Mobile AdBlocker sind da – So, jetzt beruhigen wir uns alle mal wieder.

Adblock-Plus

von Patrick Kollmann, CEO und Co-Founder bei AddApptr GmbH

Das neue iOS 9 hat in der Medien- und Werbebranche im Vorfeld bereits für so viel Furore gesorgt wie noch kein anderes Betriebssystem zuvor. Das im September veröffentlichte Update für iPhones und iPads ermöglicht die Benutzung von AdBlockern im mobilen Safari Browser. Die User müssen sich dazu eine AdBlocker-App auf ihr Device laden. Einigen Kritikern ist zu entnehmen, das Ende von Mobile-First sei nun besiegelt. Andere messianische Stimmen wiederum, erwarten hohe wirtschaftliche Einbußen und beschwören das oft verwendete, aber selten richtig umgesetzte Wort „Native-Advertising“. Sieht es wirklich so düster aus?

Aus meiner Sicht wird hier viel Panikmache betrieben und wichtige Fakten außer Acht gelassen. Mobile AdBlocker funktionieren nur im mobilen Web und auch dann nur über Apples Safari Browser. Der größte Teil des mobilen Internet-Traffics wird allerdings über Apps verursacht. Dabei handelt es sich meist um Spiele oder auch News- und Sportplattformen. Dafür gibt es sie schließlich auch und die Vorteile liegen auf der Hand. AdBlocker haben nicht die Möglichkeit In-App-Traffic zu beschneiden. Viele Medienhäuser haben mir zudem bestätigt, dass die Klickraten ihres App-Portfolios, die der Desktop- oder Mobile-Browser seit Jahren bei Weitem übertreffen. Generell setze man auf In-App-Werbung, die vom Leser, Gamer oder Sportsfreund so angenehm und unaufdringlich wie möglich wahrgenommen werde. Ähnlich wie im Native-Advertising wird in-App-Werbung in das Look & Feel des Designs angepasst. Und das funktioniert schon seit langem. Der Mensch folgt der Ästhetik, der Lehre vom Schönen. Da hat sich im Lauf der Geschichte nicht viel verändert. Für mich ist Mobile-Development Kunst für die Hosentasche.

Eine fragwürdige Maxime

Ein weiterer Fakt gegen den Unmut und ich nenne sie mal Nutzungsbarriere; AdBlocking funktioniert nur mit der entsprechenden AdBlocker-App, die meist kostenpflichtig ist. Richtig: Wer werbefrei surfen möchte, wird oftmals zur Kasse gebeten. Kostenlose Apps funktionieren zwar ähnlich wie auf dem guten alten Desktop-Browser, müssen allerdings separat heruntergeladen werden und zwingen Unternehmen sich in sogenannte „Whitelists“ einzukaufen. Anschließend werden Banner der jeweiligen Werber durchgelassen. So ein bisschen wie mit dem Handel mit Emissionsrechten – nur noch etwas dreister. Wenige User und Unternehmen werden diese Hürde nehmen. Warum auch? Es ergibt sich ein sehr geringer Teil von Nutzern, die in die Reichweite eines AdBlocker geraten werden. Hinzu kommt auch, dass wie in allen Lebenslagen immer ein Mittel und ein Gegenmittel angeboten wird. Die ersten Anti-AdBlocking-Funktionen befinden sich bereits in Entwicklung und Premium-Publisher werden ihre entsprechenden Inhalte ausschließlich in Apps abrufbar machen. Mit steigender Nachfrage wird auch das Angebot an Anti-AdBlockern wachsen

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Vom Existenzrecht zu Allmachtsfantasien

Anti-AdBlocking sollte nicht mit den Whitelists verwechselt werden, in die sich Verlage und Redaktionen einkaufen sollen. Es gibt durchaus einen kleinen Teil von Usern, die konventionelle Browser bevorzugen. Für Medienhäuser könnten AdBlocker damit durchaus für Umsatzeinbußen sorgen – zumindest auf dem Desktop. Erst vor wenigen Tagen hat Springer im Kölner Landesgericht, nach vorangegangener Verfahren in München und Hamburg, gegen den Entwickler von AdBlock-Plus verloren. Damit wurde dieser Technologie ein erneutes Existenzrecht zugesprochen. Springer geht in Berufung.

Ein anderes Extrem kursiert ebenfalls durch die Medien und beruht auf einem Artikel des Wall Street Journal. „Aus eingeweihten Kreisen“ hätten die Redakteure erfahren, dass die Deutsche Telekom plane, Werbung aus dem mobilen Datenverkehr herauszufiltern. Als Beispiel nehme man den jamaikanischen Mobilfunkanbieter Digicel, der mit Hilfe eines Mobile-AdBlocker Startups, an den Werbeerlösen von Drittunternehmen beteiligt werden möchte. Ein skurriler Gedanke, wenn man bedenkt, dass die Telekom selbst viel Online-Marketing betreibt. Doch sollte dieser unwahrscheinliche Fall eintreten (Telekom dementiert) würde hier ein einfacher Kanalwechsel für Ruhe sorgen.

Alte Weisheit, neues Glück

Der Wirtschaftsfaktor Geld, schürt Angst und Hoffnung. Finanzexperten prognostizieren einen durch mobile AdBlocker verursachten Umsatzverlust von 1 Mrd Dollar. Eine hohe Summe, die ich allerdings für vollkommen überzogen halte. Man sollte nicht von Verlusten sprechen, sondern von Verteilung. Die Summe – sollte sie wirklich eintreten – wird durch neue Kanäle kompensiert. Bisher hat sich kein einziger Publisher, kleine wie große Medienhäuser oder auch Werber, bei mir zum Thema AdBlocker kritisch geäußert. Das wichtigste Signal in die Branche ist jetzt: Ruhe bewahren. Fest steht, unsere Digital-Wirtschaft ist bestens gerüstet, ob technologisch oder mit hochwertigem und App-optimiertem Content. Es wird eine Markt- und Umsatzverschiebung eintreten, hin zu In-App-Advertising. Wer hier weiterhin auf starke Inhalte setzt, hat nichts zu befürchten. Der Mobile-Only-Markt schreitet unaufhaltsam voran. 

Über den Autor

patrick kollmannPatrick Kollmann ist CEO und Co-Founder der AddApptr GmbH. Patrick betreut die Bereiche Partnerships und Business Development. Vor AddApptr gründete er erfolgreich mit Partnern die Gamestudios LITE Games und krassGames. Er ist seit mehr als 10 Jahren im mobile Marketing und in der App-Entwicklung tätig.

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4 Antworten zu “Mobile AdBlocker sind da – So, jetzt beruhigen wir uns alle mal wieder.”

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