Umfrage: Die wichtigsten Mobile-Trends 2017, Teil 2.

Chatbots, Sprachsteuerungen und künstliche Intelligenz: Diese Begriffe tauchen auch im zweiten Teil unserer Experten-Umfrage zu den wichtigsten Mobile-Trends 2017 (Teil 1 siehe hier) besonders oft auf. So sagt barcoo-Gründer und Offerista-CEO Benjamin Thym: „Wer die aktuelle Entwicklung bei Chatbots verschläft, hat in einigen Jahren womöglich das Nachsehen, weil der Vorsprung anderer Dienste dann kaum noch aufzuholen ist.“ Dirk Heider von intive Kupferwerk geht ebenfalls in diese Richtung und sagt: „Kontext-sensitive, multi-modale User Interfaces werden die klassischen Nutzungsparadigmen durch Conversational Interfaces (Alexa, Google Assistent & Co.), Micro Interactions und Gesten erweitern.“ Diese und neun weitere Statements u.a. von Frank Vogel (Chef des Werbevermarkters G+J e|MS) und Kai-Uwe Laag (CEO der Telefónica Germany Retail GmbH) lesen Sie hier im Überblick:

Benjamin Thym
Benjamin Thym

Benjamin Thym, Geschäftsführer Offerista Group:

Man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen, dass die Themen Relevanz und Personalisierung einen noch größeren Impact haben werden als bisher ohnehin schon. User erwarten an ihre persönlichen Bedürfnisse und ihren Nutzungskontext angepasste Inhalte – und das völlig zurecht. Erfolg hat der, der ihre Interessen und Wünsche kennt und ihnen komfortabel entsprechenden Content zur Verfügung stellt. Das Targeting wird daher immer feingranularer werden. Ein weiterer Trend ist auf jeden Fall die immer stärkere Verknüpfung von Apps mit dem bisherigen, nicht-digitalen Alltag – zum Beispiel über die Ausweitung von Mobile Payment-Optionen oder Virtual Reality-Angeboten. Und nicht zuletzt werden wir auch in Sachen Chatbots 2017 sicher Neues hören. Bots sind kein Nischenthema für Geeks mehr, sondern werden schon bald für breite Konsumentenschichten interessant sein. Wenn immer mehr Services in die Messenger-Apps integriert werden, können diese auf mittlere Sicht zum neuen Homescreen werden. Wer die aktuelle Entwicklung bei Chatbots verschläft, hat in einigen Jahren womöglich das Nachsehen, weil der Vorsprung anderer Dienste dann kaum noch aufzuholen ist.

Dirk Heider
Dirk Heider

Dirk Heider, VP Delivery Germany bei intive Kupferwerk:

2017 werden erfolgreiche mobile Produkte die konsequente Individualisierung des Nutzerversprechens vorantreiben – dies geschieht immer im Rahmen eines plattform-übergreifenden Service Designs. Dabei steht die effektive Entwicklung von lösungsorientierte Ansätzen für die relevanten Nutzerbedürfnisse im Fokus. Kontext-sensitive, multi-modale User Interfaces werden die klassischen Nutzungsparadigmen durch Conversational Interfaces (Alexa, Google Assistent & Co.), Micro Interactions und Gesten erweitern.

Die Individualisierung macht dabei immer intensiver Gebrauch von den rasant fortschreitenden Möglichkeiten des Machine Learning – die schlichte Personalisierung mittels Profildaten reicht längst nicht mehr aus, um Services und Informationen personalisiert und kontextbezogen anzubieten. Uber und AirBnB sind hier klare Vorreiter. Im späteren Jahresverlauf wird erwartet, dass Apple zum Kreis der Anbieter von Virtual/Merged-Reality-Plattformen stößt – für 2018 ist zu erwarten, dass VR/AR endgültig im Massenmarkt ankommt.

Frank Vogel, G+J e|MS. (Fotograf: Klaus Knuffmann).
Frank Vogel (Fotograf: Klaus Knuffmann)

Frank Vogel, Sprecher der Geschäftsleitung G+J e|MS:

Es gibt nicht mehr DEN einen Mobile-Trend, vielmehr ist die Vielfalt der mobilen Kommunikationsformate zum Markenzeichen von Mobile Advertising geworden. 2017 werden wir auf jeden Fall noch mehr Experimentierfreude und Vielfalt beim Mobile Advertising sehen – ganz einfach, weil die Werbetreibenden begriffen haben, dass ihre Kampagnenmechanik sich an der tatsächlichen mobilen Nutzungssituation und -verfassung der Verbraucher orientieren muss, damit sie die volle Power von Mobile als Push-to-Commerce-Kanal nutzen können! Wichtige Wachstumstreiber sind dabei Native Advertising, Influencer Marketing und Programmatic, deren starker Einsatz uns schon letztes Jahr eine großartige Performance in Mobile gesichert hat und die in 2017 dem Mobile-Kanal endlich die Größe und Kraft geben werden, die er schon lange verdient!

