Interview: Eray Basar von 9elements über die Gestaltung von Apps und das passende User Interface.

Eray Basar ist Mitgründer von 9elements, einer Software-Schmiede mit besonderer Leidenschaft für Code und Design, die seit über zehn Jahren Anwendungen und Sites für Unternehmen wie etwa die Deutsche Telekom und Startups wie Meebo entwickelt. Seit 2009 arbeitet 9elements zunehmend auch an eigenen Produkten und hat 2011 seine iOS-App watchlater mit Hilfe vom Seed-Incubator HackFWD in ein eigenständiges Startup transformiert. Anstatt sich auf eine einzige Technologie zu beschränken, arbeitet 9elements mit – und an – Cutting-Edge-Technologien wie HTML5. Auf der MobileTech Conference, die von Montag, 26. März, bis Donnerstag, 29. März, in München stattfindet, will Eray Basar unter dem Titel „Hey Mumma, why aren’t you using my App?“ ein Plädoyer dafür halten, bei der App-Entwicklung nicht bloß UI-Experten zu konsultieren, sondern auch die tatsächlichen Nutzer. Darüber hat Eray Basar vorab mit dem Fachdienst mobilbranche.de gesprochen.

mobilbranche.de: Werden App-Entwickler zu schnell „betriebsblind“, oder wie ist das Motto Ihrer Session „Hey Mumma, why aren’t you using my App?“ zu erklären?

Eray Basar: Nicht unbedingt betriebsblind. Allerdings stellen wir recht häufig fest, wie abgekoppelt die Entwicklung von Apps von dem Endnutzer stattfindet. Anstatt den fünften Experten für User Interface (UI) zu befragen, sollte man vielleicht auch mal den Nutzer mit an den Tisch bringen. Nicht zwangsläufig in Form einer Person, es reicht ja, wenn man Metriken und Tests zum User Engagement als Grundlage für Entscheidungen nimmt.

mobilbranche.de: Wie weit kommt man beim User Experience Design für mobile Apps denn mit gängigen Methoden wie Eye Tracking? Werden diese überhaupt regelmäßig von Entwicklern angewendet oder haben sie im Mobile Web ausgedient?

Eray Basar: Was man tracken sollte sind Metriken zum User Engagement, die wiederum stark von den Use Cases der App abhängen. Bei jeder Iteration werden dann Veränderungen der Zahlen beobachtet. Man kann also schon genau nachvollziehen, ob Entscheidungen bezüglich Funktionalität und UI vom Nutzer angenommen werden oder nicht. Intuition und Erfahrung ist natürlich auch wichtig, schliesslich muss man auch wissen mit welchen Ideen man starten will, oder welche Verbesserungen in eine Iteration aufgenommen werden sollen.

mobilbranche.de: Ihr Unternehmen 9elements arbeitet sowohl als Dienstleister für externe Kunden als auch an eigenen Produkten wie „Watchlater“. Wie unterscheiden sich hier die Herangehensweisen bei der App-Entwicklung und welche Fallstricke gibt es?

Eray Basar: Meist hat man zwangsläufig eine unterschiedliche Herangehensweise, da grössere Unternehmen sich gewaltig von Start-ups unterscheiden. Das fängt in deren meist beschränkter Handlungsfähigkeit an (Datenschutz, Infrastruktur etc.) und endet dann bei der Vielzahl der Entscheidungsträger. Häufig ist dann der Abschluss eines Produktes vordergründiger als dessen Durchschlagskraft, eine Beobachtung die für uns natürlich schwer nachvollziehbar ist. Unternehmen, egal welcher Grösse, brauchen definitiv mehr Startup-DNA. Sie müssen lean entwickeln oder entwickeln lassen, wenn sie gegen eine immer weiter wachsende Anzahl von Startups konkurrenzfähig bleiben wollen.

mobilbranche.de: Zum Abschluss wüsste ich noch gern, welches Thema für Sie dieses Jahr das wichtigste Mobile-Thema ist bzw. sein wird.

Eray Basar: Es wird bestimmt viele interessante Themen geben. Von Social Discovery, Mobile Payment  bis hin zu Video / Remote, was besonders für unsere Watchlater-App sehr spannend ist. Leider machen einige willkürliche Entscheidungen mögliche Quantensprünge ziemlich schwierig. Zum Beispiel die lächerlichen Roaming-Gebühren, die eine gewaltige Hemmschwelle für das Nutzen von Reise-Apps darstellen. Oder die Transaktionskosten von Banken, wodurch Mobile Payment immer an ein Gebührenmodell aus dem letzten „analogen“ Jahrhundert gekoppelt wird. Über die GEMA rede ich erst gar nicht. Aber diese Probleme haben eine geringe Halbwertzeit. Sobald die Hürden fallen, wird eine neue Generation von Apps ihren Weg auf unsere Homescreens finden.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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