Interview: Stefan Hentschel von Google über das rasante Wachstum des Mobile Webs.

Stefan Hentschel verantwortet seit April als Head of Mobile Advertising die Vermarktung mobiler Lösungen von Google und AdMob in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zuvor war er seit 2007 Industry Head Finance bei Google Germany und kümmerte sich dort um Googles Werbekunden in der deutschen Finanzwirtschaft. Anlässlich der Dmexco kommende Woche in Köln, auf der Google erstmals einen eigenen Mobile-Bereich auf seinem Messestand bietet, hatte mobilbranche.de vorab die Möglichkeit, mit Stefan Hentschel über das rasante Wachstum des Mobile Webs zu sprechen. Google erwartet eine Smartphone-Verbreitung von 50 Prozent in Deutschland bereits im Jahr 2013 und feilt deshalb daran, für Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen im Mobile Marketing anzubieten – und will kommende Woche auf der Dmexco ein neues Anzeigenprodukt im Mobile-Bereich vorstellen, wie Hentschel andeutet.

mobilbranche.de: Herr Hentschel, Sie bauen seit April für Google den Bereich Mobile Advertising im deutschsprachigen Bereich auf. Wie groß ist Ihr Team mittlerweile? Und wie werden Kunden betreut, die Mobile im Crossmedia-Mix einsetzen?

Stefan Hentschel: Das Mobile-Team befindet sich noch im Aufbau und ist daher deutlich kleiner als das allgemeine Sales-Team von Google. Grundsätzlich werden Kunden auch von ihrem Standard-Ansprechpartner zu mobiler Werbung beraten; unser Team kommt immer dann hinzu, wenn es im Detail um Mobile-Themen geht. Wir arbeiten dabei intensiv sowohl mit Kreativ-, Media- und Mobile-Agenturen als auch mit Kunden zusammen. Je nach Erfahrung der Kunden und Agenturen stehen Beratung zu Mobile Website Usability, Optimierung von mobilen Suchkampagnen oder Einsatzmöglichkeiten von Mobile Display und In-App-Werbung über AdMob im Fokus. Die Integration von Mobile in den Gesamt-Marketingmix steht bei den meisten Unternehmen noch am Anfang. Deswegen beraten wir die Unternehmen auch intensiv zu den zukünftigen Herausforderungen in diesem Bereich.

mobilbranche.de: Sie sind in den vergangenen Monaten häufig als Speaker bei Mobile-Events aufgetreten. Finden Sie bei solchen Veranstaltungen, zu denen ja v.a. die sowieso schon Mobil-Interessierten hinkommen, eigentlich neue Kunden?

Stefan Hentschel: Bei solchen Events steht ja nicht die Kundengewinnung im Vordergrund, sondern der Austausch mit einem interessierten Publikum über die neuesten Mobile Marketing Entwicklungen. Erfreulicherweise kommen viele Teilnehmer auf mich zu, um vertiefende Gespräche zu führen. Daran merken wir, dass Mobile Marketing  immer wichtiger für Unternehmen wird.

mobilbranche.de: Versprechen Sie sich denn da von der Dmexco mehr, wo ja nicht nur „Mobilisten“ kommen werden? Und wird es zur Dmexco neue Produkte von Google im Bereich Mobile Ads geben?

Stefan Hentschel: Die Dmexco wird spannend, da wir zum ersten Mal einen eigenen Mobile-Bereich auf dem Google-Stand haben werden. Unternehmen mit ganz unterschiedlichen Entwicklungsständen werden da sein – das wird für sehr unterschiedliche und interessante Gespräche sorgen. Um der Bedeutung von einzeln ausgespielten Kampagnen entgegenzukommen, bieten wir ja seit Kurzem neben Smartphone-Kampagnen auch separate Tablet-Kampagnen an. Und wir haben in der Tat geplant, auf der Dmexco ein weiteres neues Anzeigenprodukt im Mobile-Bereich vorzustellen – kommen Sie am besten einfach zu meinem Votrag „Building your mobile strategy“ um 11.30 Uhr am 21. oder 22. September bei uns am Google-Stand, wenn Sie mehr wissen wollen.

mobilbranche.de: Wie begeistern Sie Unternehmen für mobile Werbekampagnen? Was sind die wichtigsten Argumente, wenn bislang überhaupt nur 18% der Deutschen mobil erreicht werden können?

