Interview: Ravi Kamran über die internationale Expansion von Trademob.

„Die Unternehmen in den USA und UK sind von ihrer Denke und Einstellung her um einiges weiter und investieren bereits intensiv in Mobile-App-Advertising“, sagt Ravi Kamran, Gründer und Geschäftsführer von Trademob, einem Berliner Startup für mobile Werbung. Deshalb expandiert Trademob nun in Richtung USA und Großbritannien und hat Adrienne Gauldie als Country Managerin UK/US engagiert, die den Aufbau von Trademob-Büros in London, New York und San Francisco leitet. Dank der Investoren Tengelmann Ventures und High-Tech Gründerfonds wächst Trademob aber nicht nur jenseits der Landesgrenzen, sondern ist auch in Deutschland auf steilem Wachtstumkurs, wie Ravi Kamran in unserem Interview erzählt.

mobilbranche.de: Ravi, seit unserem letzten Interview im Januar hat sich bei Trademob viel getan. Wie stark ist dein Team in dieser Zeit gewachsen und was für neue Produkte habt ihr seitdem lanciert, Stichwort smartBoost?

Ravi Kamran: Ja, das stimmt, seit Januar hat sich viel bei uns getan. Anfang des Jahres bestand unser Team noch aus ca. 15 Leuten, heute haben wir 80 Mitarbeiter.

Unser Steckenpferd ist und bleibt das Tracking und die Optimierung von Werbekampagnen für mobile Apps. Daher verfeinern und verbessern wir kontinuierlich unsere Tracking-Technologie und Targeting-Algorithmen. Unser neues Produkt smartBoost setzt genau da an. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass viele Advertiser ihre App erstmals über einen Push im App Store-Ranking sichtbar machen wollen. Durch unsere Reichweite können wir die Apps unserer Kunden sicher im App Store-Ranking auf Spitzenpositionen platzieren. Gleichzeitig analysieren wir mit unserem Tracking die Kampagnenergebnisse. So können wir zum Beispiel bewerten, wie viele organische Nutzer zusätzlich durch den Push gewonnen wurden, wie viele weitere Push-Kampagnen man schalten oder wie lange die App an der Spitze des App Stores gehalten werden sollte. Unser Gesamtangebot fällt bei den Werbetreibenden natürlich auf fruchtbaren Boden. Jedes Unternehmen möchte wissen, was seine Werbemaßnahmen gebracht haben und ebenso die richtigen Learnings für zukünftige Kampagnen daraus ziehen. Unser Tracking und das dazugehörige Reporting liefern die Antworten.

mobilbranche.de: Ihr habt gerade bekanntgegeben, dass ihr den neuen Advertising Identifier von Apple in euer Software Development Kit integriert habt. Wozu dient der neue Identifier?

Ravi Kamran: Der Identifier ist Apples Antwort auf die UDID, die aus datenschutzrechtlichen Gründen im März dieses Jahres von Apple verboten wurde. Mit dem neuen Identifier bietet Apple jetzt eine datenschutzfreundlichere Alternative. Nutzer haben die Möglichkeit des Opt-out, mit dem sie das Ad-Tracking einschränken und sich so gegen personalisierte Werbung entscheiden können. Wir freuen uns über diesen Schritt von Apple, denn der Identifier hat das Potenzial zum neuen Branchenstandard zu werden, was für die gesamte Marketingbranche sehr gut und wichtig ist.

Allerdings wird der neue Identifier nur für das Tracking von In-App-Werbung nutzbar sein, wie es auch schon bei der UDID der Fall war. Für das Messen von Werbekampagnen im mobilen Web wird weiterhin eine zusätzliche Tracking-Lösung benötigt. Außerdem müssen die ganzen Publisher erst einmal auf den neuen Identifier umrüsten bis er wirklich verwendet werden kann. Wir haben daher den Identifier zusätzlich zu unserer eigens-entwickelten Fingerprint-Technologie in unser SDK integriert. Damit können wir den gesamten mobilen Traffic, Web- und In-App-Traffic messen und bieten unseren Advertisern das aktuellste und zuverlässigste Tracking, das möglich ist.

mobilbranche.de: Bislang habt ihr euch stark auf Deutschland fokussiert, doch nun plant ihr die internationale Expansion. Wo eröffnet ihr Standorte und wie groß werden die sein?

