Andreas Mauch, Leiter Produktmanagement Digital Business bei Burdas Verlagsgruppe Milchstrasse, ist in seiner Funktion zuständig für die iPhone-App der Programmzeitschrift „TV Spielfilm“. Die App, die von Cellular entwickelt wurde, dürfte eines der erfolgreichsten Angebote deutscher Verlage auf dem iPhone sein: Vor wenigen Tagen knackte „TV Spielfilm“ die Marke von 2 Mio App-Downloads auf dem iPhone und kommt aktuell auf 10 Mio Visits und 60 bis 70 Mio Page Impressions pro Monat. Mehr als 20.000 Nutzer haben die App bereits bei iTunes bewertet und ihr im Schnitt 3,5 Sterne gegeben. Was aber ist das Erfolgsmodell der App, die eigentlich nichts anderes macht als übers Fernsehprogramm zu informieren? mobilbranche.de hat darüber mit Andreas Mauch gesprochen, der zugleich einen Ausblick auf die Zukunft der App gibt.
mobilbranche.de: Herr Mauch, mit „TV Spielfilm“ feiern Sie aktuell 2 Millionen Downloads Ihrer iPhone-App. Wie haben Sie diese Hürde genommen binnen nur eineinhalb Jahren, von der die meisten Entwickler und Verlage nur träumen können?
Andreas Mauch: Wir freuen uns sehr über die guten Zahlen. Ausschlaggebend für den Erfolg sind aus meiner Sicht die redaktionelle Qualität und Aktualität der Inhalte neben einer sehr schlanken Nutzerführung und eines einfachen Bedienkonzepts. Kurz gesagt: Es macht Spaß, die App regelmäßig zu nutzen, das erklärt die Treue unserer Nutzer sowie die vielen neuen Downloads Woche für Woche.
mobilbranche.de: Wie steht „TV Spielfilm“ auf anderen mobilen Plattformen dar? Also iPad und Android?
Mauch: Die Android App entwickelt sich sehr gut. Diese ist seit Mitte April im Android Market und wurde seitdem 170.000 Mal herunter geladen. Ca. 10.000 neue Nutzer kommen pro Woche hinzu. Mit der iPad App sind wir ebenfalls sehr zufrieden, diese verzeichnet 200.000 Downloads. Wir hoffen, in den nächsten Monaten noch zulegen zu können.
mobilbranche.de: Etwas verwunderlich war ja für Beobachter, dass die Android-App zwar schon seit Oktober auf dem Galaxy Tab lief, aber erst seit April auch auf Android-Smartphones. Dabei hieß es zunächst, die exklusive Kooperation mit Samsung laufe nur zweieinhalb Monate. Woran lag das?
Mauch: Wir waren mit einigen technischen Aspekten der Android-App in unseren Tests nicht zufrieden. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Geräte/ Hersteller und den damit verbundenen Android-Versionen hatten wir noch Optimierungsbedarf. Um der Premium-Marke „TV Spielfilm“ gerecht zu werden, ist unser Maßstab an dieser Stelle sehr hoch.
Eine Erfahrung der iPhone-App ist: es gibt keine Beta-Phase bei mobilen Applikationen. Die Nutzer erwarten von Beginn an eine performante Produktlösung – und das zu Recht. Wir haben uns daher in enger Abstimmung mit unserem Mobile-Partner und Dienstleister Cellular dazu entschieden, erst zu launchen, wenn wir beide mit der Performance zufrieden sind. Es ist nach unserer Erfahrung wichtiger, Performance und exzellente Nutzerführung zu bieten, als ein paar Wochen früher auf dem Markt zu sein. Der Erfolg der App gibt uns, denke ich, Recht.
mobilbranche.de: Viele Apps werden ja v.a. in der Drivetime genutzt, also auf dem Weg zur Arbeit und zurück. Wann sind Ihre Nutzungsspitzen?
Mauch: Die meisten unserer Nutzer öffnen die App zwischen 19 Uhr und 20:15 Uhr um das TV-Programm für den Abend zu checken. Den Nutzungspeak verzeichnen wir gegen 20:13 Uhr, immer dann wenn in der Tagesschau das Wetter läuft…
mobilbranche.de: Dieses Jahr soll es in Deutschland einen Brutto-Werbeumsatz von 40 Mio Euro mit mobiler Display-Werbung geben – das wäre gerade mal 1 Prozent der Umsätze mit Display-Werbung im stationären Web, die auf 3,78 Mrd Euro prognostiziert werden. „TV Spielfilm“ steht mit seiner App schon jetzt deutlich besser da. Wie sind Ihre Zahlen und was können andere Publisher von Ihnen lernen?
Mauch: Die mobilen Angebote von „TV Spielfilm“ erzielen 2011 ca. 20% der digitalen Vermarktungserlöse. Das entspricht einem deutlich sechsstelligen Betrag. Wir gehen davon aus, dass mit dem sicher einsetzenden Marktwachstum im Mobile-Bereich hier noch deutlich Umsatzpotential für uns liegt.
mobilbranche.de: In wieweit nutzen Sie bei der Ausspielung von mobiler Werbung Targeting? Man könnte ja z.B. für bestimmte TV-Serien oder Event-Movies auch bestimmte Werbung ausspielen.
Mauch: Wir haben gerade den Wechsel auf eine andere Adserver-Technologie vollzogen. Dadurch sind wir zukünftig in der Lage, unsere Nutzer zu segmentieren. Wir haben beispielsweise sehr viele Nutzer in Österreich und der Schweiz, daraus ergeben sich neue Kundengruppen für die Vermarktung.
mobilbranche.de: Die App von „TV Spielfilm“ ist in der Nutzung kostenlos – allerdings sagten Sie vor einiger Zeit, Sie würden ein Freemium-Modell einführen wollen. Wie ist der aktuelle Stand?
Mauch: Das Freemium-Modell halte ich nach wie vor für interessant. Konzeptionell ist dieses weitgehend ausgearbeitet. Wir sind in der Diskussion, an welchem Punkt wir die Paywall ziehen und trotzdem noch ausreichend Content bieten, um ein Reichweitenlevel zu halten, das für unsere Mobile- wie für die Crossmedia-Angebote immer noch attraktiv ist. Hierfür nehmen wir uns Zeit, denn der Mobile-Markt entwickelt sich sehr dynamisch und wir wollen unsere exzellente Entwicklung nicht zuletzt auch in punkto Wirtschaftlichkeit nicht übereilt aufs Spiel setzen.
mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!
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