App-Kritik: Jonathan Dähne von dailyme TV fehlt bei Spotify die Ordnung.

Spotify App LogoIn unserer Rubrik App-Kritik testen App-Macher andere Apps und schreiben dazu einen unterhaltsamen Erfahrungsbericht. Wer kritisieren kann, muss auch einstecken. Deshalb müssen unsere App-Kritiker und ihre App ebenfalls zur Kritik stellen. Jonathan Dähne, Geschäftsführer bei dailyme TV, eine Art „deutsches Hulu“, hat sich für uns ein paar fernsehfreie Tage genommen, um „den größten Plattenladen der Welt“ zu testen. Spotify riecht zwar nicht so gut wie eine nagelneue Vinylplatte, macht dafür aber Mucke nach Stimmung. Ein bisschen mehr Ordnung täte der Musik-App aber trotzdem gut, findet Dähne. 

Um es vorweg zu nehmen: Ja, diese App ist echt gut. Um ehrlich zu sein, für mich tatsächlich unverzichtbar. Und ja, ich nutze Sie täglich und bin dem Suchtfaktor dieser App hemmungslos verfallen. Sie hat einen Keil zwischen mich und meine gute alte Vinylsammlung getrieben. Von den vier Apps, die jeder Handybesitzer angeblich durchschnittlich im Relevant-Set hat, hat sie es bei mir auf Platz 3, gleich hinter der Kamera und den Mails – wenn diese überhaupt noch als Apps durchgehen, geschafft. Warum, erzählt dieser Artikel…

Was man als erfolgreiche App tun muss, um zu begeistern und zu überzeugen? Zunächst genau erstmal eines: Schlichtweg funktionieren. Und zwar dann, wenn ich als Nutzer es möchte. Doch diese scheinbar banale Anforderung stellt im realen App-Alltag eine wahre Herausforderung für viele mobile Anwendungen abseits der Games dar. Im Großstadtjungle wollen die Netzbetreiber-Antennen oftmals nicht so, wie der moderne Smartphone-Junkie will. Und so sucht man in Bus, Bahn oder Auto häufig vergeblich seine Verbindungsbalken und der Lieblingssong endet überraschend in der ersten Strophe. Ein Immer-Stets-Zu-Diensten-Feature besitzt dagegen Spotify in Perfektion: Die unverzichtbaren Offline-Playlisten. Zumindest dann, wenn ich faire 9,99 Euro pro Monat für den größten Plattenladen der Welt auftreibe. Doch auch wenn nicht bezahlt wird, zeugt die satte 5-Sterne-Bestnote im Appstore von Zufriedenheit auch ohne Bezahlung.

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Zur App: Mit Klick auf das zugegebenermaßen aus App-Marketing-Sicht wenig auffallende und abstrakte App-Icon öffnet sich auf dem iPhone das Paradies für Musikenthusiasten. Auch wenn Fans von Taylor Swift, den Beatles, Tool oder des neuen Dr. Dre-Albums enttäuscht nach den großen Hits ihrer Idole suchen, lacht das Herz jedes Popmusik-Studenten. Und auch wenn es tatsächlich in der Discographie einiger Künstler mal ausgegraute Titel gibt, da die Lizenz fehlt, wird jeder Metalhead, EDMler oder Gangster-Rapper auf seine Kosten kommen. Es gibt nahezu alles, was Töne hat. Das ist dann wohl die zweite Geheimzutat dieser Must-Have-App.

spotify iosDoch genau hierin liegt auch ein Defizit der App. Ein neues Problem? Nein, wer fragte sich in analogen Zeiten nicht, ob die Langspielplatten oder CDs lieber in alphabetischer Reihenfolge oder nach Farben sortiert werden sollten oder auf welcher gebrannten 1.000-Titel-MP3-CD dieser eine gute Song von Peter Gabriel versteckt war? Denn Ordnung ist das halbe Leben, gerade in der eigenen Musiksammlung – auch der digitalen. Und auch hier hat Spotify auf 4,7 Zoll leider noch kein UX-Patentrezept. Der Zugriff auf „Meine Musik“ wird dadurch schnell unübersichtlich und man findet sich in schlicht animierten Untermenüs von Untermenüs wieder. Könnte Spotify nicht beispielsweise im Flugmodus die Offline-Playlisten einfach automatisch ganz oben stellen?

