Mobile Payments in Deutschland: Wann wird mobiles Bezahlen salonfähig?

Von Volker Steinle (Adyen)

In einen Laden gehen und die neuen Schuhe einfach mit dem Smartphone bezahlen – in Deutschland ist dieses Szenario in den meisten Fällen noch unvorstellbar. Das Smartphone ist zwar ein treuer Begleiter, zum Bezahlen jedoch wird es eher selten genutzt. Unser Adyen Retail Report 2018 zeigt: Lediglich fünf Prozent der Konsumenten in Deutschland haben schon einmal mit einem Mobile Wallet im Store bezahlt. Auch beim Bezahlen bei Online-Einkäufen direkt über das Smartphone liegen deutsche Verbraucher im europäischen Vergleich zurück.

Mobile Payment in Deutschland zeigt Probleme

Transaktionsdaten unserer Plattform zeigten im November letzten Jahres erstmals, dass mit 52 Prozent weltweit mehr Online-Einkäufe über mobile Endgeräte getätigt wurden als über den Desktop. In Deutschland waren es jedoch nur knapp 42 Prozent. Es gibt viele Mutmaßungen darüber, wieso die Deutschen sich beim Shoppen über Mobilgeräte bisher zurückhalten. In einem sind sich Experten einig: Das Vertrauen fehlt. Doch kann die Zurückhaltung allein auf diese Hürde reduziert werden?

Shoppingverhalten bestätigt: Das Vertrauen ist gering

Vergleicht man das Shoppingverhalten von Konsumenten über mobile Endgeräte mit Desktop-Shopping, so wird deutlich, dass die Abneigung für das Bezahlen mit fehlendem Vertrauen zusammenhängen muss. Unsere Daten bei Adyen zeigen, dass die beliebtesten Kategorien für mobile Einkäufe bisher Food, Gaming und Nahverkehr sind.

Bei allen drei Kategorien handelt es sich um tendenziell eher kleinere Warenkorbwerte. Auch bei einem Blick auf die durchschnittlichen Abrechnungsbeträge wird deutlich: Je kleiner der Bildschirm, desto geringer sind diese. Während es bei Einkäufen über den Desktop bei rund 70 bis 80 Euro liegt, beträgt es bei mobilen Einkäufen lediglich 40 bis 50 Euro. Bei den Verbrauchern in Deutschland ist das Thema mobiles Bezahlen eng mit Vertrauen und Sicherheit vernetzt. Zum Stöbern auf dem Heimweg und auch für kleinere Einkäufe wird das Smartphone eher angenommen.

Was bleibt, ist die Frage, wieso das Vertrauen gerade in Deutschland fehlt. Es ist bekannt, dass die Deutschen sehr am Bargeld hängen und ihr Bedürfnis nach Datenschutz groß ist. Das Problem liegt jedoch nicht nur bei den Nutzern, sondern ebenso am stark fragmentierten Mobile-Payment-Markt.

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Starke Fragmentierung: Wo bleibt der ganzheitliche Ansatz?

Wie soll das Vertrauen wachsen, wenn es keine einheitliche Lösung und keine großen Anbieter gibt, wie es bei Giro- und Kreditkarten der Fall ist? Bisher ist das Bezahlen mit dem Smartphone im Store über wenige Mobile-Wallet-Anbieter möglich. PayPal oder Payback Pay bieten zum Beispiel eine Mobile-Payment-Option an.

Vereinzelte Händler haben eigene Services integriert und ermöglichen es ihren Kunden, über einen QR-Code auf dem Smartphone in den jeweiligen Apps zu bezahlen. Leider handelt es sich jedoch nicht um eine flächendeckende, einheitliche Bezahllösung, wie sie die großen Wallets wie Apple Pay oder Google Pay mitbringen.

Die starke Fragmentierung des Angebots erschwert den Durchbruch. Wer möchte schließlich drei verschiedene Mobile Wallets auf seinem Smartphone installieren? Neue Bezahlwege etablieren sich lediglich, wenn sie für den Nutzer besser sind als alles zuvor, also einen echten Mehrwert bieten.

Mobiles Bezahlen in Zukunft

Ein Best-Case-Beispiel für Mobile Payments ist China. WeChat Pay und AliPay haben in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen. Erst kürzlich hat WeChat die Milliardenmarke an Kunden geknackt. Ihre Integration lohnt sich vor allem für deutsche Luxusmarken aufgrund der Kaufkraft chinesischer Touristen oder Cross-Border-Einkäufen. Unsere Plattform-Daten einzelner Branchen zeigen große Warenkörbe im High-End-Retail von 500 Dollar im Schnitt oder bei den Auktionshäusern mit 2000 Dollar.

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Der Messenger als Payment Interface sorgt für hohe Kundenzufriedenheit und er bringt einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Mobile Wallets mit: eine hohe Nutzerbasis. WhatsApp und Facebook verfügen bereits über enorm viele Nutzer. Haben Verbraucher die App bereits integriert, stellt das Herunterladen keinen extra Aufwand und damit kein Hindernis dar. Außerdem sind die Messenger-Dienste bekannt und bereits in unseren Alltag integriert – eine wichtige Voraussetzung, um Vertrauen aufzubauen.

Über den Autor

Volker Steinle beschreibt Möglichkeiten Mobile Payment DeutschlandVolker Steinle ist Country Manager Germany des globalen Zahlungsdienstleisters Adyen und seit 2011 für das Unternehmen tätig. Mit seiner langjährigen Erfahrung im Payment unterstützt er Adyens Kunden dabei, Zahlungsprozesse als wichtigen Teil einer Wachstumsstrategie zu nutzen. Vor seinem Wechsel zu Adyen war Steinle drei Jahre bei TomTom maßgeblich für den Ausbau der Firma zu einer der größten Consumer Brands verantwortlich. Volker Steinle hat einen MBA der Rotterdam School of Management.

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