Stefan Hentschel: Mobile Marketing steht dort, wo das Desktop Internet im Jahr 2001 stand. Heute wird keiner mehr daran zweifeln, ob sich das Internet durchgesetzt hat oder ob E-Commerce ein relevanter Vertriebskanal ist. Eine ähnliche Entwicklung wird das Mobile Internet nehmen – Mit dem Unterschied, dass Verbraucher das mobile Web fünfmal schneller annehmen als das stationäre Internet. Pro Tag werden alleine 550.000 Android-Geräte aktiviert, das sind mehr als Babys pro Tag weltweit geboren werden. Wir gehen davon aus, dass die Smartphone-Penetration in Deutschland 2013 schon bei über 50 Prozent liegen wird. Wer heute nicht auf das mobile Internet setzt, verpasst vielleicht den wichtigsten Kundenzugangsweg der Zukunft.


mobilbranche.de: In dem Studienüberblick „Mobile Commerce 2011“ halten Google und BVDW fest, dass zwei Drittel der Unternehmen noch keine Lösung für Mobile Commerce haben. Wie schnell wird sich die Situation verbessern?

Stefan Hentschel: Aus den Gesprächen mit Kunden und Agenturen wissen wir, dass Unternehmen und Agenturen anfangen, die Relevanz mobiler Webseiten immer stärker zu erkennen. Selbst wenn Kunden keinen mobile Webauftritt haben, können sie zum Beispiel über die Click-to-Call-Funktion bei Suchanzeigen sofort mit mobilem Marketing starten – dabei wird der Nutzer nach dem Klick auf eine Telefonnummer direkt mit einem Callcenter oder einer Filiale verbunden. 40 Prozent der mobilen Suchanfragen bei Google haben einen lokalen Bezug. Gerade für den lokalen Handel ergeben sich dadurch völlig neue Möglichkeiten der Kundenansprache.

mobilbranche.de: Mit dem „Online Motor Deutschland“ führt Google aktuell eine Aktion mit Partnern durch, um auch kleinere Unternehmen für einen Internetauftritt zu begeistern. Gerade da mobile Suchanfragen oft lokalen Bezug haben: Wird es bald auch den „Mobile Motor Deutschland“ geben?

Stefan Hentschel: Auch im Rahmen von Online Motor Deutschland haben wir schon auf die Vorteile von Mobile Marketing gerade für Kleinunternehmer und mittelständische Betriebe vor Ort hingewiesen. Dazu gab es einen eigenen Webshop auf unseren Veranstaltungen.

mobilbranche.de: Mit Google Wallet lanciert Ihr Unternehmen ja in den USA gerade eine digitale Geldbörse. Welche Bedeutung wird die Wallet künftig fürs Mobile Advertising bekommen? Werden Sie selbst mit Ihrem Team auch Coupons vermarkten?

Stefan Hentschel: Google Wallet ist zunächst auf einen Testmarkt in New York, San Francisco und Portland begrenzt. In der Kombination mit Google Offers, wobei der Nutzer Sonderangebote direkt in sein E-Mail-Postfach geschickt bekommt, lassen sich Angebote im Handel und die Bezahlung über das Mobile Device miteinander zu verbinden. In Deutschland mangelt es derzeit noch an der Ausstattung der mobilen Endgeräte mit der Funktechnik NFC (Near Field Communication) sowie an geeigneten Scannerkassen im Handel. Couponing ist aber definitiv ein interessantes Kundenbindungsinstrument und auch für Google in nächster Zeit in Deutschland vorstellbar.

mobilbranche.de: Gestatten Sie mir noch eine Fun-Frage zum Schluss: Reputation Management ist ja in aller Munde – aber sucht man nach Ihrem Namen bei Google, stößt man meist auf eine Reeperbahn-Legende mit dem selben Namen. Sind Sie noch nicht in Versuchung geraten, den Alghorithmus zu Ihren Gunsten verändern zu lassen?

Stefan Hentschel: Gegen Kiezgrößen kommt man natürlich schwer an. Wenn die Reeperbahnlegende für die User relevant ist, dann soll sie auch oben bei Google erscheinen!

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