Wie das Online-Banking der Zukunft aussehen könnte…

shutterstock_177915284Banken gibt es seit dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Schon damals kannte man die buchmäßige Verrechnung von Forderungen und die Kontenführung. Online-Banking wurde knapp 2.000 Jahre später eingeführt. Seit Anfang der 1980er Jahre können wir online unsere Kontoauszüge einsehen oder Bankgeschäfte tätigen. Seit über 30 Jahren hat sich im Online-Banking nur wenig geändert. Die Webseiten der Banken lassen sich heute noch genau so bedienen wie zu den Anfängen im BTX, dem Vorläufer des Internets. Wie sieht aber die Zukunft beim Online-Banking aus? Mobile Webseite, Apps, Wearables oder integriert in anderen Diensten: André M. Bajorat, Maik Klotz, Rafael Otero, Jochen Siegert und Kilian Thalhammer – bei mobilbranche.de als das Rat Pack der FinTech-Branche bekannt – haben für uns in die Glaskugel geschaut und sich Gedanken gemacht, wohin die Reise beim Online-Banking gehen könnte.

Andre Bajorat

André M. Bajorat

Ich bezeichne die Zukunft des Online-Banking immer als “Banking im richtigen Kontext”. Was ich damit meine ist, dass Banking, ähnlich wie wir es im Payment bereits erleben, mehr und mehr Bestandteil eines Use-Cases / eines Prozesses wird und den Charakter als eigenständiges “Produkt” verliert. Den Glauben an Banking, als einen einzigen zentralen Ort bei der Bank oder in einer App, teile ich nicht. Hier werden die heutigen Daten-Silos verschwinden und der mündige Nutzer wird selber entscheiden wo er seine Daten verwalten will. Zudem wird und muss Banking smarter werden. Dies erfolgt zum einen über den richtigen Kontext, aber vor allem durch die Vernetzung verschiedener Dienste wie Banking, Rechnungen, Abos und vielem mehr. Gefördert wird dieser Schritt durch die weiter zunehmende mobile Nutzung und vor allem durch die regulatorisch getriebene Öffnung der Banken-Interfaces im Rahmen der Payment Service Direktive 2 (PSD2).

André M. Bajorat ist Unternehmer, Berater, Speaker, Business-Angel und Mentor im deutschen Startup- und FinTech-Umfeld aktiv. Aktuell ist er als CEO bei figo.io, Partner bei KI-Finance sowie im Advisoryboard von FinLeap und Cringle aktiv. Twitter: @ambajorat

Maik Klotz
Maik Klotz

Maik Klotz

Online-Banking wie wir es heute kennen, hat sich seit den Anfängen im BTX nur unwesentlich verändert. Mehr oder weniger gut verständliche Umsatzlisten ohne Kontext und ohne Intelligenz. Das wird sich in Zukunft ändern. Unabhängig davon, ob diese Veränderung von den Banken selbst oder von Drittanbietern kommt: Banking wird kontextsensitiv und situativ. Natürlich werden wir auch in Zukunft eine Übersicht über unsere finanzielle Situation brauchen, diese wird aber im Kontext dazu stehen, was der Kunde gerade macht, wo er sich befindet und in welcher Lebenssituation er gerade ist. Darüber hinaus wird Banking in Zukunft über APIs mit völlig neuen Services verknüpft. Beim Onlineshopping wird man dann schon während der Bestellung den Kontostand sehen, nach Buchung einer Reise kann automatisch Urlaubsgeld zur Seite gelegt werden oder Buchungen werden automatisch für die Steuererklärung aufbereitet. Online-Banking wird in Zukunft nicht mehr nur Vergangenheitsbewältigung, also die Sicht auf vergangene Transaktionen, sondern auch dabei helfen Ausgaben zu optimieren. So wie Bargeld heute geräteunabhängig ist, wird Banking auch nicht mehr begrenzt auf Webseite oder App sein. Dank APIs werden wir Bankinformationen überall sehen können, auf der Smartwatch, dem Smartphone oder auf dem Radio oder in Connected Cars.

Maik Klotz ist Autor und Speaker zu den Themen Mobile, Banking und Payment. Aktuell arbeitet Maik als Head of Business Development im Bereich Mobile Loyalty bei der valuephone GmbH. Sein Fokus liegt auf dem Anwender. Twitter: @klotzbrocken

Rafael Otero
Rafael Otero

Rafael Otero

Online-Banking als Standalone-App macht “fast” keinen Sinn mehr (mit Ausnahme der Kontrolle und Ansicht des Kontoauszuges). Sparen, Investment, Zahlungen und Überweisungen werden über Zeit in unterschiedliche spezialisierte Apps wandern oder kontext-sensitiv erledigt werden. Die große Chance von Online-Banking 2.0 ist das “Finanz-Portal” , also die Übersicht über alle bestehenden Geldanlagen und Geldbewegungen zu sein (mint.com hat bereits vor Jahren gezeigt, wie so etwas aussehen könnte). Damit das funktioniert, müssen sich die Banken wandeln zu Identity Providern und à la Facebook Connect oder Google Login die Authentifizierung und Autorisierung für andere Provider übernehmen und zusätzlich den Zugang zu den Finanzdaten per API zulassen und verwalten.

