Mit Heimatgefühl gegen das Schreckgespenst – 19. Mobilisten-Talk zu „Mobile im Handel“.

Henrik Helmer, Marc Biadacz, Stefan Schneider, Florian Treiß, Jan Sperlich, John-Paul Herrmann und Alexander Lange
Henrik Helmer, Marc Biadacz, Stefan Schneider, Florian Treiß, Jan Sperlich, John-Paul Herrmann und Alexander Lange

Das große Schreckgespenst taucht erwartungsgemäß schon früh am Abend auf – in der Präsentation von John-Paul Herrmann, Product Manager Mobile bei Payback. Eine Kaufhausruine als Folge des steigenden Online-Handels, flankiert von den vermeintlich digital-apokalyptischen Reitern Google, Amazon, Facebook und Apple, im Branchensprech „GAFA“. Doch wie sich beim 19. Mobilisten-Talk der Fachdienste Location Insider und mobilbranche.de zum Thema „Mobile im Handel“ am Donnerstagabend im Telefónica BASECAMP in Berlin bald rausstellen sollte, sieht die Zukunft für den stationären Handel gar nicht so schwarz aus.

John-Paul Herrmann (Payback) bei seiner Keynote
John-Paul Herrmann (Payback) blickt bei seiner Keynote auf das GAFA-Schreckgespenst

„Der Handel ist nicht tot, war nie tot und stirbt auch heute und morgen nicht“, stellt Herrmann klar und verweist auf die aktuellen Umsätze – da fährt der stationäre Handel mit 431 Mrd Euro noch locker das Zehnfache des E-Commerce ein. Die im Juni eingeführte Payback-App unterstützt die Händler dabei, indem sie für die teilnehmenden Partner Services anbietet, deren Aufbau für einen einzelnen Händler wohl zu aufwändig wäre. Für genaue Erkenntnisse zum Abschneiden der App sei es aber noch zu früh, meint Herrmann.

Erkenntnis sucht auch Telefónica-Mann Alexander Lange, der den Vertrieb von Mobility Insights verantwortet. Seine Analyse-Abteilung versucht aus der Kombination von anonymisierten Bewegungsdaten der Kunden und eingekauften Datensätzen Muster zu erkennen und so den Händlern bei Entscheidungen zu helfen – etwa an welchem Standort eine neue Filiale öffnen sollte, weil eben genau dort die richtige Zielgruppe verkehrt. Sein Hamburger Beispiel ist dann auch allzu leicht nachvollziehbar: Auf der Reeperbahn sind mehr Männer unterwegs und die Smartphones noch bis in den frühen Morgen aktiv.

Digitalisierung und Punkte sammeln bringen nichts, wenn der Kunde sich nicht wohl fühlt im Laden

Gravis-Geschäftsführer Jan Sperlich
Jan Sperlich (GRAVIS)

Im Anschluss diskutieren die Teilnehmer über digitale Trends und Lösungen für den Handel. Der Apple-Händler Gravis setzt derzeit vor allem auf Click & Collect, verrät Geschäftsführer Jan Sperlich. Dabei mache der Mitarbeiter im Laden oft den Unterschied – etwa wenn er es schaffe, dem Kunden zu seiner Online-Bestellung noch passendes Zubehör zu verkaufen. Auch die Stimmung und Freundlichkeit seien wichtige Faktoren: „Digitalisierung und Punkte sammeln bringen nichts, wenn der Kunde sich nicht wohl fühlt im Laden“, so Sperlich. Punkte sammeln – das ist Paybacks Idee, um Kunden in die Filialen zu locken. Wenngleich auch Herrmann zugeben muss, dass die 35 Payback-Partner unterschiedlich performen und nicht jeder gleich mit einem Kundenansturm rechnen kann. „Für manche Branchen ist Punktesammeln auch kein Fundament.“ Die teilnehmenden Händler würden aufgrund der teils geringen Gewinnmargen genau überlegen, wie viele Punkte sie an ihre Käufer vergeben.

Viele große Player verkünden großspurig eine App, die Zahlen sehen dann aber später eher schlecht aus

Die Verschiedenheit der Branchen im Handel ist auch an anderer Stelle wichtig – etwa bei der Erstellung einer eigenen App, die für viele keinen Sinn mache. „Viele große Player verkünden großspurig eine App, die Zahlen sehen dann aber später eher schlecht aus“, meint Marc Biadacz von Bonial Deutschland. Volle Zustimmung von Henrik Helmer, mit dessen CineApp Kinofans ihre Tickets via Smartphone kaufen können. „Wenn jeder seine kleine Lösung bastelt, hat er keine Chance – eine Marktplatzlösung ist der richtige Ansatz.“

Stefan Schneider (CardsConsult)
Stefan Schneider (CardsConsult)

Ob die laut Biadacz „mit großer Trommelwirbel-PR“ angekündigten Beacons hingegen den Handel voranbringen, verneint er klar. „Nicht jeder Handybesitzer macht im Laden sein Bluetooth an, ich denke Beacons werden sich beim Einkauf nicht durchsetzen, in anderen Bereichen vielleicht schon.“

Als zum Ende der Diskussion alle Teilnehmer eine Prognose zur Lage des stationären Handels in fünf Jahren abgeben, fällt das Fazit insgesamt recht optimistisch aus. Jan Sperlich etwa glaubt weiterhin an die soziale Anziehungskraft des Shoppings in der Innenstadt, bei dem man u.a. eben auch Freunde trifft. Wichtig für die Händler sei, stationär und online mit „einem Gesicht“ aufzutreten, rät Stefan Schneider von CardsConsult und meint damit Authentizität und Wiedererkennung auf allen Kanälen. „Der Kunde muss ein Heimatgefühl in beiden Welten haben.“

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3 Antworten zu “Mit Heimatgefühl gegen das Schreckgespenst – 19. Mobilisten-Talk zu „Mobile im Handel“.”

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