Interview: Volker Gruhn und Josef Brewing über den neuen adesso Mobile Fonds.

Neuer Inkubator für mobile Geschäftsideen: Die adesso AG und Ihre Tochtergesellschaft adesso mobile solutions GmbH präsentieren heute auf der Communication World in München den „adesso Mobile Fonds“, einen mit 5 Mio Euro Kapital ausgestatteten Venture-Fonds, der sich auf mobile Enterprise-Lösungen konzentrieren will. adesso will damit Gründer ansprechen, „die sich nicht dem Game-Hype verschrieben haben und es auch nicht als erste Unternehmenspflicht sehen, eine erfolgreiche App in einem Consumer-Market zu platzieren, sondern die Ideen für erfolgreiche mobile Business Anwendungen haben“, wie Dr. Josef Brewing (im Foto links), Geschäftsführer der adesso mobile solutions GmbH, im mobilbranche.de-Interview sagt. „Um die Geschäftsidee voranzubringen, sehen wir nicht allein Kapital, Know-how und Infrastruktur als wichtig an, sondern vor allem das konkrete ‚Tür öffnen beim potentiellen Kunden‘ – konkrete Ansprechpartner, konkrete Termine, um die eigenen Services und Produkte auch in den Markt zu kriegen“, erläutert Prof. Dr. Volker Gruhn (im Foto rechts), Gründer und Vorsitzender des Aufsichtsrats der adesso AG, und seit 2010 Professor für Praktische Informatik, insbesondere Software Engineering an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen (UDE).

mobilbranche.de: Wie sind Sie darauf gekommen, mit dem adesso Mobile Fonds einen so spezialisierten Venture-Fonds zu initiieren und nun umzusetzen, wo sich doch die meisten Venture Capital-Gesellschaften thematisch sehr viel breiter aufstellen?

Volker Gruhn: Wir vereinen in der adesso Group gleichermaßen die technologische Kompetenz im mobilen Kanal durch adesso mobile solutions, als auch das branchenfachliche Know-how durch die Erfahrungen der adesso AG in den verschiedensten Branchen, beispielhaft seien hier Finance/Banking, Insurance, Public, Healthcare/Pharma… genannt. Da insbesondere im Mobile Business nur sehr wenige Anbieter echte mobile Enterprise-Lösungen anbieten können, lag es nah, dass wir im Bereich „Mobile Business“ weiterhin unternehmerische Talente suchen, innovative Konzepte weiterhin verfolgen und mit einem noch größeren Lösungs-Portfolio versuchen, für Kunden neue Services und Produkte anzubieten.

Josef Brewing: Viele Absolventen haben hervorragende Ideen für Anwendungen im Mobile Business, trauen sich aber den Schritt in die Selbständigkeit nicht zu. Viele junge Unternehmer in der mobilen IT-Entwicklung wollen den nächsten Wachstumsschritt machen, kriegen aber keinen Zugang zu Großunternehmen als potentielle Kunden und auch nicht zu den notwendigen Mitteln für unternehmerisches Wachstum.

Volker Gruhn: Die Lücke haben wir erkannt und möchten diese mit dem adesso Mobile Fonds ausfüllen.

mobilbranche.de: Wie differenziert sich der adesso Mobile Fonds speziell von den recht neuen Programmen hub:raum der Deutschen Telekom und Wayra von Telefónica, die ja durchaus auch Mobile-Startups im Fokus haben?

Volker Gruhn:  Hier wird der Umstand, dass wir verglichen mit den genannten Venture Capital-Gesellschaften ein sehr kleiner Inkubator sind und bleiben werden, gleichermaßen zum Unterscheidungsmerkmal wie auch zum Vorteil. Denn um die Geschäftsidee voranzubringen, sehen wir nicht allein Kapital, Know-how und Infrastruktur als wichtig an, sondern vor allem das konkrete „Tür öffnen beim potentiellen Kunden“ – konkrete Ansprechpartner, konkrete Termine, um die eigenen Services und Produkte auch in den Markt zu kriegen. Und das ist bei uns kein Abstimmungsprozess von Wochen oder Monaten.

mobilbranche.de: An wen richtet sich Ihr Aufruf, auf den adesso Mobile Fonds zuzugehen und über eine Zusammenarbeit zu sprechen?