Ravi Kamran: Wir expandieren gerade in den UK- und US-Markt mit eigenen Büros in London und New York. Zudem planen wir ein weiteres Office in San Francisco in den kommenden Monaten. Für die Leitung und den Aufbau wird unter anderem Adrienne Gauldie als Country Managerin UK/US verantwortlich sein. Mit ihr haben wir einen echten Glücksgriff gemacht. Als ehemalige Business Sales Directorin für MagicSolver ist sie in der UK- und US-Mobile-Szene sehr erfahren und ebenso gut vernetzt.

Das Team in UK wird aller Voraussicht nach aus circa zehn Mobile-Experten bestehen. Für die USA planen wir mit circa zwanzig Mitarbeitern natürlich ein wenig großzügiger. Abseits von UK und den USA sind wir in Europa noch mit einem eigenen Büro in Madrid vertreten und eine weitere Niederlassung in Paris befindet sich auch gerade im Aufbau.

mobilbranche.de: Wer leitet die internationale Expansion?

Ravi Kamran: Für die internationale Expansion ist neben mir unser Head of Sales, Florian Lutz, zuständig. Da für alle neuen Märkte der operative Schwerpunkt logischerweise das Neukundengeschäft ist, ist es natürlich sehr wichtig, einen erfahrenen Sales-Experten wie Florian an meiner Seite zu haben.

mobilbranche.de: Die USA und Großbritannien sind Deutschland im Mobile-Markt ja durchaus ein bis eineinhalb Jahre voraus. Wieso geht Trademob ausgerechnet in so große Märkte, wo schon viele Wettbewerber aktiv sind und konzentriert sich nicht z. B. auf Schwellenländer?

Ravi Kamran: Die Märkte in den USA und UK sind in der Tat schon weiter entwickelt als der deutsche und das ist ja auch das Spannende daran. Die Unternehmen dort sind von ihrer Denke und Einstellung her um einiges weiter und investieren bereits intensiv in Mobile-App-Advertising. Von daher war für uns schnell klar, dass wir dorthin expandieren, statt uns auf Schwellenländer zu konzentrieren, in denen der Mobile Markt noch weniger entwickelt ist als in Deutschland. Wir haben in UK und den USA auch viele Gespräche mit Werbetreibenden geführt, und es hat sich herausgestellt, dass sie mit dem aktuellen Angebot am Markt nicht zufrieden sind. Sie wünschen sich einfachere Strukturen, ein fortgeschrittenes Tracking, transparentes Kampagnen-Reporting und erfolgreiche Kampagnenoptimierung. Wir treffen hier also mit unserem Angebot auf fruchtbaren Boden und freuen uns, in den führenden Mobile Märkten zu starten. Das ist gerade eine sehr spannende Zeit für uns.

mobilbranche.de: Vor kurzem habt Ihr mit einer Studie auf Euch aufmerksam gemacht, wonach 40 Prozent aller Klicks auf mobile Werbung aus Versehen oder in betrügerischer Absicht passieren. Wie steuert Trademob diesem Phänomen entgegen?

Ravi Kamran: Die Studie und die gewonnenen Ergebnisse sind im ersten Moment natürlich erst einmal ein Schock. Keiner will ja Geld in unnütze Werbung investieren. Wenn man sich die Ergebnisse der Studie aber en detail anschaut, wird schnell klar, dass man mit einer entsprechenden Technologie schlecht performende Publisher sehr gut herausfiltern kann. Die schlechten bzw. betrügerischen Publisher lassen sich durch das Abgleichen der Conversion von Klick auf Nutzeraktionen sowie durch die detaillierte Analyse der Klickdaten jedes einzelnen Publishers identifizieren. Sobald man sie ausfindig gemacht hat, muss logischerweise der Einkauf weiterer Werbung hier vermieden werden. Wichtig hierbei ist der Zugang zu den nötigen Daten, ein fortgeschrittenes Analyseverfahren, das die Daten sinnvoll verarbeitet und Unregelmäßigkeiten aufdecken kann, sowie die Möglichkeit, Werbung bis auf Publisher-Ebene zu optimieren. Unser fortgeschrittenes Tracking und unsere Netzwerkintegration ermöglicht all das. So können wir mit unserer Technologie den Klickbetrug aufdecken, schlechte Quellen identifizieren und die Betrüger und schlechte Publisher auf eine Blacklist setzen.

