden. Ich nutze natürlich auch viele native Apps. Ich liebe beispielsweise die App „Zite“. Eine Art individuelle Zeitung, die mich nach meinen Interessen fragt und mir dann personalisiert Inhalte anbietet. Auch meine sozialen Netzwerke nutze ich in der Regel via App. Letztlich kommt es auf den Usecase an.

mobilbranche.de: Haben Sie sich schon einmal richtig geärgert, weil ein Onlineshop oder eine Webseite nicht mobil optimiert war? Wenn ja, warum glauben Sie tun sich Online-Händler aber auch viele Content-Anbieter in Deutschland da noch so schwer?

Bastian Plieninger: Natürlich merke ich im Alltag immer wieder, dass es hier noch ein großes Defizit gibt. Bislang waren viele Nutzer auch noch recht tolerant, so wie es auch Google bislang war. Das ändert sich aktuell aber. Google wird den Faktor Mobile zukünftig in sein Ranking miteinbeziehen – das gilt als sicher. Die Toleranz der Nutzer schwindet, je mehr gut gemachte Mobile-Services im Markt vorhanden sind. Es führt kein Weg mehr daran vorbei, die eigenen digitalen Angebote auf den wichtigsten Devices und Plattformen zur Verfügung zu stellen. Sie brauchen keine groß angelegten Studien, um zu wissen, dass Ihr Unternehmen jetzt tätig werden muss. Schauen Sie sich einfach die Bouncerates und Verweildauern auf Ihren nicht optimierten Seiten an… Mobile ist ein Basisfeature geworden.

mobilbranche.de: Sie halten bei der Mobile-Publishing-Konferenz einen Vortrag zum Thema „Responsive vs. Adaptive Design – Haufes ‚Mobilisierungs‘-Strategie für eine optimale User Experience“. Was zeichnet die Mobilisierungsstrategie von haufe.de aus?

Bastian Plieninger: Die Anforderungen an das Thema User-Experience haben sich durch „Mobile“ radikal erweitert. Wenn Sie Ihre bestehenden Applikationen und Services auf Smartphones und Tablets bringen möchten, benötigen Sie einen guten Plan und Leute mit Erfahrung, die Ihnen helfen können. Wenn Sie neue Angebote entwickeln müssen Sie sich konzeptionell dem Thema auf neue Arten nähern.

Ihr Unternehmen braucht also eine übergreifende Strategie und gleichzeitig ein extrem gutes Gespür für Details. Denn bei Mobile entscheiden genau diese Details über Erfolg und Misserfolg. Sicherlich spielt auch der Kostenfaktor eine entscheidende Rolle, denn eine Mobilisierung der Angebote ist in der Regel teuer. Erste Erfolge lassen sich kurzfristig erzielen, die Amortisationszeiten sind aber in der Regel länger. Was nicht heißt, dass Anbieter deswegen das Thema nicht heute schon angehen sollten! Wenn sie nämlich nicht optimieren, werden sich ihre Erlöse in Zukunft reduzieren und ihre Kunden werden unzufrieden und sich abwenden.

Grundsätzlich gilt: wir eruieren zunächst, ob wir den Service durch eine Responsive Design Implementierung realisieren können. Erst wenn das nicht geht, denken wir über adaptive oder native Lösungen nach. „Responsive“ bedeutet aber auch, dass wir uns konzeptionell viel tiefer in die Applikation hineindenken müssen. Mobile First oder Content First heißt hier die Devise: die Applikationen hinreichend zu vereinfachen, Komplexität zu reduzieren und die wichtigsten Features zu priorisieren. Die Vorarbeit ist anspruchsvoller und auch die Implementierung von „Mobile“ im Allgemeinen und Responsive Design im Speziellen ist in vielen Fällen nicht günstig. Es lohnt sich aber. Ich bin überzeugt, dass dies der Weg in die Zukunft ist. Die Anbieter von Applikationen sind durch Mobile First gezwungen, sich noch stärker mit ihren Nutzern auseinander zusetzen.

mobilbranche.de: Diverse Studien prognostizieren, dass Apps mobile Browser in Sachen Nutzung überholen werden. Glauben Sie, dass Apps der Browser-Killer sind?

Bastian Plieninger: Nein, das glaube ich nicht. Einige neuere Studien zeigen, dass die Nutzung von Social Media, insbesondere Facebook, Messaging und Gaming en Gros in Apps stattfindet. Das sind im privaten Bereich auch die sogenannten Haupt-Usecases der Nutzer, beispielsweise auf Smartphones. Im Bereich „Wearable Devices“ wird das Thema Apps in Zukunft sicherlich auch die Nase vorn haben.

mobilbranche.de: Was heißt das genau für Haufe?