Josef Brewing: Es sind zwei Personengruppen, die wir ansprechen und denen wir unsere Unterstützung und Hilfe anbieten möchten, mit denen wir Wachstum gestalten wollen: Inhaber junger Unternehmen der mobilen IT, die sich nicht dem Game-Hype verschrieben haben und es auch nicht als erste Unternehmenspflicht sehen, eine erfolgreiche App in einem Consumer-Market zu platzieren, sondern die Ideen für erfolgreiche mobile Business Anwendungen haben und diese bereits in einem frühen Stadium ihres Unternehmens am Markt zu platzieren versuchen.

Volker Gruhn: Und Absolventen, die sich mit viel Sachverstand, erfolgversprechenden Ideen und Zielstrebigkeit eine unternehmerische Zukunft vorstellen, bei den ersten Schritten in das „Mobile Business“ aber professionelle Unterstützung auch abseits der öffentlichen Gründerwettbewerbe – die wir mit Initiativen wie „start2grow“ übrigens auch unterstützen – benötigen. Für uns zählt aber neben dem Lebenslauf vor allem eines: Diejenigen, die mit uns zusammenarbeiten möchten und mit der adesso Group kooperieren werden, sollen ihre Ideen mit Verve verfolgen, gleichermaßen kreativ und zielstrebig sein und den Sinn für verwertbare und in Unternehmen Wertschöpfung initiierende mobile Business-Idee haben.

mobilbranche.de: Was können die Jungunternehmer/Innen und Gründer in spe vom adesso Mobile Fonds erwarten?

Josef Brewing: Wenn ich Ihnen nun sage „sowohl Rat, als auch Tat“, dann reihen wir uns ein in die Schlange von Inkubatoren – und genau das möchten wir nicht. Die Spezialisierung auf Gründer und Jungunternehmer im Mobile Business erlaubt es uns, sehr viel tiefergehender im dann gemeinsamen Geschäft vorzugehen. Wir können gleichermaßen technologisches Wissen transferieren und das aus mehr als 200 realisierten Mobile-Projekten für Unternehmen wie Daimler, Payback, Henkel oder die VR-Finanzgruppe. Wir können aber auch einfach Infrastruktur und Technologie bereitstellen, wenn es notwendig ist.

Volker Gruhn: Und der adesso Mobile Fonds würde nicht so heißen, wenn wir nicht auch Kapital für ein sinnvolles und jetzt im Markt entscheidendes Wachstum bereitstellen würden, sobald der Gründer die richtige Person ist, die Idee einen Markt finden kann und die Chemie stimmt. Immerhin 5 Mio Euro stellen wir als Fonds-Kapital bereit, was uns in der Größe nicht in die erste Venture-Riege katapultiert, aber in der Intensität der Zusammenarbeit mit unseren zukünftigen Partnern sehe ich uns da in jedem Fall. Wir wollen nicht allein Vermieter oder Geldgeber sein, sondern gemeinsam Ideen marktreif machen oder ausgezeichnete Produkte einem breiteren Business-Publikum bekannt machen.

Josef Brewing: Entscheidend ist aber, dass wir Marktzugang bieten – durch unsere mehr als zehnjährige Arbeit und Expertise können wir hervorragende Mobile-Ideen, die bei unseren Kunden wirklich zu Optimierungen in Kerngeschäftsprozessen führen, mit dem Gründer oder Jungunternehmer auch platzieren. Ich selbst erinnere mich gut daran, wie schwierig es war, als Marktneuling ohne namhafte Empfehlung und Referenz offene Türen zu finden – genau da setzt der adesso Mobile Fonds an.

mobilbranche.de: Wie eng oder lose werden die geförderten Startups an adesso bzw. adesso mobile solutions angebunden? Lange Leine oder tägliches Reporting?

Josef Brewing: Das tägliche Miteinander selbständiger Unternehmen ist ja in der Gruppe gelebte Praxis. Sie ist geprägt von synergetischer Freiheit. Das heißt im Alltag, dass wir Infrastruktur und zentrale Konzerndienstleistungen – und damit z.B. auch das Controlling – nutzen, um uns auf der anderen Seite auf unser Kerngeschäft konzentrieren zu können. Und hier genießen die Experten – das sind in diesem Fall ja die Gründer – maximale Freiheit, um ihre Kompetenzen frei zur Entfaltung bringen zu können. Das verträgt sich auf keinen Fall mit Steuerung im Tagesgeschäft.

mobilbranche.de: Über die ganz großen Investoren im VC-Markt und deren Sparten haben wir schon gesprochen. Zudem treten aktuell am Markt Spezialisten in Erscheinung – sind nicht bereits ausreichend viele Inkubatoren am Markt, insbesondere im IT-Umfeld?