Natürlich ist hierbei eine gute und enge Zusammenarbeit zwischen allen Parteien, also Werbetreibenden, Netzwerken und Advertising Plattformen wichtig. Nur so können wir vermeiden, dass unsere Branche in Verruf gerät.

Somit ist die vermeintlich schlechte Nachricht der Studie doch eine gute: Man kann die 40 Prozent der verlorenen Klicks mit dem richtigen Tracking und Targeting vermeiden. Von daher sollten die Studienergebnisse vielmehr als ein Appell für eine gute und enge Zusammenarbeit zwischen den Netzwerken, Plattformen wie uns und den Werbetreibenden verstanden werden.

mobilbranche.de: Der Schwerpunkt von Trademob ist das Mobile-App-Marketing, das meist performance-orientiert abgerechnet wird. Nun kann man seit einiger Zeit beobachten, dass mobile Werbenetzwerke zunehmend auch in den Bereich der Premium-Vermarktung auf TKP-Basis gehen. Wie positioniert sich Trademob in diesem Bereich?

Ravi Kamran: Premium-Werbung ist ein spannendes Feld und bietet viele neue Möglichkeiten für Advertiser und Publisher. Gerade auf mobilen Geräten gibt es spannende Werbeformate wie zum Beispiel interaktive Banner, die ein ganz anderes Erlebnis für den Nutzer bieten als klassische Werbebanner. In einigen Fällen rentiert es sich durchaus, hohe TKP-Preise für Rich-Media-Ads oder Premiumplatzierungen zu zahlen. Voraussetzung hierfür sind aber immer sehr hohe Conversions, die wir beispielsweise häufig im Bereich Mobile Social Media feststellen.

Unserer Erfahrung nach sind Premium-Kampagnen aber für viele Kunden, die einen positiven ROI für ihre mobilen Werbekampagnen sehen möchten, nicht sinnvoll. Es hängt immer vom Einzelfall ab. Wenn es sich für einen Kunden lohnt, schalten wir auch Premium-Kampagnen. Wir testen die verschiedenen Quellen und Kampagnen aus und letztlich entscheidet der ROI darüber, welche Kampagne gewählt wird. Es wird immer beides geben: Premium- und Performance-Kampagnen. Letztendlich wählen die Unternehmen, welche Modelle für sie und ihre jeweiligen Ziele am besten geeignet sind.

mobilbranche.de: Wo steuert mobile Werbung in den nächsten fünf Jahren hin – und welchen Teil vom Kuchen bekommt Trademob ab?

Ravi Kamran: Das ist eine spannende Frage. Fünf Jahre sind ein sehr langer Zeitraum in der mobilen Werbewelt. Es wird in Zukunft immer mehr in Richtung datengetriebenes Marketing gehen. Unternehmen wollen nicht länger auf Basis ungefährer Zahlen oder Vermutungen investieren. Sie wollen genau analysieren und verstehen, ob sich die Werbemaßen letztendlich auszahlen und wer genau ihre Nutzer sind, um entsprechende Profile erstellen zu können. Die Transparenz, die man aus der Online-Welt kennt, wird auch in der mobilen Werbewelt immer stärker eingefordert.

Dadurch, dass wir mit unserer Tracking-Technologie Mobile-Advertising-Kampagnen erstmals für Werbetreibende transparent machen und auf Basis der Ergebnisse auch ganz gezielt optimieren können, sitzen wir sinnbildlich gesprochen bestimmt auch mit an der Kuchentafel 😉

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview, Ravi!

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