Rafael Otero ist Unternehmer, Business-Angel und Mentor im Startup- und FinTech-Umfeld. Rafael schaut zurück auf über 10 Jahre Erfahrung im Payment Bereich in denen er in Führungspositionen oder als Co-Founder aktiv war. Aktuell ist er Co-Founder bei payleven der globalen Kartenakzeptanz-Lösung für KMUs. Twitter: @rotero 

Jochen Siegert
Jochen Siegert

Jochen Siegert

Ich erwarte gravierende externe und interne Veränderungen des Online-Banking.
1) Extern: Getrieben durch den Markt und die Regulierung rund um PSD2 wird sich das Online-Banking bzw. dessen Daten öffnen und komplett neue Geschäftsprozesse ermöglichen. Im “kleinen” sieht man das bereits heute wenn FinTech-StartUps über die HBCI Schnittstelle Daten lesen und verarbeiten – z.B. für einen bequemeren Kontowechselservice, für Scoring für die Initiierung von Zahlungstransaktionen etc. Ggfs wird es sogar einen eigenen Banken-App-Store rund um das Konto/Online-Banking geben.
2) Intern: Ich erwarte deutlich benutzerfreundlichere Frontends mit Zusatzservices statt der klassischen Listenansicht mit “dummen” Buchungen pro Monat. Denkbar ist ein intelligentes Clustering von Buchungen – z.B.alle monatlichen Versicherungszahlungen in einem Cluster/Betrag, alle wohnungsrelevanten-Zahlungen (Miete/Hypothek/Strom/Wasser etc.) in einem anderen. Dies hilft den Fokus des Kunden weg von den monatlich immer wiederkehrenden Buchungen zu verändern hin auf “beachtenswerte” Transaktionen. Auch erwarte ich intelligentere Datenanalyse für eine besser Cash-Planung/Prognosen. Beispiel wäre Alerts für anstehende Buchungen: ”In 2 Wochen sollte die Jahresbuchung der KFZ-Versicherung belastet werden und Du solltest einen Übertrag vom Tagesgeldkonto tätigen um nicht in den Dispo zu rutschen”.

Jochen Siegert ist Unternehmer, Speaker, Podcaster und Mentor im FinTech- und Payment-Umfeld. Er schaut zurück auf 15 Jahre Erfahrung und Führungspositionen im Zahlungsverkehr (MasterCard, PayPal, Bigpoint und KarstadtQuelleBank). Aktuell ist der Vorstand/COO der Traxpay AG sowie im Advisoryboard bei Figo, FinLeap und Savedroid aktiv Twitter: @jochensiegert

kilian thalhammer
Kilian Thalhammer

Kilian Thalhammer

Nicht im Banking :-), die traditionellen Banking-Vorgänge werden mehr und mehr in bestehende Anwendungsfälle integriert. D.h. man wird nicht mehr “per Default” zu seiner Bank (=ob Online oder App) rennen, sondern lieber die entsprechenden Vorgänge (wie Bezahlen, Kredit, Überweisen etc.) dort ausführen, wo es akut gebraucht wird. Kein “Prozessbruch” mehr. Wenn du z.B. deinen Kumpels Geld schicken willst, willst du dass dort machen, wo du mit Ihnen kommunzierst (z.B. im Messenger) und nicht umständlich über eine Drittanwendung.
Die Bedeutung des reinen “Online-Banking” wird verschwinden. Ganz im Gegenteil zu generellen PFM/Wealthlösungen, da glaub ich dran – auch wenn dass noch 2-3 Schleifen drehen wird und da die Banken sicher eine Rolle spielen werden.
Wo liegt die Zukunft: Die Identität des Kunden ist ein wichtiges Asset, dass die Banken haben. Wenn Ihnen es gelingt, um die Kundenidentität eine Welt von Use Cases zu bauen, hat auch das online Banking an sich (also das Portal/Frontend) wieder Bedeutung und gleicht damit den drohenden Bedeutungsverlust aus.

Kilian Thalhammer ist seit mehr als 10 Jahren im Bereich Payment/ FinTech/ eCommerce & Loyalty unterwegs. Nach seiner Rolle als Director Solutions für die Schweizerische Post, war CPO bei RatePay (Otto Gruppe) und Geschäftsführer bei PAYMILL (Rocket Internet). Im Moment ist er im FinTech Umfeld als Berater und Business Angel aktiv. Twitter: @kilian2002 (Beitragsbild: shutterstock.com

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