Bundestagswahl 2017 & Twitter: Ein Netzwerk voller Multiplikatoren.

Der Hashtag #btw17 zeigt viele Tweets zur Bundestagswahl 2017

Die Bundestagswahl 2017 ist der erste echte digitale Wahlkampf im Lande. Doch wie mobil gehen die Parteien wirklich auf Stimmenfang? Welche Kanäle nutzen sie? Und wer ist dabei erfolgreich? Wir von mobilbranche.de beleuchten die wichtigsten Aspekte des mobilen Wahlkampfs in einer Serie. Nach Teil 1 zu Facebook folgt heute Teil 2: Twitter. 

Mit immerhin 12 Mio Usern in Deutschland ist Twitter eines der größten Netzwerke Deutschlands und damit auch für den Bundestagswahlkampf interessant. Auch wenn es bei weitem nicht die Bedeutung des US-Wahlkampfes erreicht, können Parteien und Politiker über Twitter viel Aufmerksamkeit bekommen. Es überzeugt vor allem als Multiplikations-Plattform. Dabei sind die persönlichen Profile oft wichtiger als der Partei-Account.

Persönliche Profile erhalten Aufmerksamkeit

Besonders erfolgreich sind dabei die Grünen, die das Twitter-Ranking mit mehr als 340.000 Followern anführen. Dahinter folgen die SPD, die FDP, die CDU und die Linke. Der Facebook-König AfD kommt abgeschlagen auf nicht einmal 70.000 Follower.

Doch anders als bei Facebook sind bei Twitter nicht unbedingt die Accounts der Bundespartei die größten Multiplikatoren. Viel wichtiger sind hier die privaten Accounts einzelner Politiker. Rund die Hälfte der Bundestagsabgeordneten und zahlreiche Landtagsabgeordneten zwitschern fleißig vor sich hin. Die Abgeordneten-Tweets werden als deutlich persönlicher wahrgenommen als Partei-Tweets oder Facebook-Posts, bei denen die Handschrift der PR-Abteilungen deutlicher wird.

Doch nicht jedem scheint Twitter dabei ein Must-Have für den persönlichen Erfolg zu sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist selbst nicht im Netzwerk aktiv. Für sie twittert ihr Sprecher Steffen Seibert, der allerdings immerhin 816.000 Follower erreicht. Herausforderer Martin Schulz kommt derweil auf immerhin 465.000 Anhänger.

Follower und Reichweite gewinnen die Parteien nicht unbedingt durch eine Vielzahl an Tweets. FDP, Grüne und CDU gehörten im Juli mit etwa 185 Tweets zu den sparsamsten Postern, zogen damit aber viel Aufmerksamkeit auf sich. Die AfD setzte dagegen fast 1.000 Tweets ab, ging aber im Diskurs fast unter und konnte kaum neue Follower gewinnen.

Nicht auf alles eine Antwort hat der FDP Chatbot auf Twitter. Eine gute Idee ist er aber allemal.

Twitter fungiert als Multiplikator

Besonders ist an Twitter vor allem der Netzwerkfaktor. In diesem zählt nicht nur die reine Reichweite, sondern eben auch, wie gut der Account vernetzt ist. Auf Twitter tummeln sich viele Journalisten, andere Politiker und Organisationen. Diese dienen als Multipliktoren des getweeteten über die Grenzen des Zwitscher-Netzwerks hinaus. So erhalten viele Tweets auch Aufmerksamkeit in den klassischen Medien.

Über den Netzwerkfaktor erreicht man auf Twitter nicht nur die eigenen Anhänger: „Über trendende Hashtags kann man auf Twitter außerhalb der eigenen Filterblase Leute erreichen“, erklärt der Sprecher der Linkspartei, Thomas Lohmeier. Unter #btw17, #zeitfuermartin oder #fedidwgugl entstehen so Debatten über den Parteikanal hinaus. Dank der Hashtags können Politiker auf Twitter Diskurse anstoßen und das Handeln der anderen verfolgen.

