Interview: Achim Himmelreich über Location-based Services und die Zukunft des Einzelhandels.

Achim Himmelreich ist Partner der Managementberatung Mücke, Sturm & Company und zudem Vorsitzender der Fachgruppe E-Commerce sowie Mitglied des Expertenrats beim BVDW. Auf der Mobile Tech Conference, die vom 12. bis 14. September in der Rheingoldhalle in Mainz läuft, spricht Himmelreich darüber, wie Location-based Services zum Mobile Lead für den Point of Sale werden können. mobilbranche.de hatte die Gelegenheit, mit Achim Himmelreich im Vorfeld der Veranstaltung über sein Vortragsthema zu sprechen. Er nennt vier Geschäftsmodelle für Location-based Services und gibt einen Ausblick, wie diese in Zukunft in Kombination mit Digital Wallet, NFC und Machine-2-Machine-Kommunikation den stationären Einzelhandel verändern könnten.

mobilbranche.de: Location-based Services sind derzeit in aller Munde. Was macht in Ihren Augen den besonderen Reiz darin aus? Wo liegt der Mehrwert sowohl für den Handel als auch für den Verbraucher?

Achim Himmelreich: Location-based Services (LBS) sind die ersten Dienstleistungen, die das Internet mit dem stationären Handel verbinden. Für Händler ergibt sich daraus eine substantielle Änderung: Waren Sie bisher beim Internet sozusagen außen vor, so werden sie jetzt in die digitale Ökonomie integriert und können, ja müssen sogar, das ganze Potpourri der E-Commerce-Möglichkeiten nutzen. Für Verbraucher stellen die LBS auch neue Vorteile bereit, denn sie können die echte physische Welt mit allen digitalen Informationen unterlegen; seien dies Rabattaktionen, Produkt- und Preisinfos oder aber logistische Hilfen.

mobilbranche.de: Sind Location-based Services überhaupt schon als Thema bei den relevanten Entscheidern in den Unternehmensleitungen angekommen – oder ist das vielmehr noch ein „Mobilisten-Thema“?

Achim Himmelreich: Die Bedeutung LBS hält aktuell Einzug in die Top-Management-Etagen. Die LBS bewegen sich sozusagen gerade aus der „Mobilisten-Ecke“ hinaus.

mobilbranche.de: Sie unterscheiden vier verschiedene Geschäftsmodelle von Location-based Services – welche sind das genau?

Achim Himmelreich:

  1. Das „orthodoxeste“ Modell sind kostenpflichtige Apps, bei denen das bekannte Revenue-Share-Modell mit dem jeweiligen App-Store-Betreiber zum Tragen kommt. Dies kommt allerdings nur dann zum Tragen, wenn der Verbraucher einen echten substantiellen Mehrwert bekommt, wie das bei Navigations-Apps z.B. der Fall ist. Daher wird dieses Geschäftsmodell bei Location-based Services eher die Ausnahme sein.
  2. Beim Loyalty-Marketing bekommt der Kunde Marketing-Infos auf seine Gratis-App. Sinn und Zweck dieses Geschäftsmodells ist die Kundenbindung und damit einhergehend mittelbar die Umsatzsteigerung am Point-of-Sale.
  3. Beim Mobile Couponing, das Groupon sei Dank in aller Munde ist, wird das Smartphone zum Träger des Rabattscheins. Das Ziel besteht natürlich darin, den Kunden in die Filiale zu bringen.
  4. Bei der Nutzung von Plattform-Anbietern zielen Unternehmen darauf ab, von der Verbreitung von Unternehmen wie etwa Facebook oder Foursquare zu profitieren.


mobibranche.de: In Ihrem Vortrag auf der Mobile Tech Conference wollen Sie erläutern, wie stationäre Einzelhändler dank Location-based Services Umsätze zurückerobern können. Können Sie hier schon einen kleinen Ausblick geben?

Achim Himmelreich: Stationäre Einzelhändler haben den Vorteil, dass sie ihre Ware sofort vorstellen und „liefern“ können, während im E-Commerce trotz 24h-Lieferservice warten muss. Wenn Sie jetzt noch wüssten, welche (potentiellen) Kunden gerade in der Nähe sind, die selbst nicht wissen, dass ein Händler „um die Ecke“ ein Angebot hat, das ihren Wünschen entspricht, dann könnten Händler zusätzliches Geschäft machen. Genau dies bieten intelligente Location-based Services.

mobilbranche.de: Werfen Sie doch bitte zum Abschluss einen Blick in die Glaskugel: Wie werden Händler in Zukunft Location-based Services mit anderen mobilen Technologien verknüpfen, z. B. mit NFC?

Achim Himmelreich: Das Smartphone ist auf dem Weg, zum „zentralen Steuerungsinstrument“ für die digitale Wirtschaft zu werden einschließlich LBS-Zentrale und Mobile Wallet inkl. NFC-Funktionalität. Plastisch gesprochen werde ich in Zukunft via LBS über eine besonderes Angebot eines Händlers informiert, der mir gleichzeitig einen Coupon auf das Smartphone ausliefert. Mit dem Smartphone gehe ich dann an die Pick-Up-Station in den Handel, wo dieses via Machine-2-Machine-Kommunikation die Produktinfos ausliest, das Produkt dann „holen lässt“ und schließlich die Bezahlung per NFC vermindert um den Coupon abwickelt. Natürlich wird mein neuer Produkterwerb realtime auf Facebook gepostet, wenn ich das möchte.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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