Interview: Markus Bokowsky erklärt App-Entwicklung für Entscheider.

Markus Bokowsky ist geschäftsführender Gesellschafter von Bokowsky + Laymann, einem Fullservice-Dienstleister für die komplette Produktionskette von mobilen Applikationen für Smartphones und Tablets. Auf der MobileTech Conference, die von Montag, 26. März, bis Donnerstag, 29. März, in München stattfindet, spricht er über alle Aspekte der App-Entwicklung für Inhaltsverantwortliche und Entscheider: Was gibt es zu beachten, welche Stolpersteine drohen, welche Chancen sollte man nicht ungenutzt lassen und was tun, wenn’s trotzdem nicht funktioniert? Markus Bokowsky verspricht einen Vortrag mit „vielen Tipps und Tricks aus der Praxis präsentiert aus bewusst subjektivem Blickwinkel“. Einen Ausblick auf diese Session gibt er vorab im mobilbranche-Interview.

mobilbranche.de: Was halten Sie aus Entscheider-Perspektive für am wichtigsten, wenn ein Unternehmen erwägt, eine App-Entwicklung in Auftrag zu geben?

Markus Bokowsky: Wie bei fasst allem ist ein schlüssiges Konzept entscheidend. Was möchte ich vermitteln? Welche Aufgabe soll die App lösen? Apps müssen anders als die mobile Version der Website viel klarer auf einen Einsatzzweck, eine Aufgabe hin zugeschnitten sein. Darüber hinaus muss die App einen klaren Mehrwert gegenüber einer mobilen Website bieten. Mindestens genauso wichtig wie das Konzept ist eine mediengerechte Umsetzung des selben. Das User Interface muss für das mobile Endgerät gemacht sein, es muss von Beginn an auf Touch-Bedienung angelegt worden sein. Auch dem mobilen Kontext, in dem die App benutzt wird, muss Rechnung getragen werden.

mobilbranche.de: Wie sehr müssen sich die Entscheider bei Konzeption und Entwicklung selbst mit technischen Aspekten beschäftigen? Müssen Sie z.B. Wörter wie Augmented Reality, Frameworks, HTML5 und native App kennen – oder geht’s auch ohne?

Markus Bokowsky: Ein grundsätzliches Verständnis der Materie wäre schon hilfreich, allein schon um dem mit der Umsetzung betrauten Dienstleister nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Er muß nicht selbst Programmieren können, aber um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, kommen auch Entscheider um ein technisches Grundverständnis nicht herum.

mobilbranche.de: Eine der wichtigsten Fragen für Entscheider ist sicher: Was kostet’s und was bringt’s? Was antworten Sie?

Markus Bokowsky: Um die auf diese Frage normalerweise obligatorische Antwort „Das kommt darauf an“ zu vermeiden, hier ein paar Parameter, an denen sich die Kosten bemessen:

Anzahl der Plattformen: Üblich sind momentan neben einer mobilen Version der Website, die ich als Standard voraussetze, Apps für iOS und Android. Wem eine sehr breite Abdeckung wichtig ist, muss auch noch Blackberry und Windows Phone 7 mitberücksichtigen.

Komplexität des Angebots: Es ist klar, daß eine aufwendige Augmented-Reality-App in der Herstellung teurer ist als ein einfaches Informationsangebot.

Anbindung von Drittsystemen: Dieser Faktor wird gerne übersehen. Wenige Apps kommen tatsächlich ganz ohne Nachladen von Daten aus dem Internet aus. Das Bereitstellen von Schnittstellen und die Anpassung der die Daten liefernden Backoffice-Systeme kann die Kosten der reinen App-Programmierung durchaus übertreffen.

Wichtig ist auch, die Maintainance-Kosten einer App nicht zu vergessen. Sie muss laufend an neue Geräte und Betriebssystemversionen angepasst werden, der Aufwand hierfür ist ungleich höher als bei Websites.

mobilbranche.de: Welche Stolpersteine drohen dann bei der konkreten App-Entwicklung?

Markus Bokowsky: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass App-Entwicklung noch mehr mit klassischer Softwareentwicklung zu tun hat als das Arbeiten fürs Web. Daher ist hier ein systematischer Software-Entwicklungsprozess extrem wichtig. Schnelle Änderungen in Echtzeit sind durch die Distribution über App-Stores nicht möglich. Ein robuster und realistischer Zeitplan ist unabdingbar, gerade auch was die Planung von Launch-Events betrifft. Die Zeit für den Freigabeprozess in Apples AppStore sollte keinesfalls zu kurz kalkuliert werden.

mobilbranche.de: Haben reine „wir müssen unbedingt auch eine App haben“-Apps im Jahr 2012 noch eine Chance?

Markus Bokowsky: Nein, ich glaube, die hatten aber auch noch nie eine. Der Platz auf dem Homescreen ist begrenzt, Apps, die den versprochenen Mehrwert nicht liefern, fliegen ganz schnell wieder runter vom Gerät.

mobilbranche.de: Zum Abschluss wüsste ich noch gern, welches Thema für Sie dieses Jahr das wichtigste Mobile-Thema ist bzw. sein wird.

Markus Bokowsky: Wird Windows Phone 7 das dritte relevante Ökosystem werden? Diese Frage wird sich in diesem Jahr entscheiden müssen und hat natürlich große Auswirkungen für Alle, die in der App Entwicklung tätig sind. Neben technischen Aspekten wie LTE und NFC ist für mich am spannendsten zu sehen, ob sich in diesem Jahr ein mobiles Payment-System etablieren können wird. Zeit wär’s langsam.

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