Ingo Bertram
Ingo Bertram

Ingo Bertram, Pressesprecher Hermes Europe GmbH:

„Customized Delivery“ ist und bleibt der Megatrend in der deutschen Paketlogistik. Mobile Devices spielen dabei eine zentrale Rolle: Immer mehr Kunden wollen ihre Sendungen per App oder mobiler Website umleiten, den Zustelltag ändern oder bestimmte Lieferpräferenzen hinterlegen. 2017 wird sich dieser Trend weiter verstärken. Gleiches gilt für digitale Paketlabels: Allein bei Hermes hat sich die Anzahl der mobil erstellen Paketscheine im letzten Jahr mehr als verdoppelt. Für das neue Jahr rechnen wir mit weiterem Wachstum.

Auch beim Versand von Retouren wächst die Nachfrage nach mobilen Lösungen. Erste Auftraggeber von uns nutzen bereits so genannte „Mobile Retourenscheine“. Dabei bekommt der Endkunde für seine Rücksendung einen individuellen QR-Code aufs Telefon geschickt, etwa per E-Mail oder App-Push. Der Code wird im PaketShop vom Handydisplay abgescannt, das Retourlabel druckt der Shopbetreiber dann direkt vor Ort aus. Den Rücksendeprozess vereinfacht das deutlich.

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mobile-trends-2017Fünf Mobile-Trends 2017 von bam! interactive: Lesen Sie in unserem Blog, wieso Apps noch lange nicht tot sind, warum Retention zur wichtigsten Disziplin im App Marketing wird und wie Chatbots und Sprachassistenten unser Leben durchdringen werden. Lassen Sie uns gemeinsam Ihre KPIs festlegen, den Traffic analysieren und Ihre mobile Strategie 2017 festlegen – kontaktieren Sie uns. Das perfekte Zusammenspiel aller Komponenten ist unsere Leidenschaft!

Benjamin Günther
Benjamin Günther

Benjamin Günther, Managing Director bei Growfirst:

Vom per App gesteuerten Kühlschrank oder Thermostat, bis zum mobilen Abruf detaillierter Informationen über Temperatur und perfekten Nutzung des eigenen Föns – die IoT Industrie erlebt gerade einen riesigen Boom, wovon nicht zuletzt die Mobile Branche profitiert. Es tut sich unglaublich viel im Bereich der drahtlosen M2M-Verbindungstechnologien und dies eröffnet ein ganz neues Spektrum an Potentialen für den gesamten Markt. Mobile wird noch mehr die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen mit Gegenständen und Werkzeugen des alltäglichen Lebens interagieren. Dies macht die Kombination aus Internet und mobiler Konnektivität für mich zu einem der größten Trends für 2017.

Kai-Uwe Laag
Kai-Uwe Laag

Kai-Uwe Laag, CEO der Telefónica Germany Retail GmbH und Director Online von Telefónica Deutschland:

Auch 2017 bleibt die zunehmende digitale Vernetzung des Alltags das spannendste Thema für die ITK-Branche: „Smart Drive“ wird den Bereich der (Auto-)Mobilität weiter revolutionieren, zuhause werden intelligent vernetzte Lösungen wie Smart Metering, Smart Home und Smart TV das alltägliche Leben der Nutzer weiter vereinfachen. Dabei bleibt das Smartphone die wichtigste Schaltzentrale des mobilen Lebens – die Vielfalt an Apps, digitalen Services und perfekt darauf zugeschnittener Hardware lässt keine Wünsche offen. Unsere Aufgabe als Telko-Unternehmen sehen wir v.a. darin, unseren Kunden mit unseren Produkten und unserer Infrastruktur die Möglichkeit zu bieten, die Services der digitalen Welt jederzeit bestmöglich für sich zu nutzen.

Taner Kizilok
Taner Kizilok

Taner Kizilok, Mobile Expert. Product Manager. Lean Startup Coach. Dozent unseres Seminars Lean Product Management am 29. März in Berlin:

Smartphones: So wie beim Xi Mix Smartphone von Xiaomi werden wir auch bei anderen Herstellern immer größere Screens bei gleich groß bleibenden Smartphones sehen. Das wird Herstellern von Android Smartphones wie Samsung leichter fallen als Apple, weil bei vielen Android Geräten der Fingerabdruck-Sensor bereits auf die Rückseite des Smartphones gewandert ist und dies von deren Nutzern ohne größere Beschwerden akzeptiert wurde. Allerdings gibt es erste Gerüchte, dass auch Apple zum zehn jährigen Jubiläum des iPhones auch auf den typischen runden Home-Button mit Fingerabdruck-Sensor verzichten wird um diese Fläche für einen größeren Screen zu nutzen. Ob die Alternative zum iPhone Home-Button, wie auch immer diese funktionieren wird, dann eine wirkliche Innovation ist oder ein eher nicht ganz durchdachtes Marketing-Gimmick, wie die kürzlich eingeführte Mac Touch Bar, wird ein entscheidendes Verkaufsargument sein.