Bastian Plieninger: Für uns als B2B Medienhaus lässt sich die Formel „mach in Apps“ nur sehr selten anwenden. Stellen sie sich vor, wir müssten alle unsere Applikationen auf allen Plattformen und Devices nativ entwickeln und dann noch in die Geschäftsmodelllogiken der Appstores anpassen. Das wäre für uns weder kosten- noch ergebniseffizient. Unsere bestehenden Geschäftsmodelle brechen oftmals mit denen der Store-Anbieter und in unseren Geschäftsfeldern ist der „Bezahlende“ in vielen Fällen gar nicht der Nutzer. Was Sie immer auch bedenken müssen: Sie müssen das ganze ja nicht nur initial entwickeln, sondern auch weiter optimieren und maintainen. Mittelfristig betrachtet glaube ich zudem, dass sich die Plattform und Device-Landschaft zukünftig weiter diversifizieren wird.  Denn es sind nicht nur Apples iOS und Android. Microsoft wird versuchen mit Windows 8 den Markt anzugehen. Amazon kommt mit Fire. Perspektivisch wird sich der Markt nicht konsolidieren.Und neben den Wearables sprießen nun ja auch noch die Phablets aus dem Markt. Wenn Sie nativ gehen, müssen Sie einplanen, für sehr viele Devices und Plattformen zu optimieren.

mobilbranche.de: Haufe hat eine Reihe Business- und Anwendungs-Apps entwickelt. Fast alle sind kostenpflichtig – entgegen dem allgemeinen Trend kostenlose Apps anzubieten. Spielen andere Erlösmodelle etwa Freemium für Sie überhaupt keine Rolle?

Bastian Plieninger:  Bei den nativen Apps, die Sie von Haufe in den Appstores finden, arbeiten wir in der Regel nicht mit Freemium-Erlösmodellen oder ähnlichen, das ist richtig. An anderer Stelle aber sehr wohl: Nutzer können die meisten unserer Bezahl-Produkte ohne Anmeldung vollumfänglich 30 Minuten testen. Hier setzen wir auf ein Metered Modell, da wir überzeugt sind, dass die Kunden unsere Produkte gut finden und Sie auch erwerben. In unserer digitalen Vermarktung spielen aber beispielsweise auch unsere freien Online-Portale eine tragende Rolle.

Mit den kostenfreien News-Portalen unter www.haufe.de – plakativ gesagt eine Art Spiegel Online für unsere Zielgruppen, wie Personaler, Steuerberater, Financer, Marketer, dem Öffentlichen Dienst und vielen mehr – schaffen wir Reichweite, die wir dann möglichst intelligent in die verschiedenen Sales Kanäle konvertieren. Da geben wir viel inhaltlichen Nutzwert „for free“. Hierbei sind wir sehr erfolgreich. Wir konnten die Reichweite dieser Portale in den letzten beiden Jahren massiv steigern und es gelingt uns sehr gut, diese Reichweite in Erlöse in unserem Shop zu konvertieren. Wir haben hier einen sehr erfolgreichen Content-Marketing-Ansatz für unser gesamtes Angebotsspektrum im Web entwickelt.

mobilbranche.de: Wie sind die nächsten Meilensteine/Ziele bei der Umsetzung der Mobilitätsstrategie bei haufe?

Bastian Plieninger:  Wir werden unsere „Mobile Strategie“ weiter vorantreiben und unser gesamtes Angebotsspektrum plattformübergreifend weiterentwickeln. Das ist noch viel Arbeit und einen große Herausforderung. Im Mai launchen wir unsere Portale unter www.haufe.de  in einem Responsive-Design. Bei der Entwicklung neuer Produkte und Features denken wir Mobile First, wenn es für uns sinnvoll und nötig erscheint.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview.

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3 Antworten zu “Interview: Bastian Plieninger über App-Geschäftsmodelle und die Mobile-First-Strategie des B2B-Medienhauses Haufe.”

  1. […] Bastian Plieninger von Haufe ist sicher: “Mobile ist ein Basisfeature geworden”. Denn wenn Anbieter “nicht optimieren, werden sich ihre Erlöse in Zukunft reduzieren und ihre Kunden werden unzufrieden und sich abwenden”, so Plieninger, Senior Manager Digital Business bei der Haufe Gruppe. Am 20. Mai hält er auf der 6. Mobile Publishing-Konferenz “The Mobile Shift – Neue Produktstrategien und Erlösmodelle für mobilen Content” in München einen Vortrag zum Thema “Responsive vs. Adaptive Design – Haufes ‚Mobilisierungs’-Strategie für eine optimale User Experience”. Wir haben Bastian Plieninger im Vorfeld der Konferenz zur Mobile-Strategie des B2B-Medienhauses befragt. weiterlesen auf mobilbranche.de […]

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