„Wenn der Kunde lieber das Geschäft nebenan nutzt, weil er dort mit Karte zahlen kann, läuft für den Kleinunternehmer schon etwas falsch“, sagt Alexander Zumdieck, Mitgründer und Geschäftsführer von payleven. Das Startup aus dem Hause Rocket Internet bietet deshalb seit August eine Lösung an, mit der Gewerbetreibende ihre Smartphones dank eines Aufsteckers und einer App zum Kartenzahlungsterminal aufrüsten können, um EC- und Kreditkarten zu akzeptieren. Darüber haben wir mit Alexander Zumdieck im Vorfeld der Multi Channel Payment Days gesprochen, wo er am 4.12. in Köln über „Mobile Payment am Point of Sale“ referieren wird. Zumdieck sagt, dass das Konzept von payleven überall anwendbar und „in puncto Design und Mobilität „eindeutige Vorteile gegenüber konventionellen Terminals“ bietet. So sei es etwa denkbar, dass eine Boutique auf eine normale Kasse verzichtet und dafür mobiles Bezahlen im gesamten Store ermöglicht.
mobilbranche.de: Herr Zumdieck, was ist so attraktiv an einer mobilen Kartenzahlungslösung wie payleven, wenn in Deutschland doch nach wie vor das Bargeld das dominierende Zahlungsmittel ist?
Alexander Zumdieck: Sicherlich ist die Verwendung neuer Zahlungsmethoden eine Mentalitätsfrage, aber auch in Deutschland vollzieht sich ein Wandel. Laut Einzelhandelsverband wurden im vergangen Jahr fast 40 Prozent aller Einkäufe im Geschäft mit Karte gezahlt. Viele Gewerbetreibende und Kunden freuen sich über eine neue, einfache und mobile Möglichkeit Zahlungen anzunehmen.
mobilbranche.de: Wie groß schätzen Sie den Markt für payleven in Deutschland ein und was sind Ihre wichtigsten Zielgruppen?
Alexander Zumdieck: Es gibt in Deutschland über 3 Millionen Gewerbetreibende, davon 99 Prozent kleine und mittlere Unternehmen und über 80 Prozent Kleinstgewerbetreibende. Im Markt sind aber nur gut 700.000 Kartenterminals. payleven ist da die ideale Lösung für alle kleinen Gewerbetreibenden, die Kartenzahlungen erstmals ausprobieren wollen – zum Beispiel Pizzalieferanten, mobile Friseure oder der Kiosk um die Ecke.
mobilbranche.de: Sind für payleven denn womöglich andere Länder derzeit attraktiver als Deutschland selbst, auch wenn Ihre Zentrale in Berlin ist?
Alexander Zumdieck: Wir haben unseren Sitz in Berlin und London und sind mittlerweile auch in Italien, den Niederlanden, Polen und Brasilien aktiv. Auch wenn beispielsweise im englischen Markt Kartenzahlungen üblicher sind, sind in Deutschland unsere Partner von den neuen Möglichkeiten begeistert. Denn hierzulande gibt es erstmals die Möglichkeit Kartenzahlungen ohne Mindestumsatz und Fixkosten anzunehmen.
mobilbranche.de: Wie überzeugen Sie Händler und andere Kleinunternehmer, Ihre Lösung zu nutzen? 2,75 Prozent Provision mag für Kreditkartenzahlungen ja günstig sein, doch für manchen Händler ohne Kartenzahlung ist womöglich der Fakt, überhaupt eine Provision zahlen zu müssen, ein großer Schritt.
Alexander Zumdieck: Letztendlich geht es darum der Nachfrage, bargeldlos zu Bezahlen, nachzukommen. Wenn der Kunde lieber das Geschäft nebenan nutzt, weil er dort mit Karte zahlen kann, läuft für den Kleinunternehmer schon etwas falsch. Bei payleven gibt es keine Fixkosten, die den Händler belasten, so kann jeder Kartenzahlung annehmen. Kosten entstehen nur, wenn eine Transaktion durchgeführt wird. Dazu sind App und Kartenlöser kostenlos – so kann man einfach loslegen und testen.
mobilbranche.de: Ist Ihre Lösung eigentlich auch was für größere Handelsketten oder Systemgastronomen? Oder halten Sie da den Ball flach?
Alexander Zumdieck: Das Konzept ist überall anwendbar: Bei größeren Einzelhändlern oder auch im Gastronomie-Bereich. Speziell in puncto Design und Mobilität bieten wir eindeutige Vorteile gegenüber konventionellen Terminals. Letztendlich sind die Möglichkeiten unbegrenzt: eine Boutique ohne Kasse und dafür mobil Bezahlen im gesamten Store ist doch eine tolles Konzept. Durch unser API sind wir für die Integration mit anderen Anwendungen offen und können so auch spezielle Anforderungen erfüllen.
mobilbranche.de: Das US-Vorbild Square ermöglicht es mittlerweile mit der „Square Wallet“-App, die Plastikkarten gleich ganz außen vor zu lassen. Wird Mobile Payment nicht eigentlich dann erst richtig spannend, wenn die klassische Geldbörse durch solche Wallet-Lösungen dünner wird?
Alexander Zumdieck: EC- und Kreditkarten sind einfach, mobil und das sicherstes Zahlungsmittel unserer Zeit. Jedes Jahr steigt die Nutzung kontinuierlich an. In Deutschland gibt es ca. 125 Millionen Karten, also 1,5 Debit- und Kreditkarten pro Einwohner. Ich sehe da einen Bedeutungszuwachs der Kreditkarte. Inwiefern der Kunde in Zukunft lieber seine Kreditkarte oder sein Smartphone zum Bezahlen nutzt, bleibt abzuwarten. Der Anteil an Bargeld an den Umsätzen wird sicherlich weiter sinken.
mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!
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