Gut hingegen gefällt der für eine Musik-App unverzichtbare „Entdecken“-Modus. Angereichert durch treffende Empfehlungen, hilft er selbst nach einem gestressten Arbeitstag mit nur wenigen Klicks anhand von Gemütsstimmung, Anlass oder Musikrichtung schnell bei der Entdeckung des Herbst-Soundtracks. Bunte, modern gestaltete Cover weisen den Weg. Hier hat die Redaktion gute Arbeit geleistet und auch noch so ausgefallene Playlisten wie z.B. „Sleep“ angelegt. Mir fehlt allerdings neben dem klassischen „Suche und Finde“-Ansatz ein spielerischer Gamification-Modus, der noch mehr Spaß aus der prall gefüllten Musikbox Spotify holt. Das gelungene Musikquiz einer Shazam-App als Best-Practice-Beispiel oder auch bunte Mood-Regler bzw. den „Veequalizer“ von Puptat sucht man zum Erkunden neuer Sounds vergeblich. Spotify stell im Web mit „Your Year in Music“ den Musikkonsum eines Jahres visuell sehr ansprechend da, warum nicht auch in der App?

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Der Nutzer im Mittelpunkt: Ein Lob an die Macher für das vorbildlich zuverlässig bei jedem App-Update erscheinende Pop-Up, das kurz und knapp über neuste Feature aufklärt. Gefühlt gibt es tatsächlich bei jedem Update sinnvolle Features für den Nutzer und nicht wie bei anderen App-Anbietern kryptische Bugfix-Orgien kommuniziert. Die Push-Notifications, die man bei neuhinzugefügten Songs gespeicherter Playlisten bekommt, nerven hingegen häufig. Und ja, es gäbe noch so viel über Spotify zu sagen und man könnte bei uns im Team von dailyme TV weiter hitzig darüber diskutieren, ob der Social Feed tatsächlich mehr Musikvergnügen bereitet oder ob man nicht lieber doch einen Profil-Ansatz à la Last FM oder eine Kommentarfunktion für Songs wie bei Soundcloud bräuchte und ob das Pricing-Modell der Family-Funktion von Apple Music nicht attraktiver wäre. Für mich steht fest: Gemeinsam mit seinem kleinen kabellosen Boxenbruder Sonos spielt Spotify zuhause seine komplette Stärke aus und macht deutlich wie eine Musik-App 2015 sein muss. Danke für dieses Produkt.

Wie dailyme TV in unserer App-Kritik abschneidet: Carsten Schüerhoff von der Bauer Media Group lobt beim Test von dailyme TV das umfangreiche Unterhaltungsprogramm für Kids. Yoga-Videos im Stile der 80er trösten über längere Ladezeiten hinweg.
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jonathan-dahne-dailymeJonathan Dähne kam Ende 2010 zu dailyme TV und verantwortet dort als Geschäftsführer die Bereiche Content, Marketing und Media Sales. Dähne beschreibt dailyme TV als eine Art „deutsches Hulu“, bei dem mobiles Fernsehen an jedem Ort auch im Offline-Modus ohne Netzverbindung funktioniert. Vor seiner Zeit bei dailyme TV hat Jonathan u.a. für MTV Germany und Viva Musikfernsehen gemacht. Jonathan studierte an der Europa-Universität Viadrina “Kulturmanagement” sowie an der Universität Paderborn/Musikhochschule Detmold “Popular Music and Media“.

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