Messaging: Die (Social Media) Nutzung auf mobilen Endgeräten verlagert sich weiterhin in die Messaging Apps wie Facebook Messenger, WhatsApp, Telegramm etc. Auch im beruflichen Kontext gewinnt Slack als Platform immer mehr an Popularität. Daher werden wir auch in diesem Jahr noch viele Experimente mit ChatBots und ähnlichen Services in den Messaging Apps sehen. Dieses Thema ist zwar noch nicht im Massenmarkt angekommen und es ist auch noch lange nicht vergleichbar mit den Anfängen der App Stores. Trotzdem zeigen ChatBots wie Swelly, dass man durchaus in kürzester Zeit 1,5 Million Nutzer gewinnen kann, wenn man die Messaging Technologien und das Nutzerverhalten versteht.

Marketing: Neben ChatBots von Brands wie beispielsweise der „Jäm Bot“ von Jägermeister werden wir auch andere Werbe-Formate und Growth-Kampagnen dieses Jahr in unseren Messaging Apps sehen. Dabei bleibt nur zu hoffen, dass die Platform Betreiber nur langsam das Tor für neue Partner und Konzepte öffnen, denn es ist schon ein großer Verdienst, dass wir kein SPAM in unseren Messaging Apps haben.

Laurent Burdin
Laurent Burdin

Laurent Burdin, Gründer Space and Lemon und Dozent unseres Chatbot-Seminars am 8. Februar in Berlin:

Brand Safety wird die Mobile Advertising Szene beschäftigen und hoffentlich bereinigen – endlich! Durch die Automatisierung und Komplexität der Media Buchungen im Mobile kamen unerwünschte Konsequenzen: 20% der deutschen Nutzer haben Adblocker installiert, Markenwerbung landet in un-adäquaten Umfeldern und der Betrug über echte „Clicks“ und „Views“ steigt. Die größten Werbetreibende im Mobile wie Gaming akzeptieren dies und Mediaagenturen schweigen. Werbetreibende (außer Gaming und Porn) wachen jedoch gerade auf: sie werden die Mobile Advertising Branche dazu zwingen, sich auf „Brand Safety“ in 2017 zu fokussieren.

Stefan Bielau
Stefan Bielau

Stefan Bielau, Managing Partner bei Dynamo Partners:

Die Entwicklung von Abo-Modellen innerhalb von Apps ist für mich einer der wichtigsten Trends in diesem Jahr. War es bislang nur den Anbietern von Streaming-, News- oder Service-Apps alá Dropbox möglich, Content über Abonnements zu verkaufen, haben seit Herbst letzten Jahres nunmehr alle Entwickler diese Option. Spannend dabei ist die Adaption von Abos im Bereich Gaming, Fitness & Health, Bildung oder auch Shopping. Ein Standardpaket an Lebensmitteln oder Bürobedarf sehr schnell und einfach via App-Abo geliefert zu bekommen, ist sicherlich ein sehr einfaches Anwendungsbeispiel. Komplexere Umsetzungen aus den Kategorien Gesundheit (Headspace.com sei hier als Beispiel genannt) oder Produktivität (Readdle ist hier erwähnenswert) dagegen, können gut als Benchmark für andere Geschäftsmodelle herangezogen werden.

Roland Guelle
Roland Guelle

Roland Guelle, CTO Sevenval GmbH:

Im letzten Jahr überholte die weltweite mobile Nutzung des Webs die des PCs. Mit dem Konzept „Progressive Web App“ und „The Physical Web“ erreicht die Mobil Welle die zweite Stufe der digitalen Revolution. Technische Barrieren zwischen Web und App verschmelzen und entwickeln das Web zur allgegenwärtigen und interaktiven Schnittstelle zum Kunden. Als weiteren Trend sehen wie die Analyse und datengetriebene Optimierung der existierenden (Web) Anwendung. Client Applikationen werden über Single Page Applications (SPA) wie React.js oder Angular.js immer komplexer, über Service Worker wird der Client noch mächtiger. Unser Fokus ist deshalb, das dafür nötige Monitoring von Client und Server Application sowie die Optimierung von Performance und Qualität.

Jörn Hartig
Jörn Hartig

Jörn Hartig, Chief Digital Officer baumarkt direkt:

Mobile Commerce wird auch 2017 kontinuierlich wachsen. Die Entwicklung bekommt durch Mobile Payment noch einmal ganz neuen Drive. Wenn ein starker Lösungsanbieter und ein Handelspartner mit entsprechendem Durchsatz gemeinsam ein Produkt etablieren, wird sich das Nutzungsverhalten noch einmal grundsätzlich verändern.

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2 Antworten zu “Umfrage: Die wichtigsten Mobile-Trends 2017, Teil 2.”

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