Volker Gruhn: Ganz im Gegenteil. Die Dichte der Venture-Capital-Gesellschaften und von unterstützten Gründern an Orten wie dem Silicon Valley ist Lichtjahre entfernt vom hiesigen Kapital- und IT-Markt. Und auch dass das Thema in einem Mikrokosmos wie der Berliner Kreativwirtschaft sehr präsent ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Milieu für Gründer in einer solchen vermeintlichen Nische – mobile Business-Lösungen – wirklich nicht einfach ist. Es gibt keinen dahingehenden Spezialisten im Markt, der sowohl Kundenzugang, Erfahrung und Technologie, Infrastruktur einbringen kann und zugleich bereit ist, in junge Talente und gute Ideen auch Geld zu investieren.

Josef Brewing: Weil wir an das Wachstumspotential mobiler Unternehmensanwendungen für Kunden und Mitarbeiter glauben, fahren wir eben mehrgleisig – mit unserem Engagement an Hochschulen, mit unserer Partnerschaft in öffentlichen Gründungs-Initiativen und mit dem nun von uns aufgelegten adesso Mobile Fonds.

mobilbranche.de: Für adesso und das Tochterunternehmen adesso mobile solutions erhoffen Sie sich mit der Implementierung dieses Fonds bestimmt Vorteile im Wettbewerb. Was erwarten Sie für Ihr Unternehmen an Vorteilen und Impulsen?

Volker Gruhn: Natürlich erhoffen wir uns auch für die adesso Group Vorteile im Markt – wir verschenken kein Geld und keine Zeit. Aber wir zählen als Unternehmensgruppe heute schon zu den führenden Anbietern für Businesslösungen, ob Mobile Banking, Schadensregulierung im Versicherungsmarkt, internationale mCommerce-Lösungen, Couponing-Apps auf drei Kontinenten. Das soll uns aber nicht in einen zufriedenen Tiefschlaf versetzen.

Josef Brewing: Wir bewegen uns in einem komplexen Umfeld, in dem derzeit sowohl die technologischen Innovationen als auch die betrieblichen Anwendungsszenarien einem zunehmend schnelleren Wandel unterliegen. Da können Sie auf Dauer nicht davon ausgehen, dass sie den Wandel als einzelnes Unternehmen vollständig beherrschen oder sogar als Treiber von Entwicklungen anführen können. Notwendig ist vielmehr die dauerhafte Zufuhr von intelligenten Menschen mit konkreten technologischen und geschäftlichen Ideen. Und das glauben wir auf diesem Wege zu finden.

mobilbranche.de: Was müssen die jungen Unternehmer und Gründer tun, um vom adesso Mobile Fonds zu profitieren und ab wann ist der adesso Mobile Fonds im Markt aktiv?

Josef Brewing: Partnerschaft und schwammige Regelungen schließen sich nach unserem Verständnis der Zusammenarbeit aus, weshalb wir eine genaue Vorstellung davon haben, wie der weitere Ablauf ist. Junge Unternehmer und kommende Gründer sollen sich in einem ersten Schritt bei uns melden und das Geschäftsfeld Ihrer Überlegungen knapp skizzieren – da geht es um die konkreten mobilen Anwendungen noch gar nicht. Der Ablauf unterscheidet sich beim adesso Mobile Fonds nicht grundsätzlich von anderen inkubatorischen Gründerprogrammen.

Volker Gruhn: Die Fragen die wir uns stellen, soll sich der angehende Unternehmer oder junge Gründer ja auch selbst stellen – stimmt die Chemie, sind die richtigen Menschen an der Sache, verspricht das Geschäftsfeld grundsätzlich Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg? Nach dem allerersten „Abklopfen“ lernt man sich persönlich kennen, im nächsten Schritt geht es dann an die Details und zuletzt müssen beide Seiten gut mit einer langfristig auf Wachstum ausgelegten Partnerschaft leben können.

Josef Brewing: Alle Infos zu der Kontaktaufnahme und was wir uns als erste Informationen über Gründer und Segment innerhalb des Mobile Business wünschen finden hoffentlich die richtigen zukünftigen adesso Mobile Fonds-Partner auf den Internetseiten von adesso und adesso mobile.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit dem adesso Mobile Fonds!

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