„WeChat ist als Absatzkanal in China nicht mehr wegzudenken“ – Interview mit China-Experte Sven Spöde.

Sven Spöde
Sven Spöde

WeChat – die App, die nahezu jeder Chinese mit Smartphone installiert hat, hat es „durch schlaue Funktionen geschafft, von Marketing über Vertrieb hin zum Kundenservice alle Kontaktpunkte zwischen Firmen und Kunden abzudecken“ und ist so zum führenden mobilen Ökosystem Chinas geworden, sagt Sven Spöde. Er berät bei der Agentur Storymaker seit Jahren deutsche Firmen bei ihrer Kommunikation- und Marketingstrategie in China und leitet auch unser Seminar „WeChat – ein Muss für jede Firmenpräsenz in China“. In unserem Interview verrät Spöde, wie sehr die App das chinesische Leben steuert und wo die Chancen für Unternehmen liegen.

mobibranche.de: Du kommst gerade von einer China-Reise zurück. Wie präsent ist das Phänomen WeChat dort im Alltag?

Sven Spöde: Es ist wirklich spannend, wie rasant die Entwicklung voranschreitet. Bei jeder China-Reise denke ich: Wow, mehr geht nicht. Und dann bei der nächsten Reise ein paar Monate später ist WeChat noch mal präsenter. Dieses Mal war ich privat unterwegs und weit ab der Metropolen im Südwesten in den Bergen wandern. Selbst dort konnte man in vielen Läden per WeChat Pay bezahlen und unsere Wandertour mit lokalen Führern wurde natürlich auch komplett per WeChat organisiert, bezahlt und nachbereitet. Der Griff ans Handy und das Lesen von WeChat Nachrichten ist mittlerweile so allgegenwärtig wie früher der Blick auf die Uhr, ob bei Angestellten in Läden, dem Busfahrer am Flughafen oder Personen, mit denen man sich gerade unterhält, jeder hat sein Smartphone in der Hand und meistens sieht man dort ein offenes WeChat.

mobibranche.de: Was war Dein persönliches WeChat-Highlight bei Deiner aktuellen China-Reise?

Sven Spöde: Besonders spannend fand ich in Shanghai am Flughafen die Karaoke-Kabinen: Ähnlich wie Telefonzellen auf kleinsten Raum direkt am Gate untergebracht. Man kann die Kabinen per WeChat vorbuchen, dann dort per WeChat Pay bezahlen und natürlich anschließend die aufgenommen Lieder gleich in WeChat mit den eigenen Kontakten, Chatgruppen oder auf WeChat Momente (ähnlich der Facebook Timeline) teilen.

Karaoke-Kabine am Flughafen Shanghai
Karaoke-Kabine am Flughafen Shanghai

mobibranche.de: Können Firmen mit einer WeChat-Präsenz denn – jenseits von Karaoke – auch schon echtes Geld verdienen?

Sven Spöde: Definitiv, das Besondere an WeChat sind die vielfältigen Möglichkeiten für Firmen sich und ihre Produkte zu präsentieren. Ob reines Content Marketing im B2B-Bereich oder der Direktverkauf per WeChat Shop, WeChat ist mittlerweile als Absatzkanal für die meisten in China aktiven Firmen nicht mehr wegzudenken. Während bei uns Social Media und Messenger oft nur für das Marketing benutzt werden, hat WeChat es durch schlaue Funktionen geschafft, von Marketing über Vertrieb hin zum Kundenservice alle Kontaktpunkte zwischen Firmen und Kunden abzudecken.

mobibranche.de: Deutsche Startups sind in der Regel sehr fokussiert auf Android- und iOS-Apps. Kämen sie damit in China weit?

WeChat-Nutzer in der U-Bahn
WeChat-Nutzer in der U-Bahn

Sven Spöde: WeChat wird häufiger benutzt als jede andere Smartphone-App in China, inklusive dem Browser. Daher gilt bei einer China-Strategie immer zu überlegen, ob sich die Funktionen der eigenen App nicht besser direkt in WeChat integrieren lassen, denn WeChat ist über eine Programmierschnittstelle stark erweiterbar, so dass viele Apps sinnvoller als WebApp oder als 3rd-Party-Funktion innerhalb von WeChat Sinn machen. Zudem kommt bald noch die neue „Mini-App“ Funktion, bei der es noch mehr Möglichkeiten geben wird, eigene Angebote direkt in WeChat anzubieten. Ein weiteres Hindernis für native Android-Apps ist natürlich auch, dass der Google Play Store in China nicht verfügbar ist, und dass deshalb eh über alternative Verbreitungsmöglichkeiten nachgedacht werden muss. Hier kann WeChat auch als Marketingtool herhalten. um die Installationsdatei der App über eine integrierte Webseite zu verbreiten.

mobibranche.de: Am 8. Februar 2017 leitest Du das erste mobilbranche.de-Seminar zu WeChat. Welche Highlights erwarten die Teilnehmer des Seminars?

Sven Spöde: Die großartigen Möglichkeiten für Firmen bei WeChat sind ja schon angeklungen. Diese Vielfalt bedeutet aber auch, dass Firmen sich gut überlegen müssen, was für sie in welcher Phase der Aktivitäten in China sinnvoll ist. Eine WeChat-Strategie zu entwickeln kombiniert Herausforderungen aus App- und Webseitenentwicklung mit Social-Media-Strategie, Vertrieb, Produktentwicklung und Kundenservice. Daher werde ich mich bemühen vor allem eine gute Übersicht zu geben und dann in Praxis-Aufgaben sinnvolle Ansätze für verschiedene Use-Cases mit den Teilnehmern zu erarbeiten.

mobibranche.de: Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Infos zum mobilbranche.de-Seminar „WeChat – ein Muss für jede Firmenpräsenz in China“ am 8.2.2017 in Berlin finden Sie hier.

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2 Antworten zu “„WeChat ist als Absatzkanal in China nicht mehr wegzudenken“ – Interview mit China-Experte Sven Spöde.”

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