Auch wenn sich auf Twitter theoretisch jeder unter diversen Hashtags an der Debatte beteiligen kann, ist der Kanal nicht unbedingt für echte Diskussionen geeignet. Die 140-Zeichen-Statements eignen sich eher für ein Zur-Schau-Stellen der eigenen Position. „Twitter für harte Fakten, Facebook für Diskussionen und Meinungen“, erklärte der bayerische Finanzminister Markus Söder in der Augsburger Allgemeinen. Diskussionen werden also gerne mal auf Twitter gestartet, dann aber auf Facebook fortgeführt.

Mit Hashtags und Bots auf Wählerfang

Unter den vielen Kanälen Hashtags, die sich auf Twitter finden, erhalten nur einige wenige größere Aufmerksamkeit. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass dabei kreative Ideen wichtiger sind als Meinungen. Auch die Provokations-Taktik der AfD zieht auf Twitter wenn dann kurzfristig. #TrauDichDeutschland spielt kaum eine Rolle und die AfD ist vom übrigen Netzwerk mehr oder weniger ausgeschlossen.

Deutlich erfolgreicher ist da #fedidwgugl, mit dem die CDU vor einiger Zeit für Stirnrunzeln sorgte. Doch immerhin erhielt der Hashtag viel Aufmerksamkeit. Die Agentur Jung von Matt verbreitete mit dem erstmal nichtssagenden Buchstabenwirrwarr die Botschaft, dass die CDU „für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne Leben“ steht. Die Aufmerksamkeit, die die Partei auf Twitter bekam, nutzt sie mittlerweile auch im Offline-Wahlkampf. In einem #fedidwgugl-Haus sollen Wähler das Wahlprogramm näher kennenlernen können.

Ebenfalls kreativ zeigte sich die FDP. Unter @FDPShots antwortet ein Chatbot in 140 Zeichen auf Wähleranfragen Nutzerfragen. Das Konzept wurde mittlerweile auch in einen Alexa-Skill integriert. Dass der Bot nicht wirklich viele Fragen beantworten kann ist dabei erstmal egal. Der FDP geht es mehr um die allgemeine Botschaft, die Partei der Digitalisierung sein zu wollen.

Wie schnell ein Post nach hinten los gehen kann, erfuhr CDU-Generalsekretär Peter Tauber. „Wenn Sie was ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs“, antwortete er auf eine Nutzerfrage und stieß so zahlreiche Minijobber vor den Kopf. Die Aufmerksamkeit dürfte in diesem Fall eher geschadet als geholfen haben.

Fazit

Twitter ist in Deutschland weit von der Aufmerksamkeit im amerikanischen Wahlkampf entfernt. Gerade als Multiplikationsplattform und Netzwerk ist es im Wahlkampf aber von Bedeutung. Neben der generellen Reichweite können so Diskurse angestoßen werden. Doch auch die generelle Reichweite lässt sich bei mehreren hunderttausend Followern sehen. Häufig sind persönliche Profile dabei erfolgreicher als die Parteien selbst.

Parallelen zu Facebook

An Facebook und Twitter kommt im Wahlkampf keine Partei vorbei. Mit ihrer großen Reichweite erreichen die Wahlkämpfer die breite Bevölkerung und können auch auf Resonanz in den klassischen Medien hoffen. Gleichzeitig bieten beide Netzwerke einen Rücklaufkanal für Feedback. Parteien haben so die Chance, direkt mit ihren Wählern in Kontakt zu treten. Gerade deshalb sind auch Chatbots für die Parteien interessant. Wie die Parteien persönlich mit ihren Wählern kommunizieren, wollen wir in den kommenden Wochen in einem eigenen Beitrag beleuchten.

Spannend wird sein, wie sehr sich der Erfolg in den sozialen Netzwerken in den Wahlergebnissen widerspiegeln wird. „Es gibt natürlich keine Garantie dafür, dass Fans auch Wähler werden“, erklärt FDP-Sprecher Nils Droste im Gespräch mit mobilbranche.de.

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